Friesische Wohnkultur

Objekte der historischen Wohnkultur vermitteln ein eindrucksvolles Bild davon, wie auch der ländliche Raum Impulse, die von kulturellen Oberzentren ausgingen, aufgenommen hat. Für das friesische Jeverland haben Ostfriesland und Holland eine wichtige Rolle gespielt.

Farbige Möbel: Neben der Truhe, die im Mittelalter oft das einzige Bewahrmöbel war, lassen sich für die ost-friesische Küstenregion seit dem 17. Jahrhundert auch der Kleider- und Wirtschaftsschrank und die Anrichte nachweisen, zu denen dann im 18. Jahrhundert der Glas- und der Aufsatzschrank kamen. Neuere Forschungen haben belegen können, dass es neben den bekannten naturbelassenen Hartholzmöbeln einen einst gleichgroßen Bestand an bemalten Möbeln auch aus Weichholz gegeben hat und selbst Eichenmöbel mit Schnitzwerk farbige Fassungen besaßen.

Fliesenzimmer: Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts begann die wohlhabende ländliche Bevölkerung der Küstenregion ihre heizbaren Wohn- und Schlafräume mit Fliesen auszustatten. Zumeist beschränkte man sich auf die feuchten Außenwände und die Seite mit dem Ofen. Der erhielt durch diese Maßnahme ein repräsentatives Aussehen, welches durch die großflächigen Fliesentableaus mit figürlichen Darstellungen, wie z.B. Tiere oder Schiffe, noch verstärkt wurde. Die Fliesen stammen aus den Niederlanden und wurden in den Fayence-Manufakturen von Harlingen oder Makkum gefertigt.

Friesische Wohnstube: Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurde die Stube im Jeverland zum Mehrzweckraum der Familienmitglieder und ihrer Gäste. Neben repräsentativen Aufgaben, die durch den Kleiderschrank, ausgestelltes Geschirr oder die friesische Uhr zum Ausdruck kommen, diente er auch als Schlafraum und war durch eine Alkoven- oder „Butzen“wand vom übrigen Wohnraum abgetrennt. Die Form dieser Wohn-Schlafraumkombination blieb in den friesischen Bauernhäusern (Gulfhäusern) bis weit ins 19. Jahrhundert bestehen, in ärmeren Haushalten sogar noch länger.

Jeversche Küche: Bei der Küche handelt es sich um einen Schauraum, der zwischen 1920 und 1930 eingerichtet wurde.
Das Bild der Küche wird von einem kaminartigen Herd mit Rauchfang bestimmt. Dieser Typ war während des 17./18. Jahrhunderts in Bauern- und Bürgerküchen gleichermaßen üblich und verkörpert die in Nordwesteuropa gebräuchliche Form. Die Herdstelle ist mit mobilem Zubehör wie Bratenwender, Feuerstülpe und Kesselhaken ausgestattet, wie es bis zur Übernahme des eisernen Kochherdes gegen Ende des 19. Jahrhunderts durchaus üblich war.