Das Schloss zu Jever war lange Zeit Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft. Allerdings residierten die jeweiligen Landesherren vom 17. bis zum 19. Jahrhundert oft weit entfernt und ließen sich vor Ort von Beamten vertreten. Für die Menschen in Stadt und Land bedeutete dies Chancen auf Freiräume.
Ende des 18. Jahrhunderts lebten etwa 15.600 Menschen im Jeverland, davon rund 2800 in der Stadt. Der größte Einfluss kam den freien, erbberechtigten Bauern zu, die sich – was ihre Rechte gegenüber dem Landesherrn und ihren wirtschaftlichen Wohlstand betraf – kaum von den wohlhabenden Kaufleuten und Handwerkern in der Stadt Jever unterschieden, ja diese sogar oft übertrafen. In der Sammlung des Museums zeigt sich, wie repräsentativ und kostbar viele Dinge des Festtags und des Alltags gearbeitet sind, die aus den Familien der Marschenbauern stammen.
Die Familien der wohlhabenden Marschenbauern webten nicht nur untereinander verwandtschaftliche Netzwerke, sondern auch mit den Angehörigen der Kaufmannschaft, den Handwerkern, fürstlichen Beamten und Akademikern. Sie waren im Deich- und Sielwesen, im Kirchen-, Armen- und Schulwesen oder gar als landschaftliche Vertreter auch politisch aktiv. Als “Unternehmer-Landwirte” erwirtschafteten sie hohe Erträge, die dann in Pachtland, die Kreditvergabe, stattliche Gulfhäuser, repräsentatives Interieur oder die Ausbildung der Kinder investiert wurde.