Neben dem Ziergeflügel, den Pfauen, Schwänen, Gänsen und Enten, die dem Besucher als erstes ins Auge fallen, findet sich auch eine Vielzahl von Singvögeln, darunter Kleiber, Baumläufer und Kernbeißer, sowie der Buntspecht. Neuerdings wird vereinzelt auch der Eisvogel im Park gesichtet, welcher zu den gefährdeten Arten gehört. Auch hat man hier die seltene Gelegenheit, den Flug von Eulen zu beobachten. Unter den dämmerungs- bzw. nachtaktiven Säugern, z. B. den verschiedenen Mäusearten, Igeln und Steinmardern, treten als eine besondere Attraktion des Parks die zahlreichen Fledermausarten hervor. Auf eigens angebotenen Fledermausführungen können diese kleinen Flugakrobaten an Sommerabenden beobachtet werden.
Das Ziergeflügel
Als Bereicherung und Blickfang werden in Parkanlagen wahrscheinlich schon seit dem 17. Jahrhundert farbenprächtige Ziervögel gehalten.
Die Heimat des Blauen Pfaus (Pavo christatus) ist Indien, doch schon in der Antike wurden die Tiere in Europa gehalten. Es sind vor allem die Pfauenhähne, die durch ihr prachtvoll schillerndes Gefieder beeindrucken, insbesondere wenn sie während der Balz ihr Rad schlagen. Die durchdringenden Pfauenschreie, die wie das laute Wehklagen einer Katze klingen, sind weithin hörbar. Wie viele andere Arten der Hühnervögel fliegen die Pfauen gerne auf Bäume, um dort in ihren Ruhephasen besser vor möglichen Bodenfeinden geschützt zu sein – im Schlosspark Jever sitzen sie meist auf den Bäumen entlang der Graft. Sie stellen ein beliebtes Motiv für Fotographierende dar.
Die Nilgans (Alopochen aegyptiacus) ist vorwiegend in den Wallanlagen Jevers zuhause, tauchen aber auch gelegentlich im Schlosspark auf. Es handelt sich hierbei um eine afrikanische Art, die jedoch seit langem als Ziervogel gehalten wird.
Stock- und Laufenten (Anas platyrhynchos) sind ebenfalls oft im Schlosspark in einer recht hohen Anzahl zu finden. Gerade die Erpel fallen im Gegensatz zu den weiblichen Enten durch ihr farbenprächtiges Federkleid auf. Neben den flugfähigen Stockenten leben zudem flugunfähige Laufenten im Park. Sie fallen durch ihre eher aufrechte Körperhaltung auf. Im 19. Jahrhundert aus dem südostasiatischen Raum nach Europa eingeführt, gilt die Laufente als beliebter Gartenhelfer, indem sie sich vorwiegend von Schnecken ernährt.
Wildvögel
Der Eisvogel (Alcedo atthis), als gefährdete Art, hat in der jüngsten Vergangenheit wieder Einzug im Schlosspark erhalten. Er fällt durch sein charakteristisches Gefieder auf. Mit etwas Glück erhascht man einen Blick auf das „fliegende Juwel“, wenn er über die Wasseroberfläche der Graft eilt oder auf einem überhängenden Ast verweilt.
Mit seinem alten Baumbestand bietet der Schlosspark gute Lebensbedingungen für Höhlenbrüter, wie beispielsweise den Waldkauz (Strix aluco). Doch durch die zunehmende Abgängigkeit des vorwiegend alten Baumbestandes, gerät der Waldkauz in „Wohnungsnot“. Im Eulenturm des Schlosses wurde ein Eulenkasten installiert, der als Unterschlupf und Ort für die Brutsaison dient.
Während vieler Monate im Jahr sind die Saatkrähen (Corvus frugilegus) die auffälligsten Vögel des Schlossparks, wo sie in einer großen Kolonie brüten. Vom frühen März bis Mitte April sind die Vögel lautstark mit dem Besetzen der Nistbäume und dem Bau der Nester beschäftigt. Auch bei Aufzucht und Fütterung der Jungen geht es nicht leiser zu. Erst nachdem die Jungen im Juni flügge geworden sind und die Kolonie verlassen haben, wird es im Schlossgarten ruhiger. Allerdings erscheinen in den Folgemonaten regelmäßig große Schwärme auf ihren abendlichen Sammelflügen zum Schlafplatz, und auch im Herbst und Winter finden sich immer wieder Trupps, die sich geräuschvoll in der Kolonie niederlassen.
Frühere Saatkrähenkolonien im Schlosspark und im gesamten Stadtgebiet von Jever wurden bekämpft, so dass das Brutvorkommen der Art ab Mitte der 70er Jahre über lange Zeit erloschen war. 1992 gründeten Saatkrähen erstmals erneut eine Kolonie in dem Wäldchen beim Grashaus. 1994 wurden von dort aus auch wieder der Schlosspark und anschließend die Bäume der Wallanlage besiedelt. Mittlerweile gehört die Saatkrähe mit über 500 Brutpaaren zu den häufigsten und markantesten Vögeln Jevers.
Vieles, was man diesen Vögeln anlastet, hat sich als falsch erwiesen. Weder führt der Nestbau der Krähen oder ihr Kot zum Absterben der Bäume, noch dezimieren sie die Kleinvögel und Enten im Park. Daher sollte die Brutkolonie der Saatkrähe im Schlosspark toleriert werden.
Das Brutgeschehen der Saatkrähe „Mathilde“ konnte in den vergangenen Jahren via Webcam in den Monaten Februar bis Mai beobachtet werden. Auch in den folgenden Jahren soll wieder der Einblick in das Nest ermöglicht und so für diese Art sensibilisiert werden.
Weitere im Schlosspark gesichtete Brutvogelarten sind unter anderem der Sperber (Accipiter nisus), das Teichhuhn (Gallinula chloropus), der Buntspecht (Dendrocopos major), die Bachstelze (Motacilla alba), der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes), das Rotkehlchen (Erithacus rubecula), der Zilpzalp (Phylloscopus collybita), verschiedene Meisenarten (Paridae) sowie viele mehr.
Als Gastvögel im Park sind unter anderem der Graureiher (Ardea cinerea), der Turmfalke (Falco tinnunculus), der Mauersegler (Apus apus), die Rotdrossel (Turdus iliacus) oder der Bergfink (Fringilla montifringilla) zu verzeichnen.
Die Fledermäuse
Fledermäuse (Microchiroptera) zählen zu den Fledertieren, den einzigen Säugetieren, die fliegen können. Alle heimischen Fledermausarten sind nachtaktive Insektenfresser und erjagen ihre Beute im Flug.
Mit ihrem Ultraschall-Echoortungssystem können sie sich perfekt im nächtlichen Luftraum fortbewegen und Insekten aufspüren: Die für den Menschen unhörbaren Fledermausrufe werden von Umgebung und Beutetieren reflektiert und als Echo von den Ohrentrichtern der Fledermaus eingefangen. Mit Ultraschall-Detektoren können die Rufe auch für das menschliche Ohr hörbar gemacht werden.
Unter den Fledermausarten, die im Schlosspark leben, ist die relativ große Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) am auffälligsten. Sie kommt in dieser Region noch häufig vor und fliegt bereits früh am Abend aus. Regelmäßig werden im Park auch die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), der Abendsegler (Nyctalus) und die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) registriert.
Verschiedenen Arten dienen die Dachbodenräume des Schlosses als Sommer- bzw. Zwischenquartier. Die Schlossgraft, die früher als breiter offener Graben die Burganlage umgab und offene Verbindungen zu den Graften der Stadtbefestigung hatte, ist heute im Eingangs- und im Verbindungsbereich zur Blankgraft durch ein gemauertes Tunnelgewölbe überbaut. In diesem frostfreien Bereich mit hoher Luftfeuchtigkeit und zahlreichen Mauerspalten und Hohlräumen finden verschiedene Fledermausarten ihr jährliches Winterquartier. Hier wurden bei den jährlichen Kontrollen bisher regelmäßig Wasser- und Fransenfledermäuse (Myotis nattereri) sowie gelegentlich das Braune Langohr (Plecotus auritus) registriert.
Laufkäfer
Laufkäfer (Carabidae) sind epigäisch, also auf dem Erdboden, lebende Käfer. Gleichzeitig gibt es einige Arten, die fast ausschließlich kletternd auf Bäumen und Sträuchern leben. Durch ihre kräftigen und langen Laufbeine, die großen Augen und die fadenförmigen 11-gliedrigen Antennen sind sie nicht nur sehr gut an ihren Lebensraum angepasst, sondern auch gut von anderen Käfer-Familien zu unterscheiden. Die meisten der 570 in Deutschland, bzw. 405 in Niedersachsen, lebenden Arten sind räuberisch und ein wichtiger Bestandteil der epigäischen Ökozoonose, also der tierischen Lebensgemeinschaft. Ihr Fraßverhalten reguliert das Vorkommen verschiedenster Beute-Organismen. So gibt es z.B. den Lederlaufkäfer der Jagd auf Nackt- und Gehäuseschnecken macht. Andere Arten wie der Borstenhornläufer (Loricera pilicornis) sind auf die Jagd nach Springschwänzen (Collembola) spezialisiert. Dabei haben die Tiere an ihren Antennen und unterhalb des Kiefers lange Fangborsten mit denen sie ihre Beute wie in einer Reuse fangen. Andere Arten wie der Sechspunktige Putzläufer (Agonum sexpunctatum) ernähren sich wiederum eher generalistisch von kleinen Bodeninsekten und Aas.
Die meisten Laufkäfer sind dunkelbraun bis schwarz gefärbt, was ihnen bei ihrer meist nachtaktiven Lebensweise zugutekommt. Es gibt aber auch sehr bunte und schillernde Arten wie den Wiesen-Buntläufer (Poecilus versicolor). Diese schillernde Färbung entsteht dabei nicht aus Farb-Pigmenten, sondern wird von der Mikro-Struktur des festen Chitin-Panzers bestimmt. Diese Struktur bricht das Licht unterschiedlich, wie es auch bei einem Ölfilm auf dem Wasser vorkommt.
Laufkäfer sind durch ihren Lebenszyklus stark von der Vielfalt der Boden- und Vegetationsstruktur abhängig. Sie reagieren sensibel auf Umweltveränderungen und sind dadurch ein guter Indikator für die Lebensraumqualität. Viele Arten legen ihre Eier in den Boden oder in Totholz ab. Die Larven leben am und im Boden und ausgewachsen Laufkäfer sind auf Überwinterungsmöglichkeiten im Totholz, unter Rinde und unter der Vegetationsstruktur angewiesen. Fehlen diese Versteckmöglichkeiten, verringert sich auch sehr schnell die Anzahl der in einem Gebiet lebenden Tiere bis hin zu einem lokalen Aussterben.
Maximilian Schinkel (RaUm Consult GmbH) führt im Rahmen des Projektes „Schlosspark im Klimawandel“ ein Laufkäfer-Monitoring durch. Text und Bilder wurden von M. Schinkel freundlicherweise bereitgestellt.
Wildbienen
Wildbienen sind keine, wie der Name vermuten lassen könnte, wilden Honigbienen. Die meisten Wildbienen leben solitär, bilden also keine großen Staaten wie die Honigbiene. Man findet sie oft auf Blüten oder an ihren Nistplätzen, zu denen sie den gesammelten Pollen bringen, um ihren Nachwuchs großzuziehen. Die Rotfransige Sandbiene (Andrena haemorrhoa) und die Dunkelgrüne Schmalbiene (Lasioglossum morio) graben sich, so wie ein Großteil der in Deutschland lebenden Wildbienen, ihre eigenen Nisthöhlen im Boden. Andere Arten bevorzugen von Käfern gefressene Gänge in Totholz, tote Stängel von Sträuchern wie der Brombeere oder sogar leere Schneckenhäuser. Jede Wildbienenart hat eigene Ansprüche an ihren Lebensraum, wobei die bevorzugten Nahrungspflanzen, Nistplätze und das Material zum Nestbau alle in einem relativ kleinen Radius vorhanden sein müssen.
Insgesamt sind in Niedersachsen und Bremen 381 Wildbienenarten nachgewiesen, von denen fast 10% mittlerweile bereits ausgestorben oder verschollen sind. Im Rahmen des Projektes „Schlosspark Jever im Klimawandel“ sollen Maßnahmen getroffen werden, um die Vielfalt von Wildbienen und anderen Insekten zu fördern. Hierbei sind die Anlage einer sogenannten Lehm-Lösswand und die Anlage von weiteren Blühflächen mit heimischen Kräutern und Stauden im Gespräch.
Jakob Kalus (RaUm Consult GmbH) führt im Rahmen des Projektes „Schlosspark im Klimawandel“ ein Wildbienen-Monitoring durch. Text und Bilder wurden von J. Kalus freundlicherweise bereitgestellt.
Auf dem Wall und um den Schlossgraben dienten Hecken als natürliche Barriere. So befand sich beispielsweise am Schlossgraben entlang der Terrasse eine 280 Meter lange Weißdornhecke.
Zudem gab es auf dem Wall Apfel- und Birnbäume, deren Früchte jährlich an die Einwohner Jevers verkauft wurden. Für die Umgestaltung der Wallanlage in einen englischen Landschaftspark mussten in den Jahren 1827 und 1828 die meisten dieser Bäume und Hecken weichen und wurden in mehreren Verkaufsaktionen an Liebhaber versteigert.
Der neue Park wurde mit Rot- und Blutbuchen, Eschen, Linden und Eichen, aber auch mit zahlreichen Sträuchern und Rosen bepflanzt. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts kamen weitere typische, z.T. exotische Parkbäume hinzu.
Exoten des Parks
Japanische Lärche (Larix kaempferi)
Diese Lärchenart stammt ursprünglich aus den Bergwäldern Japans, ist aber auch in Europa heimisch geworden und wird in den luftfeuchten Regionen Norddeutschlands und Dänemarks auch als Forstbaum angepflanzt. Sie ist zudem oft in Parks und Gärten zu finden.
Der sommergrüne Baum kann bis zu 30 m hoch werden, entwickelt eine breitkegelige Krone und bildet waagerechte Äste aus. Die Japanische Lärche ist zudem recht anspruchslos, was die Bodenbedingungen angeht und toleriert zudem erhöhte Luftverschmutzungen eher als andere Baumarten.
Urwelt-Mammutbaum (Metasequoia glyptostroboides)
Der Urwelt-Mammutbaum ist ein laubabwerfender Nadelbaum und wurde erst 1941 in einer unzugänglichen Bergregion in China entdeckt. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte man ihn nur durch Fossilienfunde.
Der Urwelt-Mammutbaum gehört zu den Zypressengewächsen und hat große Ähnlichkeit mit der Echten Sumpfzypresse, die ebenfalls im Schlosspark zu finden ist.
Er bildet hellgrüne Nadeln aus, die 1 bis 3,5 cm lang sind. Im Herbst nehmen die Nadeln zunächst eine zarte rosa-gelbe Färbung und werden schließlich lachsrot bis kupferfarben.
Echte Sumpfzypresse (Taxodium distichum)
Die Heimat der Sumpfzypresse sind die feuchten Niederungen im Süden der USA, Mexiko und Guatemala.
Man findet sie oft in europäischen Parks und Gärten. Um gut zu gedeihen, benötigt sie jedoch warme Sommer. Die Sumpfzypresse ist ein sehr langsam wachsender Baum. Der Austrieb der Blätter beginnt sehr spät und langsam im Juni. Ende Oktober werden sie abgeworfen.
Wie auch hier im Schlosspark wird die Sumpfzypresse gerne an Gewässerufern gepflanzt und bevorzugt eher feuchte Böden. Sie kann eine Höhe von 35 m erreichen und über tausend Jahre alt werden.
Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera)
Eine botanische Kostbarkeit des Parks stellt der 30 Meter hohe Tulpenbaum dar, ein im Osten der USA heimisches Gehölz. Im Mai und Juni bildet er 5 cm lange, grünlich-gelbe Blüten aus, deren Form an Tulpenblüten erinnern. Auch die Blätter des Baumes sind ungewöhnlich: sie sehen denen des Ahorns ähnlich, sind aber an der Spitze wie „abgeschnitten“. Im 17. Jahrhundert in Europa eingeführt, wurde der Tulpenbaum gern als Park- und Alleebaum gepflanzt,
Kanadische Hemlockstanne (Tsuga canadensis)
Die Kanadische Hemlockstanne ist im östlichen Nordamerika beheimatet und gehört zur Nadelholz-Gattung ‚Tsuga’. Im Vergleich zur heimischen Fichte besitzt sie viel weichere Nadeln und wesentlich kleinere Zapfen.
Die Kanadische Hemlockstanne wurde bereits 1730 in Europa eingeführt und ist heute in Parks und größeren Gärten regelmäßig vertreten. Aufgrund des Geruchs ihrer zerriebenen Nadeln wird sie auch Schierlingstanne – von englisch ‚hemlock’ für Schierling – genannt.
Gerne wird sie in der Nähe von Teichen oder Wasserläufen gepflanzt, so auch im Schlosspark Jever entlang der Graft, wo außer dem großen, majestätisch wirkenden Baum noch weitere kleinere Exemplare stehen.
Fernöstliche Exoten
Ginkgobaum (Ginkgo biloba)
Beim Ginkgo mit seiner typischen zweilappigen Blattform handelt es sich um ein echtes lebendes Fossil. Er ist der einzige noch existierende Vertreter einer sehr ursprünglichen Klasse der Samenpflanzen, die in früheren Erdzeitaltern weit verbreitet war.
Als Nacktsamer ist der Ginkgo den Nadelbäumen viel näher verwandt als den Laubbäumen. Sein Blatt unterscheidet sich auch deutlich von dem einer Buche oder Eiche. Es weist eine sehr altertümliche Art der Aderung auf, die Gabeladerung.
Seine Bekanntheit verdankt der Gingko insbesondere auch seiner Entdeckungsgeschichte. Als Relikt überdauerte er in Südostchina die Zeiten und wurde schon sehr früh als heiliger Baum in buddhistischen Klosteranlagen gepflanzt. Als „Tempelbaum“ kam er auch nach Japan, wo er 1690 vom deutschen Arzt und Forschungsreisenden Engelbert Kaempfer entdeckt wurde. Um 1730 brachte man das erste Saatgut nach Europa und pflanzte in Utrecht einen Baum. Von dort aus zunächst als eine Rarität weiter verbreitet, gewann der Gingko als Zierbaum schnell an Beliebtheit. Heute ist dieser widerstandsfähige Baum in Anlagen und auch Privatgärten häufig anzutreffen.
Jeder Baum bildet nur männliche oder nur weibliche Blüten aus. Der Gingko im Schlosspark ist ein weibliches Exemplar, das im Herbst die essbaren, wie kleine Aprikosen aussehenden Samen trägt.
Katsurabaum (Cercidiphyllum japonicum)
Knapp 20 Meter entfernt vom Gingko steht ein weiterer fernöstlicher Exot, der ebenfalls ein lebendes Fossil ist: der Katsurabaum. Er ist in Japan und China beheimatet.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird er in Europa in Parks und Anlagen gepflanzt, wo er vor allem wegen seiner dekorativen herzförmigen Blätter und intensiven Herbstfärbung beliebt ist. Er wird auch Lebkuchen- oder Kuchenbaum genannt, weil die welken Blätter im Herbst einen würzigen Kuchengeruch aufweisen, insbesondere dann, wenn sie auf dem feuchten Boden liegen.
In seiner Heimat kann der Kuchenbaum die beträchtliche Wuchshöhe von 30 und sogar 45 Metern erreichen, in den hiesigen Parks bleibt er mit Höhen von etwa 12 Metern meistens niedrig und wirkt durch seine Mehrstämmigkeit eher wie ein Strauch.
Weitere Baumarten
Linde (Tilia x vulgaris)
Alle großen Linden im Schlosspark gehören der Holländischen Linde, einer Hybrid-Art an, deren Eltern Sommerlinde und Winterlinde sind.
Diese Lindenart kann bis zu 40 Meter hoch und bis zu 20 Meter breit werden.
Die sehr alten und gewaltigen Bäume auf dem Hügel sind vor vielen Jahrzehnten einmal gekappt worden und haben dann jeweils mehrere Äste als „Ersatz-Stämme“ ausgebildet. Dieser Eingriff weist darauf hin, dass den Linden an dieser Stelle ursprünglich eine besondere Gartenraum gestaltende Bedeutung zugedacht war.
Es ist kein Zufall, dass bei der Anlage dieses Laubenplatzes die Wahl auf Linden fiel. Schon in früheren Zeiten besaß dieser Baum große Popularität: Er fungierte als Baum der Begegnung, des Austausches und des Gesprächs. Es gab die Gerichtslinde, unter der Urteile gefällt wurden, und die Dorflinde, unter der man sich zum Tanz traf. In der Dichtung wurde sie als Zentrum der Geselligkeit besungen und schließlich in der Romantik zum Gemütsbaum schlechthin erkoren.
Die emotionale Aufladung ergab sich wahrscheinlich aufgrund mehrerer Merkmale des Baumes, zum einen durch die Herzform der Blätter, zum anderen durch den süßen, berauschenden Duft zur Blütezeit. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch die Namengebung: ‚lind’ bedeutet ursprünglich ‚biegsam’, aber auch ‚weich’, ‚zart’ und ‚mild’.
Rotbuche (Fagus silvatica)
Die Rotbuche ist ein häufiger europäischer Laubbaum, der in vielen Wäldern bestandsbildend auftritt. Von der Wildform der Buche abweichend sind verschiedene Varietäten, von denen in Parks, Anlagen oder größeren Gärten z.B. die Blutbuche häufiger gepflanzt wird. Diese war im 19. Jahrhundert im Jeverland sehr beliebt und scheint bei der Bepflanzung des Schlossparks eine besondere Rolle gespielt zu haben.
Mit gärtnerischem Kunstgriff ließen sich die ehemaligen Buchen im Schlosspark mit der Methode des Mehrstammpflanzens relativ schnell große und eindrucksvolle Baumgestalten erzielen, was jedoch eine geringere Lebensdauer zur Folge hat. Während normal wachsende Buchen ein Alter von über 200 Jahren aufweisen können, ist die Lebensdauer der Buchen aus mehreren Stämmen auf Grund von Mulden und Nischen innerhalb des Stammverbunds und dem damit verbundenen Ansammeln von Regenwasser und Humus deutlich geringer. Pilzbefall und Faulungsprozesse sorgen früher oder später für ein Zerbrechen des Stamms an den Stammnähten.
Die letzte alte Blutbuche aus mehreren Stämmen war im Sommer 2004 abgängig. Neupflanzungen junger Buchen wurden in junger Vergangenheit veranlasst, um den historischen Parkcharakter zu erhalten.
Stieleiche (Quercus robur)
Von den beiden in Deutschland beheimateten Eichenarten kommt in den Geestgebieten Nordwestdeutschlands ausschließlich die Stieleiche vor. So auch im Schlosspark Jever. Mit mehreren großen Exemplaren ist sie hier vertreten. Gegenüber des Sophienstifts steht das wohl größte Exemplar mit einem Stammumfang von ca. 5 m unmittelbar an der Schlossgraft. Die Position an der Graft und die damit einhergehende gute Wasserversorgung gerade zu trockenen Zeiten begünstigt vermutlich das Wachstum der großen Stieleiche.
Eibe (Taxus baccata)
Die Eibe ist ein ursprünglich in Mitteleuropa beheimateter Nadelbaum, dessen hartes, aber durchaus sehr elastisches Holz in früheren Jahrhunderten einen wichtigen Werkstoff darstellte (bspw. Bogen- und Armbrustherstellung oder Drechsel- und Schnitzarbeiten). Durch stark veränderte forstliche Anbaumethoden verlor die Eibe erheblich an Bedeutung, erhielt jedoch Einzug in die Park- und Gartenlandschaft. Im Schlosspark Jever finden sich über 20 Exemplare.
Weitere im Schlosspark Jever zu findende Baumarten sind unter anderem die Esche (Fraxinus excelsior), der Ahorn (Acer pseudoplatanus und Acer platanoides), die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), die Schwarzerle (Alnus glutinosa), die Stechpalme (Ilex aquifolium), die Riesen-Thuja (Thuja plicata) sowie die Lawsons Scheinzypresse (Chamaecyparis lawsonia).
Geheimnisumwoben sind die unterirdischen Gänge, die das Schloss zu Jever umgeben haben. Sie dienten seinerzeit in erster Linie der Verbindung zwischen der ehemaligen Unterburg und dem eigentlichen Schloss. Heute ist die Lage vieler Gänge noch unbekannt. Einzig der Zugang des sog. Fräulein-Marien-Gangs ist noch im Gelände des Parks zu erkennen. Auch dieser Gang diente der Verbindung zwischen dem Schloss und den Wirtschaftsgebäuden der Unterburg, die um 1830 abgerissen wurden. Heute ist der Gang verschlossen und dient als Winterquartier verschiedener Fledermausarten sowie als ökologische Nische sonstiger faunistischer Arten.