Vortrag von Dr. Hans Hesse am 07.12.2023 im Küchensaal des Schlosses Jever
Die Verfolgung der Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus ist in der breiten Öffentlichkeit viel zu wenig bekannt. Dass diese ethnische Gruppe zum Teil entschiedenen Widerstand leistete – zum Beispiel 1944 gegen ihre bevorstehende Ermordung in Auschwitz-Birkenau – dürfte vielen gänzlich neu sein. Am Donnerstag, 7. Dezember, 19 Uhr hält der Historiker Dr. Hans Hesse (Köln) im Küchensaal von Schloss Jever einen Vortrag zum genannten Thema.
Am 16. Mai 1944 scheiterte der erste Versuch der SS, das so genannte „Zigeunerfamilienlager“ in Auschwitz-Birkenau durch Mord in den benachbarten Gaskammern aufzulösen, am Widerstand der Sinti und Roma. Diese verzweifelte Tat der in dem Vernichtungslager festgehaltenen Menschen ist beispiellos, aber bislang nicht hinreichend dargestellt worden. Ebenso, wie die zahlreichen weiteren Widerstandsaktionen von Sinti und Roma gegen ihre Verfolgung und Vernichtung.
Der Vortrag skizziert die Widerstandsgeschichte anhand zahlreicher Beispiele. Er schlägt hierbei einen Bogen bis in das Jahr 1963, als der Bundesgerichtshof endlich anerkannte, dass die rassische Verfolgung von Sinti und Roma 1938 begann. Das Urteil war ein Erfolg der überlebenden Opfer, die sich gegen ablehnende Bescheide in der so genannten „Wiedergutmachung“ nach dem Ende des NS-Terrorregimes zur Wehr setzten.
Für musikalische Umrahmung sorgt die Gruppe „Sinti Swing“ aus Oldenburg um den Gitarristen und Sänger Barono Schwarz. Er ist ein Enkel einer der wenigen Überlebenden des Völkermords an den Sinti und Roma Europas. Mit der Veranstaltung soll auch auf den bevorstehenden 81. Jahrestag des sog. „Auschwitz-Erlasses“ Himmlers vom 16. Dezember 1942 hingewiesen werden. Er führte zur Deportation Tausender Sinti und Roma. Darunter befand sich auch eine Familie aus Zetel. Veranstalter sind das Schlossmuseum und das GröschlerHaus Jever.