Minimuseum Ellenserdamm

Das MinimuseumFrauenMännerKinderHaushaltGewerkeGesellschaftRegionKleidung

 „Alle diese lieben Dinge, Antiquitäten, wertlose Gebrauchsgegenstände aus lang vergangener Zeit,

sind wieder zu Ehren gekommen, man hat sie gesäubert, behandelt – jetzt schmücken sie überall

das Heim oder erinnern nur einfach an längst verstorbene Ahnen – vergangene Zeiten.“

(Elisabeth Meyer)


Portrait von Elisabeth Meyer ca. 1960- 1970
Portrait von Elisabeth Meyer ca. 1960- 1970

Bereits 1985 gründete die Heimatforscherin Elisabeth Meyer (geb. Addicks) das “Minimuseum”. Ihr kleines Heimatmuseum hatte den Anspruch, regionale Geschichte im Kleinen darzustellen. Die Idee erwuchs aus einer, gemeinsam mit den Landfrauen organisierten, “historischen Modenschau”.

Elisabeth Meyer stellte hier fest, dass die Erbstücke und Familienschätze, die sich seit Generationen in ihrem Haus befanden, auch von anderen interessant gefunden wurden. Daraufhin richtete Frau Meyer in drei Räumen ihres Privathauses ihr „Minimuseum“ ein und hatte seitdem jeden Mittwoch und auch auf Anfrage geöffnet.

Besonders in den späten 80er und 90er Jahren war ihr Minimuseum ein regelrechter “Geheimtipp” und Ausflugsziel für Schulklassen, Radfahrergruppen, und Vereinsausflüge. Bis zu ihrem Tod 2011 führte Elisabeth Meyer das „Minimuseum“ weiter.

Nun ist das „Minimuseum“ im Besitz des Schlossmuseums Jever. Einige Stücke sind in unserer Dauerausstellung zu besichtigen. Vollständig präsentiert wird das Minimuseum mit neuer Konzeption und Sortierung auf diesen Seiten.

Das Minimuseum früher
Minimuseum
Alte Aufnahmen…

Den meisten Besucher*innen des Minimuseums ist vor allem die Fülle in Erinnerung geblieben: drei Räume waren bis oben hin vollgepackt mit alten Sachen. Die hier gezeigten Bilder geben nur einen Bruchteil von dem wieder, was sich über die Jahre angesammelt hat.

Gleichzeitig kann man sehen, dass einige Objekte im Laufe der Zeit abhanden gekommen sind. Vermutlich lud die offene, ungesicherte Präsentation einige Gäste dazu ein, sich ungefragt kleine Souvenirs einzustecken. Andere Teile sind aufgrund der schwankenden Raumtemperaturen und fehlenden Vitrinen verfallen.

Minimuseum
… aus dem Minimuseum …
Minimuseum
… zeigen die Fülle der Sammlung.

Besonders die historischen Textilien hatten es Elisabeth Meyer angetan. Ihre Lieblinge hatte sie ordentlich und gut sichtbar aufgehängt und ihnen damit auch in der Fülle eigenen Platz geschaffen.

Ab und an schlüpfte Frau Meyer auch selber noch in eines der Kleider, um zu demonstrieren, wie diese getragen wurden. Oder sie ließ ihre Familienmitglieder darin posieren.

Überhaupt war ihr sehr an einer gebrauchsoriertierten Präsentation gelegen. Die Unterröcke stopfte sie mit Plastik aus, um das Volumen und das Rascheln zu demonstrieren. Die Kalliope, die sich leider nicht im Schlossmuseum befindet, spielte zu besonderen Gelegenheiten auch mal auf. Andere Dinge wurden gerne hochgehoben und herumgereicht.

Minimuseum
Vor allem die Kleider …
Minimuseum
… waren Elisabeth Meyers …
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… ganzer Stolz.
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Elisabeth Meyers Tochter und Enkelkind in historischer Kleidung, 1979
Aufbewahrung
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In diesen Plastikdosen wurden …
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… archäologische Fundstücke präsentiert.

Dinge, die besonders alt waren oder wertvoll erschienen, wurden in durchsichtigen Plastikdosen aufbewahrt. Die Dosen wurden dann sorgsam beschriftet. Hierbei konnte es sich durchaus auch um leere Pralinenschachteln handeln. Selten waren diese Schachteln also so dicht, wie es Museumsvitrinen üblicherweise sind. Luftfeuchtigkeit konnte weiterhin eindringen und auch vor Temperaturschwankungen waren die Objekte so nicht geschützt. Aber Verschmutzungen durch Staub konnte so vorgebeugt werden.

Minimuseum
Metall kann rosten, Holz kann feucht werden.
Minimuseum
Die wenigsten Sachen wurden möglichst Sauerstoffarm ausgestellt.

Wie sehr das Klima auch in einem Gebäude Objekten zusetzen kann, zeigt sich vor allem an den Aufbewahrungskisten aus Holz und Metall. Einige von ihnen sind stark aufgequollen, oder rostig. Und die Papierkartons erscheinen ebenfalls abgewetzt.

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Zur Aufbewahrung von Kleinteilen konnten die Schachteln mal verziert, mal ganz schlicht sein.
Minimuseum
Manchmal ist unklar, ob ein Objekt Aufbewahrungsmittel oder Ausstellungsgegenstand war.

Trotzdem lohnt sich bei so mancher Verpackung der zweite Blick. Einige Kisten erscheinen so interessant, dass man nicht sicher sein kann, ob sie nur zur Aufbewahrung verwendet oder auch selbst Ausstellungsstück waren.

Minimuseum
In den Schuhkartons wurden Stoffreste aufbewahrt. Doch auch die Aufschriften der Kartons sind interessant.
Minimuseum
In kleinen Schmuck- und Brillendosen wurden die dazugehörigen Stücke ausgestellt.

Schmuckschatullen informieren uns über ehemals in der Region ansässige Geschäfte. Auch der Schuhkarton, in dem Stoffreste verwahrt wurden ist selbst ein historisches Stück. Denn als Adresse des Schuhhauses Meyer in Varel ist hier die „Adolf-Hitler-Straße 7“ angegeben.

Archiv
Minimuseum
Das Minimuseum hat ein eigenes Archiv, dieses wird ebenfalls im Schlossmuseum bewahrt.

So gut wie jedes Museum hat ein Archiv. In diesem werden nicht nur historische Schriftstücke bewahrt, sondern auch die eigene Museumsgeschichte dokumentiert. Als Faustregel gilt die sogenannte „Flachware“, dass heißt Papierstücke aller Art, als Archivgut.

Auch im Minimuseum hat sich über die Jahre eine Masse an Papier angesammelt. Darunter Bücher, Dokumente, Notizen und Hefte, die Frau Meyer aufbewahrt hat, aber auch gesammelte Zeitungsausschnitte über das Minimuseum selbst und Reproduktionen von Landkarten.

Die Schriftstücke können an dieser Stelle nicht ganz gezeigt werden, dafür haben wir einige ausgewählte Gästebucheinträge zusammengestellt.

Beschriftung und Dokumentation
Minimuseum
Manche Objekte waren …

Eine informative Beschriftung ist das Ergebnis einer guten Dokumentation der Objekte. Sobald ein neues Exponat in die Museumssammlung kommt, wird es in eine Kartei oder Datenbank aufgenommen, fotografiert, vermessen, beschrieben und datiert. So lässt sich die Geschichte des Objektes auch noch über Jahre nachvollziehen. Im besten Fall gibt also auch die Objektbeschriftung in der Ausstellung die Forschungsarbeit der Museumsmitarbeiter*innen wieder.

Nun war Elisabeth Meyer zwar eine Heimatforscherin in dem Sinne, dass sie sich selbst gern neues Wissen über die regionale Vergangenheit aneignete. Dieses Wissen gab sie den Besucher*innen des Museums allerdings meist direkt durch Erzählungen weiter.

Eine Objektkartei, in der ihre Ausstellung systematisch aufgenommen war, gab es nicht. Trotzdem hat Frau Meyer für ein paar ihrer Ausstellungsstücke Beschriftungen angefertigt. Diese waren alle handgeschrieben. Manchmal – so der Eindruck – wurden Beschriftungen noch kurzfristig hinzugefügt.

Minimuseum
… von Frau Meyer beschriftet.
Minimuseum
Andere Zettel enthielten …
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… Hinweise auf Vorbesitzerinnen …
Minimuseum
… oder Schenkungen.
Minimuseum
Manchmal scheinen die Zettel …
Minimuseum
… eine Gedankenstütze gewesen zu sein.

Die meisten Beschriftungen nennen die Namen der jeweiligen Objekte. Manche haben eine ungefähre Datierung. In den meisten Fällen wird hier aber zurückgerechnet: ein Objekt ist also „125 Jahre alt“ und nicht „von ca. 1860“. Dies ist vor allem dann problematisch, wenn nicht erkennbar ist, in welchem Jahr die der Zettel geschrieben wurde.

Einige Notizen scheinen mehr eine Gedankenstütze für ihre Führungen gewesen zu sein. So ist ein Haken mit dem Wort „Posthalterei“ beschriftet, steht aber nur symbolisch für diesen ehemaligen Betrieb. Auch Vorbesitzer und Leihgeber oder Danksagungen nachdem das Objekt aus dem Minimuseum ausgeliehen wurde, finden sich in dieser Zettelsammlung.

Da aber leider nicht alle Objekte beschriftet sind, lassen sich einige nachträglich nicht eindeutig identifizieren. Wie dieser kleine Gegenstand aus Metall.

Minimuseum
Unidentifiziertes Objekt aus dem Minimuseum.
Minimuseum Online

Impressum:

Konzept, Recherche, Text, Fotografie, Bildbearbeitung und Gestaltung: Lisa Gerlach. Kontaktadresse: li.ger@web.de.

Thema Feldpostkarten: Dr. Lukas Mücke.

Mit freundlicher Unterstützung von Familie Meyer.

 

Verwendete Literatur:

  • Albers, Lutz (2012): Frisia Orientalis. Alte Karten und Geschichte von 1550 bis 1800. Norden.
  • Angermann, Gertrud (1995): Volksleben im Nordosten Westfalens zu Beginn der Neuzeit. Eine wachsende Bevölkerung im Kräftefeld von Reformation und Renaissance, Obrigkeit und Wirtschaft. Münster/New York.
  • Attfield, Judy (2000): Wild Things. The Material Culture od Everyday Life, Oxford, New York.
  • Behre, Karl-Ernst (2012): Die Geschichte der Landschaft um den Jadebusen. Friesland – Wilhelmshaven – Wesermarsch. Wilhelmshaven.
  • Blank, Richard (1882/1975): Das häusliche Glück. Vollständiger Haushaltungsunterricht nebst Anleitung zum Kochen für Arbeiterfrauen. Zugleich ein nützliches Hülfsbuch für alle Frauen und Mädchen, die billig und gut haushalten lernen wollen. München.
  • Breuer, Judith (2000): Von wegen Heilige Nacht. Das Weihnachtsfest in der politischen Propaganda. Mühlheim an der Ruhr.
  • Burman, Barbara (Hrsg.) (1999): The Culture of Sewing. Gender, Consumption and Home Dressmaking. Oxford/ New York.
  • Fontane, Theodor (1895/2009): Effi Briest. Berlin.
  • Frey, Manuel (1997): Der reinliche Bürger. Entstehung und Verbreitung bürgerlicher Tugenden in Deutschland 1760 – 1860. Göttingen.
  • Gaal, Thomas (2008): Fahrpost bei Thurn und Taxis. Birstein.
  • Hobsbawm, Eric (1998): Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. München.
  • Keß, Bettina (2008): Das Winterhilfswerk. Ein Sozialwerk als Instrument des NS-Regimes. Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung im Museum Malerwinkelhaus Marktbreit, 20.09.2008 – 18.01.2009. Marktbreit.
  • Klapisch-Zuber, Christiane (1995): Das Haus, der Name, der Brautschatz. Strategien und Rituale im gesellschaftlichen Leben der Renaissance. Frankfurt am Main.
  • Klönne, Arno (2014): Jugend im Dritten Reich. Die Hitlerjugend und ihre Gegner. Köln.
  • Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches Industriemuseum (Hrsg.) (2006), Reiz & Scham. Eine Ausstellung an zwei Schauplätzen im Rheinischen Industriemuseum, Ratingen (u.a.).
  • Meiners, Uwe (Hrsg.) (2002): Suche nach Geborgenheit. Heimatbewegung in Stadt und Land. Oldenburg.
  • Mütter, Bernd/ Uffelmann, Uwe (Hrsgg.) (1996): Regionale Identität im vereinten Deutschland. Chance und Gefahr. Weinheim.
  • Navel, Geroges (1950): Werktage. Lebensroman eines französischen Arbeiters. Berlin.
  • Ortlepp, Anke/Ribbat, Christoph (Hrsgg.) (2010): Mit den Dingen leben. Zur Geschichte der Alltagsgegenstände, Stuttgart.
  • Schivelbusch, Wolfgang (2015): Das verzehrende Leben der Dinge. Versuch über die Konsumtion. München.
  • Schivelbusch, Wolfgang (2004): Lichtblicke. Zur Geschichte der künstlichen Helligkeit im 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main.
  • Veblen, Thorstein (1899/2011): Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen. 2. Aufl., ungekürzte Ausg. Frankfurt am Main.
  • Weismann, Anabella (1989): Froh erfülle deine Pflicht. Die Entwicklung des Hausfrauenleitbildes im Spiegel trivialer Massenmedien in der Zeit zwischen Reichsgründung und Weltwirtschaftskrise. Berlin.
  • Wiedemann, Inga (1993): Herrin im Hause: Durch Koch- und Haushaltsbücher zur Bürgerlichen Hausfrau. Pfaffenweiler.
  • „Wie die Schultüte in die Welt kam“. In: Die Welt, 20.08.09. Online verfügbar unter: https://www.welt.de/welt_print/kultur/article4358724/Wie-die-Schultuete-in-die-Welt-kam.html

 “Ich dachte an die Frauen, die Kirchen mit Blumen schmücken, ihr Heim zieren,

Spitzen häkeln und ihre Kinder so hübsch wie möglich kleiden;

ich dachte an ihr Zartgefühl und den Schönheitskult, den sie treiben,

obwohl sie mit ihrem Leibe Kinder zeugen. Ich hatte mir die sinnlose Frage gestellt:

“Was mag sie wohl suchen, die Seele des Menschen, die Seele der Frau?”

Und ich glaubte beinahe an den lieben Gott, weil ich seit vier Uhr früh meine Hose geflickt hatte.“

(– Georges Navel)


Stempel 'Mini-Museum', ca. 1985
Stempel “Mini-Museum”, ca. 1985.

Kirche, Küche, Kinder.

Diese sprichwörtlichen „Drei Ks“ umschrieben über Jahre den angeblichen Wirkungs- und Geltungsbereich von Frauen. Vor allem bürgerliche Familien ab dem 19. Jahrhundert waren darauf ausgerichtet, dass der Mann der Herr im Hause war, und seine Ehefrau im Hintergrund wirkte.

Und auch wenn es inzwischen in westlichen Gesellschaften selbstverständlich sein sollte, dass auch Frauen arbeiten können, dürfen und wollen, sind Familien- und Haushaltsarbeiten weiterhin oft Frauensache.

Da das Minimuseum auffällig viele Gegenstände aus weiblichen Lebensbereichen enthält, soll sich im folgenden Tätigkeiten gewidmet werden, die im 19. Jahrhundert und bis in die 1950er Jahre als „typisch weiblich“ galten.

Erinnern

Geburts- und Todestage, Verwandtschaftsverhältnisse der Nachbarn und Freunde, Termine der Hochzeiten und Konfirmationen, dazu Vor-, Nach- und Mädchennamen des gesamten sozialen Umfeldes: In der klassischen Kernfamilie ist die Erinnerung all dieser Daten und Fakten die Aufgabe der Frauen. Dieses Wissen ermöglicht es, sich den Gepflogenheiten entsprechend zu verhalten. Und so pflegten die Frauen das soziale Leben, während die Männer arbeiteten.
Doch nicht nur zur Organisation der Gegenwart war dieses Wissen wichtig. Auch die Traditionspflege ist nur möglich, wenn man sich daran erinnert, wer was wann wie gemacht hat.

Stammbuch und Auszüge aus dem Kirchenbuch, um 1900
Stammbuch und Auszüge aus dem Kirchenbuch, um 1900.
Münzsammlung, 1871-1980
Münzsammlung, 1871-1980.

Das Erinnern ist demnach auch für die Erziehung der kommenden Generationen entscheidend. Das gemeinsame Betrachten des Familienstammbuches, beziehungsweise alter Fotoalben, war vor allem in den Abendstunden ein beliebter Zeitvertreib. Auch das Drehen und wenden alter Münzen und Währungen konnte dazugehören.

Visitkarten, 1900- 1920
Visitkarten, 1900- 1920.
Visitkarten, 1900- 1920
Visitkarten, 1900-1920.

Die hier aufbewahrten Visitenkarten geben Aufschluss über die Familienmitglieder und engen Freunde der Addicks. Die Visitenkarten enthalten nicht die heute üblichen Kontaktdaten. Sie wurden bei bestimmten Anlässen als „Besuchskarten“ hinterlassen oder lagen anderen Beileidskarten, Geschenken oder sonstigen Gegenständen bei, die in Abwesenheit des Überbringers den Besitzer wechselten.

Dekoration und Becher, ca. 1950
Dekoration und Becher, ca. 1950.
Mineralie, undatiert
Mineralie, undatiert.

In vielen Haushalten finden sich zudem kleine Dinge, die an bestimmte Ereignisse erinnern sollten. Sie sind sogenannte Platzhalter, die für etwas anderes stehen, als was sie tatsächlich darstellen. So wurde die rote Tasse mit der Aufschrift „Zur Erinnerung“ nicht als normales Trinkgeschirr verwendet. Problematisch an diesen mit Geschichten aufgeladenen Objekten ist, dass die Bedeutung für Außenstehende nicht zu erkennen ist. Urlaubssouvenir, Geschenk von einem lieben Menschen, Reste des Tischschmuckes von einem besonders schönen Fest? Warum genau die Dinge aufbewahrt wurden, das erzählen sie nicht selbst.

Schreiben
Tab 2 B B 6
Brillen und Nasenkneifer, 1880- 1930.

Heutzutage scheint das Schreiben mit Stift und Papier immer unwichtiger zu werden. In dem Zeitraum den das Minimuseum behandelt war die handschriftliche Kommunikation allerdings noch existentiell. Buchhaltung. Tagebücher, Briefe aber auch Einkaufszettel und Kochrezepte – kaum ein Lebensbereich war nicht von schriftlichen Aufzeichnungen begleitet.

Für Elisabeth Meyer spielte das Schreiben eine ganz besondere Rolle. Sie verfasste Geschichten und Gedichte über die Familie, die Heimat und das Leben an sich. Das Familiengedächtnis der Addicks veranschaulicht sich damit nicht nur durch die Dinge, die hinterlassen wurden und das Haus, in dem die Familie lebte, sondern auch durch das geschriebene Wort. Mit ihrer Novelle „Antrinn’s wechselvolles Leben“ publizierte Frau Meyer eine so anschauliche Schilderung des Lebens ihrer Urahnin, dass sich im kollektiven Gedächtnis des Ortes sogar Fiktion und Realität mischten.

Aufgrund dieser Leidenschaft besteht das Minimuseum auch aus einer nicht unerheblichen Sammlung verschiedener Schreibwaren, von denen einige schon längst nicht mehr zur Grundausstattung eines Schreibtisches gehören.

Federmäppchen, Tintenfässer und Stifte, 1920- 1965
Federmäppchen, Tintenfässer und Stifte, 1920- 1965.
Etiketten, Federkiele und Graphiteinlagen, 1950- 1970
Etiketten, Federkiele und Graphiteinlagen, 1950- 1970.

Während ein Federmäppchen mit einigen abgegriffenen Stiften, vielleicht auch heute noch als normal gelten kann, sind die Ablagen für Tintenfässer und Federkiele inzwischen verschwunden. Die beiden hier abgebildeten Objekte stammten aus dem Anfang und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Diese Schreibtischausstattung unterlag auch den jeweiligen zeitgenössischen Designvorstellungen.

Ebenso typisch waren die verschiedenen auswechselbaren Minen und Federn. Zwar war die Massenproduktion im frühen 20. Jahrhundert bereits etabliert, das Wegschmeißen allerdings nicht. Die leichte Auswechsel- oder Ersetzbarkeit von Einzelteilen, die sich aufbrauchen oder abnutzen, ist typisch für eine sparsame und produktbewusste Gesellschaft.

Tintenlöscher, ca. 1970
Tintenlöscher, ca. 1970.
Locher, ca. 1910 und Griffel, ca. 1950
Locher, ca. 1910 und Griffel, ca. 1950.

Unterschriften mit Füller oder Federkiel trocknen langsam. Um diesen Vorgang zu beschleunigen wurde die Tinte „gelöscht“. Auch hier konnte das Löschpapier separat gewechselt werden. Und mit dem hier liegenden Holzgriffel konnten auch fast verbrauchte Bleistifte zum Schreiben verwendet und damit fast aufgebraucht werden.

Der rostige Locher ist von der Firma Soennecken. Der deutsche Bürogerätehersteller Friedrich Soennecken gründete sei Unternehmen 1875 und erfand gut 10 Jahre später den Locher. Am 14. November 1886 wurde ihm das Patent für den Papierlocher von dem Kaiserlichen Patentamt erteilt.

Fotografieren
Fotoplatten, ca. 1930
Fotoplatten, ca. 1930.

Ein weiterer Teil der Traditionspflege ist die Fotografie. Das Betrachten von Fotos kann längst vergessen geglaubte Erinnerungen erwecken. Die ersten Fotos waren aber für normale Menschen kaum zu bezahlen. Und die Bedienung des Apparates erforderte professionelles Wissen.

Um 1900 kamen dann kleinere, günstigere Geräte auf den Markt, die leichter zu bedienen waren. Wer es sich leisten konnte, konnte nun selbst zuhause Bilder machen. Für das klassische Portrait wurde aber immer noch der Fotograf aufgesucht.

Balda
Balda “Rollbox” und Balgenkamera, 1920- 1936.

Die linke Kamera ist eine „Rollbox“, die in den 1930er Jahren in Dresden hergestellt wurde. Die Balda Rollbox war eine recht günstige Variante für den Hausgebrauch. Ihre Funktionen waren dementsprechend beschränkt. Üblicherweise wurden 6×9 cm Filme mit je acht Bildern eingelegt. Besonderheit der Rollbox war ein kleiner Blechschlüssel, mit dem die Bewegung der Spule beim Filmeinlegen erleichtert wurde.

Die Balgen- oder Klappkamera rechts ist eine der ersten wirklich mobilen Amateurkameras. Sie wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt. Weil die Balgen eingeklappt werden konnten, war das Objektiv beim Transport geschützt. Auch darum gehörte die Balgenkamera bis in die 1930er Jahre zu den populärsten Kameramodellen.

Plattenschieber, ca. 1930
Plattenschieber, ca. 1930.

In die Balgenkamera wurde pro Foto eine Fotoplatte aus Glas eingelegt. Diese Platten waren zwar recht teuer, so dass das Motiv immer beim ersten Versuch gelingen musste, das Einlegen war aber leichter als bei professionellen Kameras.

Die Glasplatten wurden in Kassetten eingesetzt um sicherzugehen, dass die Belichtung nur stattfand, während das Foto gemacht wurde. Kurz vor der eigentlichen Aufnahme wurde dann der Schieber der Kassette herausgezogen. Hierbei war es wichtig, den Schieber vollständig herauszuziehen, um einen Lichteinfall von falscher Seite zu verhindern. Da die Platten sehr lichtempfindlich sind, sind die im Minimuseum erhaltenen Negative größtenteils verblasst.

Handarbeiten

Schon das Eingangszitat zeigt, dass Frauentätigkeiten oft mit Handarbeiten – und damit als unbezahlte Hausarbeit – gleichgesetzt werden. Weniger beleuchtet wird, dass viele verschiedene Tätigkeiten unter den Überbegriff „Handarbeiten“ fallen. Außerdem hatten die Arbeiten zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Schichten unterschiedliche Zwecke.

In großen historischen Museumssammlungen befindet sich oft auch ein nicht unerheblicher Bestand historischer Kleidung. Auch Näh-, Web- und Spinnmaschinen werden mitunter ausgestellt, um auf Manufakturen, Industrialisierung und Erfindergeist einzugehen. Im Minimuseum hingegen lassen sich viele kleine Gegenstände finden, die den Prozess der Kleidungsherstellung und Pflege dokumentieren. Häkelnadeln steckten in angefangenen Spitzenstücken. Stoffreste machten darauf aufmerksam, dass Ausbesserungsarbeiten einen großen Bestandteil der Handarbeit nicht nur in Krisenzeiten ausmachten.

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Stoffrestesammlung, 1950-1980.
Tab 2 B C 7
Knopfloch Nähfuß, ca. 1960.

Vor allem das Nähen machte, gerade für Frauen, einen großen Teil der Handarbeiten aus. Konfektionsware – also Kleidung von der Stange – war ab dem späten 18. Jahrhundert erhältlich und wurde durch die Industrialisierung in der Mitte des 18. Jahrhunderts weiter verbreitet. Aber das selbstständige Nähen von Kleidung war trotzdem bis mindestens in die 1960er noch weit verbreitet. Mit selbstgezeichneten oder auch gekauften Schnittmustern und Stoffen war es möglich, nach der neuesten Mode zu gehen, auch wenn kein größeres Konfektionshaus in erreichbarer Nähe war. Gerade für die Landbevölkerung war das Nähen also ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens.

Die Nähmaschine – vor allem die elektrische – erleichterte diese Tätigkeit. Zudem wurde so ein ganz neuer Markt für Nähmaschinenzubehör geschaffen, zu dem auch der hier ausgestellte Knopflochnähfuß gehört.

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Handarbeitswerkzeug und Zubehör, ca. 1880- 1970.
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Nadelsammlung, ca. 1950- 1970.

Doch im Minimuseum befinden sich noch grundsätzlichere Geräte aus dem Bereich Handarbeit. Vor allem die Handkarden zeugen von anstrengender Rohstoffverarbeitung die viel Geduld erforderte. Für das Kämmen oder „Kardieren“ der gezupften Schafwolle füllte man eine der Karden, indem man die Rohwolle auf darauf zieht. Danach setzte man die leere Karde am Stiel-Ende der Vollen an und strich leicht darüber, sodass sich die leere Karde nach und nach mit Wolle füllte. Dieser Vorgang wurde mehrmals wiederholt, bis die Wolle ordentlich durchgekämmt war. Hiernach konnte sie dann versponnen und später verstrickt werden.

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Nadeln und Schere, um 1900.
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Utensilien zur Erstellung von Häkelspitze, ca. 1950.

Das Minimuseum hatte einen handarbeitlichen Schwerpunkt: die Spitzen. Ob bestickt, gehäkelt oder geklöppelt, die Sammlung an Spitzenborten und Zierdeckchen, die Elisabeth Meyer über Generationen verwahrt und auch selbst angefertigt hat, ist ausgesprochen umfangreich. Im „Minimuseum“ waren die feinen Textilien zum einen an einzelnen Kleidungsstücken drapiert, zum anderen ließen sich aber auch Auswahlen von verschiedenen Mustern und Techniken betrachten.

Spitze und Spitzenherstellung hat eine besonders bewegte Geschichte. Bis ins 19. Jahrhundert galt es noch als fein, wenn die Frau im Hause keine produktive Arbeit verrichtete, sondern sich stattdessen auf die Herstellung von kleinteiliger, dekorativer Spitze konzentrierte. Wer dafür keine Zeit, Muße oder Geschick hatte musste sich die Spitze kaufen.

Spitzensammlung, 1890- 1970
Spitzensammlung, 1890- 1970.
Spitzensammlung, 1890- 1970
Spitzensammlung, 1890- 1970.

Im frühen 20. Jh. konnte dann vieles – v.a. Klöppel- und Lochspitze – maschinell hergestellt werden. Gleichzeitig wurde Berufstätigkeit von Frauen gesellschaftlich immer mehr akzeptiert und durch den 1. Weltkrieg sogar zur Notwendigkeit. Hinzu kam, dass die Löhne stiegen und immer weniger Haushalte Personal beschäftigten, sodass nicht erwerbstätige Frauen im Haushalt mehr und mehr Arbeit hatten, während jene, die früher in Heimarbeit Spitzen hergestellt hätten, nun in Fabriken arbeiteten. Dadurch nahm die Herstellung von feiner, handgefertigter Spitze immer mehr ab und wurde als Teil der Traditionspflege in der Gemeinschaft oder als Hobby ausgeübt.

Aussteuer
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Schaubild zu Wäscheschablonen, 1985.

Die Aussteuer stellt einen besonderen Bereich der weiblichen Lebenswelt dar. Der Brauch, die Braut vor der Heirat mit Gegenständen auszustatten, die sie mit in die neue Ehe und den neu zu gründenden Haushalt bringen sollte, ist inzwischen in westlichen Kulturkreisen überholt.

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war es aber durchaus üblich jung zu heiraten, was bedeutete, dass die meisten Mädchen – vielleicht mit einem kurzen Umweg über Lehre oder eine Anstellung als Haushaltshilfe – in die Ehe gingen. Das Sammeln für die Mitgift war damit spätestens ab der Konfirmation ein dringendes Thema in Haushalten, in denen Töchter heranwuchsen. Geschirr, Bettwäsche, Handtücher, Weißwäsche und vieles mehr wurde gesammelt und sorgfältig aufbewahrt, bis es in dem neuen Haushalt gebraucht wurde.

Wäscheschablonen, ca. 1900
Wäscheschablonen, ca. 1900.
Wäscheschablonen und Zubehör, ca. 1930
Wäscheschablonen und Zubehör, ca. 1930.

Elisabeth Meyer betonte im Minimuseum vor allem das Besticken von Kleidung, Wäsche und Haushaltstextilien. Die junge Frau konnte sich Buchstabenschablonen aus Kupfer kaufen, die sie für das kunstvolle Monogrammsticken brauchte Diese Schablonen waren so wichtig und gängig, dass in Krisenzeiten ihre Produktion nicht etwa eingestellt, sondern das wertvolle Kupfer wurde durch günstiges Zink ersetzt.

Tab 2 B C 6
Etamin, 1970 und 1870.
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Stickmustertücher, 1870- 1930.

Mit einem Pinsel konnte dann das Muster mit meist blauer, auswaschbarer Farbe auf den Stoff getupft werden. So konnte man die Buchstaben auch übereinander oder versetzt anordnen, ohne dass die Linien durcheinander gerieten. Im Vorfeld wurde das ordentliche Sticken auf sogenannten Stickmustertüchern geübt, die später auch als Vorlage für Ziernähte, Borten und Buchstaben herangezogen wurden. Sie bestanden gern aus Etamin, da bei diesem Material die festen Fasern so gewebt waren, dass ein Raster entstand, was das Sticken von sauberen Linien erleichterte.


Tab 3 C B 3
Präsentation der Orden im Minimuseum, 1985.

Gegenstände, die einwandfrei den Männern der Familie Addicks zuzuordnen sind, sind im Minimuseum schwer zu finden. Innerhalb des Haushaltes, aus dem ein Großteil der Sammlung stammt, scheinen sie kaum präsent gewesen zu sein. Tatsächlich ist es ein allgemeines Museumsphänomen, dass zwar größten Teils männlich dominierte Lebenswelten Themen von Ausstellungen sind, private Alltagsgegenstände von Männern finden sich aber seltener. Die Kleidung war weniger vielfältig, prunkvoll oder trickreich gefertigt und wurde eher aufgetragen als aufbewahrt. Hobbys, die vielleicht als klassisch männlich bezeichnet werden könnten, wie das Arbeiten mit Holz, Sport- oder Vereinstätigkeiten, manifestieren sich selten im Haushalt. so dass aus dem männlichen Alltagsleben – vor allem im Minimuseum – wenig Dinge bleiben.

Jagd

Zu sagen, dass die Jagd von einer Lebensnotwendigkeit zum Sport verkommen sei, greift sicherlich zu kurz. Noch heute sind Landwirte darauf angewiesen, dass zur Jagdsaison der Bestand bestimmter Tierarten, die der Wirtschaft schaden könnten, kontrolliert und gegebenenfalls dezimiert wird.

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Fotografie einer Jagdgesellschaft, ca. 1910.
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Orden des Schützenvereins Bockhorn, 1955- 1968.

Mit das Wichtigste bei der organisierten Jagd war wohl die männliche Gemeinschaft. Diese geht mitunter über die Tätigkeit des Jagens selbst hinaus und findet auch bei anderen Treffen in Form von gemeinsamen Fachsimpeleien über Techniken und Ausstattung statt. Auch das Berichten von vergangenen Jagderfolgen – gerne mit mehr oder weniger großen Übertreibungen – ist ein wichtiger Bestandteil der Jagd. Dies ist kann auch ein Grund für die große Beliebtheit von Schützenvereinen auf dem Land sein.

Tab 3 C A 2
Pulverflasche, ca. 1900.

In den Pulverflaschen wurde während der Jagd Schwarzpulver mitgeführt. Man konnte mithilfe der eingebauten Dosiereinrichtung eine festgelegte Menge Schwarzpulver als Treibladung in den Lauf eines Vorderladers füllen. Dazu wurde die Flasche auf den Kopf gestellt und mit dem Daumen verschlossen. Hiernach wurde der Schieber geöffnet, wodurch sich das Schwarzpulver im vorderen Teil des Flaschenhalses. Mit Loslassen des Schiebers verschließt sich die Öffnung zum Vorratsraum wieder und die abgeteilte Pulvermenge kann eingefüllt werden. Das Schwarzpulver „treibt“ nach dem Abziehen das eigentlich geladene Geschoss an.

Schrotpatronen und Einfüllhilfen, ca. 1930

Schrotpatronen und Einfüllhilfen, ca. 1930.

Als Geschoss wurden vor allem bei der Kleinwildjagd gerne Schrotpatronen eingesetzt. Auch im polizeilichen Bereich sowie bei Sportschützen und im Militär kommt Schrot zum Einsatz. Im Krieg wird es für Häuser- oder Straßenkämpfe eingesetzt, also auf kurze Distanz. Nachdem die Ladung abgefeuert wurde, blieben die Patronenhülsen übrig. Da ein Schrotgeschoss aus verschiedenen Schichten besteht, wird es meistens in Form von fertigen Patronen gekauft.

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Schrotkugeln in Einkaufstüte, ca. 1930.

Doch auch das Selberbauen oder Wiederbeladen von Schrotpatronen war und ist auch heute noch durchaus üblich. Es erfordert allerdings einiges an Fachwissen, Nervenstärke und das nötige Zubehör. Nicht nur das Schrot selbst, und verschiedene Dosierhilfen müssen hierfür erworben werden. In Schrotpatronen befindet sich unter anderem auch noch Zünder, Pfropfen und meist hochentflammbare Nitrocellulose.

Orden
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Landeswappen als Anhänger und Brosche, undatiert.

Einen Orden verlieren zu bekommen gilt landläufig als große Ehre. Da die Zeremonie oft in der Öffentlichkeit stattfindet, kann der oder die Geehrte sich stolz mit der neuen Auszeichnung präsentieren.

In schwierigen Zeiten, während Kriegen oder in totalitären Regimen werden Orden besonders häufig verliehen, um die Moral hochzuhalten, Vorbilder zu schaffen und das Gemeinschaftsgefühl zu ehren.

Anders, als ein Strauß Blumen zum Dank, verfallen Orden nicht. Sie sind für die Dauer angefertigt und klein genug, um leicht aufbewahrt oder an der Kleidung getragen zu werden. Ähnlich viel Aufmerksamkeit zogen Zivilnadeln und Mitgliedsabzeichen auf sich. Angesteckt an die Alltagskleidung zeigten auch sie die Zugehörigkeit zu bestimmten Institutionen, Organisationen und Gemeinschaften sowie eine Identifizierung mit den dazugehörigen Werten.

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Ordensspange des Ersten Weltkrieges, 1934.

Besonders auffällig in der Sammlung ist zunächst eine große Ordensspange mit drei Ehrenabzeichen aus dem 1. Weltkrieg. Das erste Abzeichen stellt das Eiserne Kreuz zweiter Klasse dar. Das auf der Vorderseite geprägte W steht für Kaiser Wilhelm II. 1914 ist das Jahr der Stiftung des Abzeichens. Auf der Rückseite des ersten Kreuzes sind eine Krone mit den Initialen FW und die Jahreszahl 1813 eingeprägt. Das Eiserne Kreuz wurde erstmals vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. am 10. März 1813 für den Verlauf der Befreiungskriege gestiftet. In der Mitte befindet sich das Friedrich-August-Kreuz 2. Klasse mit Bandschnalle “Vor dem Feinde”. Die Auszeichnung wurde vom Oldenburger Herzog Friedrich August gestiftet. Das letzte Kreuz ist aus Bronze und ein Ehrenkreuz für Frontkämpfer. Es wurde erst 1934 von Reichspräsident Paul von Hindenburg gestiftet. Als Frontkämpfer galten diejenigen, die während des Ersten Weltkrieges an einem Gefecht, einem Stellungskampf, einer Schlacht oder an einer Belagerung teilgenommen hatten.

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Sammlung von Orden und Ehrennadeln, 1921- 1957.
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Zufallsfunde in der Ordenssammlung, 1921- 1985.

Weniger gezielt erscheint die Zusammenstellung des Konvolutes an Abzeichen und Mitgliedsnadeln. Hier finden sich das Verwundeten Abzeichen des ersten Weltkrieges (2. Reihe, Mitte) mit dazugehöriger Zivilnadel (1. Reihe, Mitte) und zwei Zivilnadeln der Ordensspange (1. Reihe links). Weiterhin sind zwei Mitgliedsbroschen des „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“ (2. Reihe links). Der 1918 gegründete „Stahlhelm“ verstand sich als Organisation, durch die alle Kriegsteilnehmer Anerkennung finden sollten. Er war paramilitärisch organisiert und stand in klarer Opposition zu den Prinzipien der Weimarer Republik. Auch Mitgliedsabzeichen von NS-Organisationen wie dem „Deutschen Frauenwerk“ und der „Hitler-Jugend“ (3. Reihe, links und rechts), sind Teil dieser kleinen Sammlung. Andererseits sind, neben einigen bisher unidentifizierten Stücken, eine Brosche der Evangelischen Frauenhilfe (3. Reihe, 2. von rechts) und zwei Anstecknadeln mit dem Brandenburger Tor (1. reihe, rechts) zu finden. Letztere wurde 1957 vom „Kuratorium Unteilbares Deutschland – Ausschuss für Fragen der Wiedervereinigung e.V.“ herausgegeben und sollten die Hoffnung auf das Ende der deutschen Teilung signalisieren. Im Minimuseum wurden die Orden, Broschen und Abzeichen zwar bewahrt und ausgestellt, eine kritische Auseinandersetzung mit den Symbolen fand allerdings nicht statt. Dafür spricht auch, dass sich in einem Ordenskistchen noch andere Dinge fanden, die man zwar ungern fort gibt, deren Bedeutung sich aber schwer erschließt.

Erster Weltkrieg

Den Beginn des Ersten Weltkrieges betrachten viele Historiker als Zeitenwende. Der Anfang des sogenannten „kurzen 20. Jahrhunderts“, dem „Zeitalter der Extreme“. Durch die Erfahrung des großen Krieges veränderten sich Gesellschaft, Kultur und Politik in vor allem in Europa maßgeblich.

Ein einfacher Soldat allerdings brachte – wenn er überhaupt heimkehrte – aus dem Krieg nicht viel Gepäck zurück. Das Minimuseum hat daher nur wenige Exponate, die in Verbindung mit den Weltkriegen stehen.

Sterile Baumwolle, 1914- 1918

Sterile Baumwolle, 1914- 1918.
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Mullbinde, 1914- 1918.

Während der Grabenkämpfe an der Front wurde fast jeder verletzt und viele getötet. Die Hygienischen Bedingungen waren dazu katastrophal, so dass viele späteren Infektionen erlagen oder lebenslang entstellt waren. Die Erste Hilfe an der Front war überlebenswichtig und musste vor allem schnell gehen. Die Sterilisierung von Operationsbesteck und Verbandsmaterial sowie weitere vorbeugende Hygienemaßnahmen retteten vielen Verwundeten auf französischer, wie auf deutscher Seite das Leben.

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Teichmuschel, 1916/17.

Wie banal der Krieg manchmal sein konnte zeigt dieses Souvenir aus Fourdrain, das ein Soldat 1917 aus dem Schlossteich mitbrachte. Wie grausam der Krieg war erschließt sich aus der Geschichte. Elisabeth Meyer legte die Visitenkarte des gefallenen Georg Heeren neben die Muschel aus Fourdrain. Fourdrain war ein Etappenort des „deutschen Vormarsches“ 1914. In die dort errichteten Lazarette wurden seitdem die Verwundeten der Umgebung eingeliefert. Zuletzt die Schwerverletzten der „Abwehr- und Rückzugskämpfe“ im Spätsommer 1918. Wer nicht überlebte wurde hier begraben. 1921 legte das französische Militär den Soldatenfriedhof Fourdrain an. Sie betteten deutsche Kriegstote aus der Umgebung an diesen zentralen Ort um.

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Brot- und Mehlkarte, 1917.

Dass der Krieg auch die Daheimgebliebenen stark beeinträchtigte, zeigen die Lebensmittelmarken. Viele der Bauern waren in den Krieg gezogen, Lebensmittelimporte waren durch Blockaden erschwert. Günstige und erhältliche Ersatzprodukte hatten Hochkonjunktur. Nicht aufgebrauchte Brot- und Mehlkarten zeugen allerdings auch davon, dass es vor allem auf dem Land noch andere Wege der Nahrungsmittelbeschaffung gegeben haben musste. Durch Tauschgeschäfte, Betätigung auf dem Schwarzmarkt und Schmuggel sicherten viele Menschen ihr eigenes Überleben.

Feldpostkarten
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Frieda Heerens “Kriegsalbum”, 1914- 1930.

Das „Kriegsalbum“ der Frieda Addicks, geb. Heeren, (1898-1962), wird im Schlossmuseum Jever bereits in einer Sonderausstellung ausgestellt. „Und noch geht es mir gut…” – dieser Satz, der als Titel der Ausstellung dient, wurde so oder in leicht abgewandelter Form millionenfach auf Feldpostkarten und -briefen geschrieben. Er war als Lebenszeichen an die Familien und Freunde zu Hause gedacht, als Beruhigung, als Zeichen der Zuversicht – und doch schwingt in ihm auch Angst und Verzweiflung mit. Wie kein ein anderes visuelles Medium prägten die Ansichtskarten die bildliche Wahrnehmung des Ersten Weltkrieges.

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Auszug aus Frieda Heerens “Kriegsalbum”, 1914- 1930.

Die Tageszeitungen veröffentlichten in der Regel noch keine Fotografien, Wochenillustrierte und das Kino waren auf dem Land noch nicht verbreitet. Es waren deshalb vor allem die Postkartenmotive, die eine Vorstellung von den Ereignissen an der Front und der Rechtfertigung der Kriegsopfer vermittelten. Gleichzeitig waren sie oft die einzige Verbindung zwischen Soldaten und Angehörigen.

Das Album ist beispielhaft für eine bürgerliche Sammel- und Erinnerungskultur, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Massenmedium der Postkarte beschäftigte. Die in dem Album aufbewahrten Karten gewähren Einblicke in die Erfahrungswelt der Kriegsteilnehmer und vermitteln zugleich die große Motivvielfalt dieses Kommunikationsmittels.

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Auszug aus Frieda Heerens “Kriegsalbum”, 1914- 1930.

Frieda Heeren war die einzige Tochter eines Kaufmanns aus Rüstersiel, der sich als Privatier mit seiner Familie in Varel niedergelassen hatte. Ihr Album umfasst insgesamt 369 Ansichtskarten, bei denen es sich vorwiegend um Nachrichten von Verwandten und Bekannten handelt, die der jungen Frau aus dem Schützengraben, dem Lazarett oder dem Heimaturlaub schrieben. Die mit Abstand meisten Karten stammen dabei von ihren vier älteren Brüdern: Emil, Heinz, Hugo und von Georg Heeren.

Nach dem Krieg ergänzte Frieda Heeren ihre „Kriegssammlung“ um etwa 60 Ansichtskarten, die nicht an sie selbst, sondern an die Familie ihres Ehemannes Heinrich Addicks (1888–1968) adressiert gewesen waren.


“Rasch und sicher ging die Wollnadel der Damen hin und her, aber während die Mutter kein Auge von

der Arbeit ließ, legte die Tochter, die den Rufnamen Effi führte, von Zeit zu Zeit die Nadel nieder

und erhob sich, um unter allerlei kunstgerechten Beugungen und Streckungen den ganzen Kursus

der Heil- und Zimmergymnastik durchzumachen. […U]nd wenn sie dann so dastand und, langsam die

Arme hebend, die Handflächen hoch über dem Kopf zusammenlegte, so sah auch wohl die Mama von

ihrer Handarbeit auf, aber immer nur flüchtig und verstohlen, weil sie nicht zeigen wollte, wie

entzückend sie ihr eigenes Kind finde, zu welcher Regung mütterlichen Stolzes sie voll berechtigt war.”

(-Theodor Fontane)


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Kinderschlitten, ca. 1930.

Alle fangen mal klein an. Doch über das Leben von Kindern gibt es in der Geschichtswissenschaft kaum Selbstzeugnisse, sondern höchstens Berichte von Erwachsenen über ihre Kinder. Die Gegenstände, die die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten genutzt haben, können uns darum einen neuen Blick auf das kindliche Leben in der Vergangenheit eröffnen. Vor allem, da man davon ausgehen kann, das Spielzeug, das sorgfältig aufbewahrt wurde auch einen gewissen emotionalen Wert gehabt haben muss. Gleichzeitig lassen sich an Spielzeug und Schulsachen auch die gesellschaftlichen Verhältnisse ablesen, denn durch das Spielen lernten die zukünftigen Erwachsenen viel über das Leben, den Erwartungen der Umwelt an sie und die Möglichkeiten, die sie in der Welt hatten, in die sie hineinwuchsen.

Puppen

Puppen gehören zu den ältesten Spielzeugen der Menschheit. Als Abbild von uns selbst benutze man sie in früherer Zeit auch zu kultischen Handlungen. Erst im 15. Jahrhundert wurde die Puppe ein „Spielzeug“, das sich zunächst nur die wenigsten leisten konnten. Erst nach der Industrialisierung begleiteten Puppen die meisten Kinder auf ihrem Weg ins Leben. Sie waren Freundinnen und Freunde, Vertraute und Identifikationsfiguren.

Drei Puppen, ca. 1880
Drei Puppen, ca. 1880.
Plastikpuppen mit Zubehör, 1930- 1960
Plastikpuppen mit Zubehör, 1930- 1960.

Die drei Püppchen auf der linken Seite sind handgemacht. Als Oma, Mama und Tochter ließen sich mit Ihnen Verwandtschaftsverhältnisse nachspielen oder erproben. Die Puppen auf dem rechten Bild sind alle aus den 1920er- 1970er Jahren. Einige tragen selbstgenähte Kleider, andere sind nachträglich mit wasserfesten Stiften bemalt. Die zwei Puppen mit dunkler Haut wurden früher auch als „Negerpuppen“ bezeichnet.

Ab 1925 produzierte vor allem die Firma Cellba (Celluloidwarenfabrik Babenhausen) günstige Puppen aus Celluloid, die ganze Generationen prägten. Das typische Markenzeichen ist die Nixe auf dem Rücken der Puppe, die auf das Familienwappen der Gründerfamilie zurückgeht.

Puppenzubehör, ca. 1950
Puppenzubehör, ca. 1950.
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Schulsachen für Puppen, ca. 1950.

Viele Puppen hatten eine ganze Menge Zubehör. Die Kleidung wurde gekauft oder selber gehäkelt. Viele Puppen „erlebten“ ähnliche Dinge wie ihre Besitzerinnen und Besitzer. Und lagen auch schon mal in einem Liegestuhl am Strand oder gingen mit Ranzen, Schreibheften und Tafeln bestückt in die Schule. So können und konnten Kinder die Eindrücke des Tages gemeinsam mit ihren Puppen verarbeiten.

Miniaturen

Kleine Wohnstuben, Küchen und Arbeitsplätze finden sich auch heute noch in einigen Kinderzimmern. Man kann sie aufbauen, aufräumen und umräumen und dann darin kochen, backen und Tee trinken oder auch etwas komplett anderes spielen. Auch auf Erwachsene Sammlerinnen und Sammler üben solche Miniaturen einen großen Reiz aus.

Kaufladen, ca. 1980
Kaufladen, ca. 1980.
Puppenstube 'Empirezimmer', 1979
Puppenstube “Empirezimmer”, 1979.

Diese beiden Miniaturzimmer hat Elisabeth Meyer erst um 1980 gekauft und aufgebaut, um an ihnen historische Lebenswelten zu verdeutlichen. Vor allem die kleinteiligen Kaufmannsläden wurden weniger bespielt, als zu besonderen Gelegenheiten aufgebaut und dann stolz betrachtet. Das Empirezimmer ist ab 1979 von Ravensburg in der Reihe „hobby studio“ produziert worden und konnte als fertiger Bausatz mit Schaukasten und Bauanleitung erworben werden.

Zweiteilige Puppenstube, ca. 1950
Zweiteilige Puppenstube, ca. 1950.
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Möbel für die Puppenstube, ca. 1950.

Die Wohn- und Schlafstube aus der Wirtschaftswunderzeit war ebenfalls mit einem Grundstock an Möbeln bestückt. Es wurden aber noch andere kleine Teile dazugestellt, was dafür spricht, dass hiermit aktiv gespielt wurde. Und die blauen Sperrholzmöbel zeigen, dass es nicht unbedingt eine Stube brauchte, damit es sich kleinere Püppchen in einer Küche gemütlich machen konnten. Auch solche Möbel gab es entweder als Bausatz zu kaufen oder sie konnten nach einer Vorlage selbst ausgesägt und bemalt werden.

Puppengeschirr, ca. 1900
Puppengeschirr, ca. 1900.
Puppengeschirr, ca. 1950
Puppengeschirr, ca. 1950.

Auch Puppengeschirr finden sich im Minimuseum. Die ältesten Dinge sind aus der Zeit um 1900 und erscheinen so kostbar, dass wohl eher feiner Fantasietee, als derbe Sandkuchen darin gereicht wurden. Die robusteren Formen wurden aber durchaus vielfältiger verwendet. Die Kuchenformen aus dickerem Porzellan landeten auch durchaus mal mit einem Klecks Teig im Ofen.

Utensilien für die Puppenküche, 1920- 1950
Utensilien für die Puppenküche, 1920- 1950.
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Utensilien für die Puppenküche, ca. 1950.

Überhaupt war das Kochen im Kleinen vor allem für die Mädchen ein großes Thema. Komplette Küchenausstattungen wurden in Miniatur nachgefertigt so dass die angehende Frau mit ihren Püppchen oder für sie imaginäre Mahlzeichen zubereiten konnte.

Spielzeug
Gesellschaftsspiel, Hampelmann, Knobelspiel und Murmeln, ca. 1930- 1960
Gesellschaftsspiel, Hampelmann, Knobelspiel und Murmeln, ca. 1930- 1960.

Spielzeug ist nicht nur zur Unterhaltung da. So musste man den lustigen Hampelmann vorher selbst zusammenbauen. Das Knobelspiel aus Holz erfordert kreatives und logisches Denken. Beim Ratespiel „Fix!“ geht es darum, gängige Sprichwörter richtig zusammen zu puzzeln. Hier ist nicht nur schnelle Reaktion gefordert, sondern Sprichwörter, die die Kinder noch nicht kennen, werden durch solche Spiele gelernt und erhalten so ihren Bekanntheitsstatus. Die bunten Murmeln in den beiden Säckchen sehen nicht nur hübsch aus. Sie waren ein großer Teil sozialer Interaktion zwischen Kindern. Miteinander spielen lehrte gewinnen und verlieren. Und während des Tauschens der Murmeln mussten sich die Kleinen auf Wert und Gegenwert des Tauschgutes verständigen.

Guckkasten, 1905
Guckkasten, 1905.
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Guckkastenbilder des Minimuseums, ca. 1950- 1980.

Dieser Guckkasten stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert und damit aus einer Zeit, als bewegte Bilder noch nicht Eingang in Privathaushalte gefunden hatten. Schaute man durch die Linse, fiel der Blick über einen Spiegel auf das unten eingelegte Bild, das so vergrößert erschien. Wie in seinen Vorgängern aus dem 18. Jahrhundert, die noch für Erwachsene gebaut wurden, wurden auch in den Guckkästen für Kinder verschiedenste Themen behandelt: biblische Geschichten und antike Mythologie, ferne Länder und Städte, Militär und Tierwelt. Die Guckkastenbilder sind typischerweise zum Teil in Spiegelschrift und zum Teil in normaler Schrift bedruckt. Die Guckkasten-Bilder aus dem Minimuseum sind nicht extra für diesen angefertigt worden, sondern entstammen Bilderbüchern oder Kalendern. Aber Elisabeth Meyer hat die typische Themenauswahl damit nachgestellt und auch die Spiegelschrift hinzugefügt.

Bügeleisen, ca. 1880
Bügeleisen, ca. 1880.
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Papierpuppen und Ausschneidebögen, ca. 1960.
Tambourin, ca. 1950
Tambourin, ca. 1950.
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Quietscheente, ca. 1970.

Auch bei den größeren Spielzeugteilen zeigt sich, dass in dem Haus in Ellenserdamm seit den 1920er Jahren nur noch Mädchen aufgewachsen sind. Kleine Minibügeleisen, die tatsächlich mit glühender Kohle befüllt werden konnten oder auch Papierfiguren zum Ausschneiden mit verschiedenen Papierkleidungsstücken und Accessoires zeugen davon.

Das einzige Musikinstrument der Sammlung ist ein kleines buntes Tamburin mit 3 Schellen und einem Daumenloch zum besseren festhalten. An ihm zeigt sich wieder einmal, dass die Sammlung eher zufällig als geplant zustande kam, denn ein Tamburin ist nicht unbedingt typisch für das Musizieren in friesischen Bauernhäusern den 18. und 19. Jahrhunderts. Ein weiterer Zufallsfund ist die kleine Quietscheente, die sich im Miniatur-Empirezimmer befand.

Schule
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Schulsachen und Schultüte, 1920- 1960.

Die Schulzeit ist eine prägende Zeit in der Entwicklung eines Kindes. Grundausstattung war dafür bis in die 70er Jahre in der Grundschule eine Tafel mit Schwämmchen und Griffel. Bis in die 60er bestanden diese Tafeln aus Schiefer, danach wurde Kunststoff verwendet. Diese wurden in einem Ranzen sicher in die Schule gebracht. Zur Einschulung gab es bereits ab dem frühen 19. Jahrhundert für einige Kinder eine Schultüte, auch wenn die Geschenke darin sich zu dieser Zeit noch auf ausgewählte Süßigkeiten beschränkten. Der damals verbreitete Mythos vom „Zuckertütenbaum“, an dem im Schulkeller für jedes neue Schulkind Tüten gezüchtet wurden, konnte sich wohl spätestens bis zur industriellen Fertigung der Schultüten halten. Seit den 1920er Jahren gab es nämlich auch Schultüten, die als Werbeträger für Margarinewerbung fungierten.

Schülermützen, ca. 1930- 1940
Schülermützen, ca. 1930- 1940.
Rohrstock, Gerte und Lineale, 1920er und 1970er
Rohrstock, Gerte und Lineale, 1920er und 1970er.

Die Schülermützen wurden seit dem Kaiserreich und bis in die 1930er Jahren an weiterführenden Schulen und vor allem am Gymnasium getragen. Ihre Farben machten die jeweilige Klassenstufe kenntlich. Welche Farbe dabei welche Klasse zeigte und ob Zusätze wie eine silberne Kordel oder eine Stickerei eine Rolle spielten, war dabei regional stark verschieden. Die Mützen mussten zu Beginn des Schuljahres von den Familien angeschafft werden. Im Nationalsozialismus wurden die Schülermützen als Symbole des Standesdünkels abgeschafft und in der Bundesrepublik nicht wieder eingeführt.

Die „Zucht und Ordnung“, die an Schulen zu herrschen habe, war bis in die 1970er Jahren in Deutschland noch alles andere als sprichwörtlich. Die körperliche Züchtigung von Schülerinnen und Schülern mit Stöcken und Gerten war zwar in einzelnen Bundesländern bereits vorher untersagt, doch erst mit dem Gesetz von 1973 verschwand das Züchtigungsrecht an Schulen offiziell aus der Lehrpraxis.

Aufwachsen und Politik
Spielfigur, ca 1930
Spielfigur, ca 1930.

Auch Kinder sind von der Gesellschaft, in der sie aufwachsen, beeinflusst. Dies zeigt sich nicht nur in militärischem Spielzeug, das die Wirklichkeit des Krieges ins Spielen integriert.

Besonders die Nationalsozialisten verstanden es, auf verschiedenste Art die Jugend zu prägen. Auf vorgedruckten Wunschzetteln in Kinder- und Jugendmagazinen verfasste die Jugend des Landes ihre Briefe an den Weihnachtsmann. Hier wurde das laut der Ideologie eigentlich zu überwindende, aber doch so beliebte christliche Weihnachtsfest für Propagandazwecke instrumentalisiert.

Wunschzettel auf Bestellschein, ca. 1940
Wunschzettel auf Bestellschein, ca. 1940.
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Wunschzettel auf Bestellschein, ca. 1940.
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HJ-Gebietszeichen, 1933- 1945.

Die Erziehung der Kinder im Sinne des Nationalsozialismus wurde aber vor allem in der Jugendorganisation der Hitlerjugend offensichtlich. Ab 1933 wurde die HJ zum einzigen und damit größten Jugendverband ausgebaut, in dem zu Hochzeiten über 98 % aller deutschen Jugendlichen Mitglieder waren. Befehlen und Gehorchen, Disziplin und Kameradschaft zu lehren, war das Ziel der HJ. Zur HJ-Uniform gehörte auch solch ein Aufnäher, der das jeweilige Gebietsdreieck zeigt.


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Handgeschriebenes Rezeptbuch, ca. 1920.

Grundlage des Minimuseums war der Gedanke Elisabeth Meyers, das Erbe ihrer Familie zu bewahren. Da sich die gesamte Familiengeschichte in einem Haus abspielte, machen Haushaltsgegenstände aus unterschiedlichen Zeiten einen großen Teil der Sammlung aus. Darüber hinaus zeigen uns gerade Dinge aus dem alltäglichen Haushaltsleben, wie stark sich diese Gebrauchsgegenstände in den vergangenen 150 Jahren durch technische Entwicklungen verändert haben.

Küche
Käseohren, ca. 1900
Käseohren, ca. 1900.

Die Küche ist das Herz der häuslichen Gemeinschaft. Sie ist meist der wärmste Ort des Hauses und beim gemeinsamen Essen kommen die Familienmitglieder zusammen. Während Gäste eher in der „guten Stube“ empfangen wurden, sitzen in der Küche diejenigen, die mit dem Haushalt am engsten verbunden sind.

In einem Interview für die NDR-Sendung „Buten und Binnen“ aus dem Jahr 2002 holte Elisabeth Meyer die „Käseohren“ stolz hervor. Sie wurden dazu verwendet Käsestücke, die aus einem Laib herausgeschnitten worden waren, besser anfassen zu können.

Schneidebrett, Maß, Haken, Einkorkgerät und Schaufel, 1900- 1950
Schneidebrett, Maß, Haken, Einkorkgerät und Schaufel, 1900- 1950.
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Streichhölzer und Herdputzplatten, ca. 1950.

Doch auch andere Geräte gehören gegenwärtig seltener zur Grundausstattung einer Küche: Auf dem linken Bild steht oben rechts ein „Einkorkgerät“. Der untere Teil wurde auf den Flaschenhals gesetzt, dann der Griff oben herausgezogen und ein Korken in das dafür vorgesehene Loch gestellt. Durch Herunterdrücken des Griffes konnte man den Korken dann in die Flasche drücken, die zuvor natürlich mit Wein, Aufgesetztem oder frischem Obstsaft gefüllt worden war.

Backform, ca. 1920
Backform, ca. 1920.
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Keksformen, ca. 1920.

Traditionelle Gebäcke, wie die aus den Niederlanden stammenden Gewürzspekulatius oder einen ostfriesischen Puffert, ein Hefeteiggebäck, das üblicherweise mit Peern, also Birnen serviert wird, konnten mit diesen Backformen hergestellt werden.

Senfmühle, ca. 1750
Senfmühle, ca. 1750.
Weckgläser, ca. 1920
Weckgläser, ca. 1920.

Die Senfmühle links war ein weiteres Prunkstück Elisabeth Meyers Sammlung. Sie ist laut Gravur aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und besteht aus zwei Steinen, zwischen denen Senfkörner zerrieben wurden. Jünger sind die beiden Weckgläser auf dem rechten Bild. Die Firma Weck wurde im Jahr 1900 gegründet, nachdem das Verfahren des Einkochens von Speisen in großen Gläsern, das heute auch als „einwecken“ bekannt ist, 1892 patentiert wurde. Mit einem Rühraufsatz ließ sich im Glas auch Sahne oder Butter schlagen.

Weitere Küchengeräte zum Rühren, Schneiden, Mahlen, Gießen und Messen befinden sich in dieser Bildergalerie:

Wäsche
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Mottenkugel, ca. 1950.

Das Wäschewaschen nahm vor Erfindung der Waschmaschine äußerst viel Zeit und Kraft in Anspruch. Umso wichtiger mag auch der Schutz der Wäsche vor Schädlingen wie Motten gewesen sein, wenn sie erst mal sauber, trocken und glatt im Schrank lag.

Handtuch und Band, ca. 1890. Wäschestampfer, Zange, Rührstab und Wanne, ca. 1930
Handtuch und Band, ca. 1890. Wäschestampfer, Zange, Rührstab und Wanne, ca. 1930.
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Waschmittel, ca. 1930.

Vor allem die Weißwäsche bereitete viel Arbeit. Zunächst wurde die Wäsche in kochend heißem Wasser mit Seifenpulver und Bleichsoda eingeweicht. Zum Rühren und Herausnehmen verwendete man Zangen und Rührer. Waschmittelfirmen wie Persil stellten diese Geräte auch selbst her. Um die Wäsche durchzukneten und für eine bessere Verteilung des Waschmittels zu sorgen, wurden Wäschestampfer verwendet, deren unterer Metallteil flexibel war und das Waschwasser ansaugte und ausdrückte.

Kleiderbürsten, ca. 1950
Kleiderbürsten, ca. 1950.
Bügeleisen, ca. 1880
Bügeleisen, ca. 1880.

Nach dem Auswringen und Trocknen wurden die Wäschestücke dann gebügelt. Ein Plätteisen erwärmte man entweder immer wieder auf dem Ofen oder befüllte es mit heißen Kohlestücken. Um sich dieser Arbeit nicht zu oft aussetzen zu müssen, wurden Wäschestücke zwischendurch abgebürstet und kleinere Flecken separat behandelt.

Badezimmer
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Schränkchen, ca. 1950.
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Wandschmuck, ca. 1940.

Ein Badezimmer als ein Raum, in dem sich alle sanitären Anlagen befinden und in dem alle Tätigkeiten der Körperpflege ausgeübt werden, war gerade in großen Bauernhäusern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eher unüblich. Mindestens das WC bzw. die viel ältere und weiter verbreitete Trockentoilette („Plumpsklo“) befand sich nicht im, sondern am Haus. In den Schlafzimmern waren Waschtische aufgestellt, auf denen sich üblicherweise ein Krug und eine Waschschüssel, sowie die dazugehörigen Utensilien befanden.

Tab 4 E C 0
Brennschere und Puderquaste, ca. 1890. Flakons, ca. 1920.
Tab 4 E C 1
Nagelset, Kämme und Bürsten, ca. 1950.
Parfümflasche (vorne/hinten), ca. 1950
Parfümflasche (vorne/hinten), ca. 1950.
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Parfümflasche, ca. 1910.
Flakons und Seifenkartons, ca. 1930
Flakons und Seifenkartons, ca. 1930.
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Kosmetikproben, ca. 1960.

Neben den Flakons und der Puderquaste fällt auf dem linken Bild besonders die Brennschere ins Auge. Im offenen Feuer aufgeheizt wurden mit ihr modische Wellen ins Haar gebrannt. Eine Tätigkeit, bei der erhöhte Verletzungsgefahr bestand. Locken wurden daher weniger alleine gebrannt, als vielmehr von einem Hausmädchen, oder von einem anderen weiblichen Familienmitglied.

Auch Parfumflakons zierten die Waschtische. Das Kölnisch Wasser zählt zu den ältesten heute noch hergestellten Düften der Welt und erfreute sich großer Beliebtheit. Statt dem inzwischen bekannteren „4711“ zeigte das Minimuseum eine Flasche von Johann Maria Farina. Farina gilt als Erfinder des „Eau de Cologne“. Neben einer langen Liste von Königen sollen auch Thomas Mann und Marlene Dietrich das Farina Kölnisch Wasser bestellt haben.

Weitere Tiegel und Schachteln der Sammlung zeigen die Vielfalt der Schönheitsprodukte vor allem aus den 1920er und 1950er und 60er Jahren. Während Nivea und Palmolive auch heute noch strake Marken in dem Segment sind, sind die Erinnerungen an Ray-Seife und Queisser Lanolin inzwischen verwaschen.

Tab 4 E C 4
Kosmetikprobe, ca. 1960.

Die Nivea-Probe für Kinderpuder ist auf besonders interessantem Weg in den Haushalt der Addicks/Meyers gelangt. Auch während der Babyboomer Jahre war es in Friesland noch durchaus üblich, sein Kind zuhause und nicht im Kreißsaal zu bekommen. Anlässlich von Geburten, Geburtsvorbereitung und Nachsorgeterminen waren darum häufig Hebammen in den Ortschaften unterwegs, die sich mit vollem Einsatz um junge Mütter und ihre Kinder kümmerten. Neben viel Wissen und guten Ratschlägen hatten sie auch Produktproben, wie dieser Kinderpuder im Gepäck.

Rasiermesser, ca. 1880
Rasiermesser, ca. 1880.
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Streichriemen, Ledergurt, Messer und Pinsel, ca. 1910.

Männliche Schönheitspflege, die über das Waschen hinausging, beschränkte sich bis in die 60er Jahre noch meist auf das Rasieren. Nach dem Auftragen der Rasierseife mit einem Pinsel wurde der unerwünschte Teil des Bartes mit einer einzelnen Klinge abgenommen. Diese musste stets scharf sein, da sonst ein Bartschatten blieb. Darum gehörten auch Streichriemen oder Ledergurte zur Grundausstattung, an denen die Klingen – meist unter Zugabe von Schleifpaste – gewetzt wurden.

Keramik
Krug, Eimer und Tasse, ca. 1960
Krug, Eimer und Tasse, ca. 1960.
Tab 4 E D 2
Schale, ca. 1960.

In vielen historischen Museen ist historische Keramik ein wichtiger Teil der Sammlung. Solche Schätze sind oft handbemalt und entstammen bekannten Manufakturen oder waren Auftragsarbeiten von Herrschern. Derartiges findet sich im Minimuseum nicht. Interessant sind aber die bekannten „Hahn und Henne“ Stücke. Der Eimer mit Korbhenkel wird inzwischen nicht mehr produziert. Das Geschirr entstammt der Zeller Keramik Manufaktur im Schwarzwald und ist seid über 100 Jahren in Deutschland nicht nur als Kindergeschirr bekannt und beliebt.

Schalen, ca. 1960
Schalen, ca. 1960.
Dose, ca. 1960
Dose, ca. 1960.

Der Wert einer Keramik ermisst sich unter anderem an der Marke. Die kleinen rechteckigen Schalen erinnern beispielsweise an das obige “Hahn und Henne”-Dekor. Sie sind allerdings nicht gemarkt. Ein anderer Indikator kann – wie erwähnt – die Tatsache sein, dass das Porzellan handbemalt ist. Bei der rechts abgebildeten Dose ist dies aber nicht der Fall. Ein genauer Blick zeigt eine Naht im eigentlich durchgehenden Dekor. Dies weist darauf hin, dass das Dekor gedruckt und damit in Massen angefertigt worden ist.

Tab 4 E D 8
Nachttopf, ca. 1900.

Doch auch ohne großen Sammlerwert sind Porzellangegenstände ein wichtiger Teil des Haushaltes. Und ihr Einsatz beschränkt sich nicht nur auf die Küche, wie man an diesem weißen Nachttopf sieht, der vermutlich aus dem frühem 20. Jahrhundert stammt.

Weitere alltagsgeschichtliche Keramik-Objekte finden Sie in dieser Galerie:

Sehen
Tab 4 E E 0
Lupe, ca. 1970.
Tab 4 E E 5
Ferngläser, ca. 1880 und 1950.

Die Menschen orientieren sich über ihre Augen. So können sie ihre Umgebung wahrnehmen, ohne in direkten Kontakt treten zu müssen. Nicht nur Gefahren kann so aus dem Weg gegangen werden, sondern auch die menschliche Neugierde wird befriedigt. Um Dinge genauer zu betrachten, verwendete man auch im Haushalt der Addicks Ferngläser und Lupen.

Tab 4 E E 4
Kerzen, 1950- 1980.
Tab 4 E E 1
Streichhölzer und Streichholzkerzen, ca. 1940 und 1880.

Mit Einbruch der Dunkelheit war Jahrhunderte lang auch das Alltagsleben vorbei. Erst selbstständig stehende Lichtquellen ermöglichten es, einen Raum zu beleuchten. Kerzen waren zunächst ein teurer Bestandteil höfischer Festbeleuchtung. Später beleuchteten sie auch weniger finanzkräftige Haushalte. Eine besondere Kerzenform ist die kleine Streichholzkerze auf dem rechten Bild. Angerissen wie ein Streichholz konnte sie in die Schachtel gestellt werden und brannte mehrere Minuten. Angeblich sei diese Kerzenform besonders gerne in Bordellen verwendet worden. Und zwar weniger um für stimmungsvolle Beleuchtung zu sorgen, als vielmehr als Zeitmesser: War die Kerze heruntergebrannt, endete das Treffen.

Tab 4 E E 2
Kerzenlöscher und Lichtputzschere, ca. 1900.
Tab 4 E E 3
Kerzenständer, ca. 1960.

Das Aussehen der Kerzenhalter ging mit der Mode. Wie die meisten Gebrauchsgegenstände unterlagen auch diese dem Designgeschmack der Zeit. Während Kerzenständer heute noch recht gängig sind, sind Kerzenlöscher und Lichtputzscheren inzwischen verschwunden. Sind heutige Kerzendochte so gefertigt, dass sie sich eindrehen und überschüssiger Docht in der Flamme verbrennt, musste früher der Docht einer brennenden Kerze ständig gekürzt werden, da brennende Kerzen mit langem Docht stärker rußten und tropften. Kerzen, die an schwer zu erreichenden Orten aufgestellt waren, wurden mit dem Kerzenlöscher gelöscht. Dies verhinderte im Gegensatz zum Auspusten auch, dass heißes Wachs auf die Einrichtungsgegenstände und Wände spritzte.

Glühbirne, ca. 1920
Glühbirne, ca. 1920.
Tab 4 E E 6
Lampen, ca. 1930/1950.

Die ersten elektrischen Lampen, die eine breite Öffentlichkeit erreichten waren die Straßenlampen. Erst danach zog das elektrische Licht auch in die Innenräume. Tragbare Taschenlampen erleichterten nicht zuletzt das Leben auf den Bauernhöfen, denn dort musste auch im Dunkeln ab und an nach dem Rechten gesehen werden. Die Glühbirne auf dem linken Bild ist ein Modell der Osram Marke Sirius. Aufgrund des großen Glaskörpers und der Anordnung der Glühfäden galt sie als besonders bruch- und stoßfest.

Vermischtes
Tab 4 E C 8
Tablettendosen, 1930- 1950.
Tab 4 E C 7
Medizinflaschen, ca. 1940.

Eine gute Hausapotheke hielt auch schon vor Jahrzehnten alles bereit, um kleinere Krankheiten und Unwohlsein zu lindern. Neben Tabletten und Lutschpastillen waren es insbesondere Öle und Tinkturen, die die Leiden lindern sollten. Das Rizinusöl wird äußerlich bei Hautleiden angewendet. Eingenommen wirkt es abführend und soll angeblich auch bei Geburtseinleitungen unterstützen. Das Nelkenöl hingegen hilft gegen Schmerzen und wird bei Entzündungen im Mundraum angewendet. Auch Baldrianextrakt und Vaseline befinden sich in dieser Hausapotheke.

Tab 4 E F 0
Fliegenglas, ca. 1890.
Tab 4 E F 5
Taschenmesser, 1920- 1960.

Ganz anderer Natur sind die weiteren Gegenstände, die sich keiner speziellen Haushaltsabteilung zuweisen ließen. Besonders interessant ist das sogenannte Fliegenglas auf dem linken Bild. In das Glas wird eine Flüssigkeit gegeben, die Insekten anlockt. Diese kriechen von unten durch das Loch im Boden der Flasche und können nach oben nicht mehr hinausfliegen. Erst mit dem Einsatz anderer chemischer Fliegenfänger und Insektizide im 20. Jahrhundert verschwindet diese Konstruktion aus den Haushalten.

Weitere vermischte Haushaltsobjekte finden Sie in dieser Galerie:


Tab 4 F B 3

Die Trennung von Arbeit und Haushalt ist eine Idee, die erst mit der Industrialisierung entstand. Besonders auf dem Land war und ist der Lebensraum auch immer Arbeitsraum gewesen. Damit einhergehend war auch die Grundeinstellung zur Arbeit eine andere.

Klare Trennungen von Freizeit und Arbeitszeit waren kaum möglich. Vielmehr durchdrang die Arbeit das gesamte Leben. Darum bot auch das Haus der Familie Addicks Raum für verschiedenste Berufe, deren Überreste zum Teil im Minimuseum erhalten blieben.

Gemischtwarenladen und Gastwirtschaft

Da das Haus nahe am Sielhafen gelegen war, eignete es sich besonders gut, um die anlegenden und abfahrenden Seeleute mit Konsumgütern zu versorgen. Auch die Nachbarn des kleinen Ortes kauften bei Addicks ein. Gleichzeitig existierte direkt neben dem Gemischtwarenladen eine Gastwirtschaft, die vor allem die Kunden des Ladens zum längeren Verweilen einlud.

Tab 4 F A 2
Rabattmarken und Schaufel, ca. 1920.
Tab 4 F A 3
Laufgewichtswaage, ca. 1880.

Schaufel und Waage zeugen davon, dass die Ware nicht wie gegenwärtig fertig abgepackt im Regal stand. Vielmehr konnten sich Kundinnen und Kunden die Güter, die sie brauchten individuell abfüllen lassen. Rabattangebote und Schnäppchen gehörten allerdings auch schon im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Alltag der Kaufleute.

Tab 4 F A 1
Einkaufstüten, 1900- 1930.
Tab 4 F A 0
Werbeschild, 1925.

Die Waren wurden in Tüten gefüllt, die nicht selten mindestens den Aufdruck des Ladens trugen. Auch andere Werbung – beispielsweise für den Kaffee, der sich in der Tüte befand – konnte auf diese Weise nach Hause getragen werden. Außerdem zierten eine Vielzahl von sorgfältig gerahmten Werbeplakaten die Ladenwände.

Landwirtschaft

Eine kleine Landwirtschaft war Lebensgrundlage für viele Familien, nicht nur in Friesland. Auch wenn noch auf andere Arten Geld verdient wurde, gehörte das bäuerliche Leben zum Alltag. Mit den selbstgezüchteten Nahrungsmitteln wurde zunächst die Familie versorgt. Überschüsse konnten auf dem Markt oder im eigenen Laden verkauft oder eingetauscht werden.

Tab 4 F 0 0
Padstock, ca. 1950.
Tab 4 F B 2
Spaten, ca. 1950.

Eine friesische Besonderheit ist allerdings der Padstock. Er wurde dazu verwendet, über kleine Gräben zu springen. Dafür wurde der Stock in die Mitte des Grabens gerammt und sich dann an ihm abgestoßen. Heute wird diese Tradition in einigen Teilen der Region noch als Sport auf Volksfesten betrieben. Ein weiterer typisch norddeutscher Gegenstand ist der Torfspaten. Mit ihm konnte zunächst das Moos durchstochen werden, danach wurde der darunter liegende Torf abgetragen. Das besonders lange und schmale Blatt hat bei diesem Exemplar am oberen Ende noch eine Trittmöglichkeit, um den Druck zu erhöhen.

Tab 4 F B 1
Sichte, ca.1900.
Tab 4 F B 4
Mahdhaken, ca. 1900.

Eine besondere Sensenform ist diese Kurzsense (Sichte). Während die Sense mit dem rechten Arm gehalten wurde, hielt die linke Hand den Haken (Mahdhaken). Diese Mähtechnik erforderte zwar eine gebückte Körperhaltung. Dafür konnte mit dem Mahdhaken das geschnittene Getreide direkt abgeteilt und zusammengerafft werden. Um die Geräte abzustellen oder zu transportieren, konnten sie ineinandergesteckt werden.

Tab 4 F B 0
Dreschflegel, ca. 1880.

Mit einem Dreschflegel wurde das trockene Getreide aus den Ähren oder Hülsen gelöst. Diese anstrengende Arbeit wurde meist auf einer glatten Oberfläche in der Scheune (Tenne) von mehreren Menschen verübt und spätestens im 20. Jahrhundert mehr und mehr von Dreschmaschinen oder den mobilen Mähdrescher übernommen. Sowohl Sense, wie auch Dreschflegel wurden bei Bauernaufständen auch als einfache und wirksame Waffen verwendet.

Posthalterei
Armbinde und Wandschmuck, ca. 1880
Armbinde und Wandschmuck, ca. 1880.

Die Post beförderte und befördert nicht nur Pakete, sondern auch Reisende. Dieses Prinzip wurde vor allem durch die Familie (Thurn und) Taxis bekannt, die während des Heiligen Römischen Reiches das erste überregionale Postunternehmen im deutschsprachigen Raum etablierte. Auch das Wort Taxi leitet sich aus dieser Tradition ab. Mit Gründung des Kaiserreiches 1871 wurde auch die staatliche Deutsche Reichspost etabliert.

Posthaltereien waren zu dieser Zeit bevorzugt Gaststätten, in denen die Reisenden pausieren konnten. Der Fahrer der Postkutsche wurde als Postillon bezeichnet. Neben Uniform und Posthorn trug der Fahrer des gelben Wagens auch eine Armbinde, wie sie hier abgebildet ist. Diese Insignien zeichneten ihn dazu aus, Postsendungen anzunehmen und gewährten ihm Sonder- und Vorfahrtsrechte auf den Straßen.

Weißnäherin
Unterrock und Unterkleid, ca. 1920
Unterrock und Unterkleid, ca. 1920.
Unterhose, ca. 1900
Unterhose, ca. 1900.
Tab 4 F D 3
Unterhose, ca. 1900.

Nicht nur unverheiratete Frauen mussten zum Verdienen des Lebensunterhalts beitragen. Aber sie waren besonders darauf angewiesen, ihr eigenes Geld zu verdienen, auch wenn viele unverheiratete auch über den Tod der Eltern hinaus in ihrem Geburtshaus blieben. Eine Möglichkeit dazuzuverdienen war, den Beruf der Weißnäherin zu ergreifen.

Viele Frauen fertigten bis weit ins 20. Jahrhundert ihre Leibwäsche selber an. Weil die Unterwäsche unsichtbar getragen wurde, fiel es nicht so sehr auf, wenn eine Frau nicht gut nähen konnte. Wer es sich aber leisten konnte oder wollte, gab die Anfertigung der Weißwäsche bei einer Weißnäherin in Auftrag. Besonderer Grund für solche Aufträge war auch bereits erwähnte die Aussteuer.

Tab 4 F D 1
Unterhose, ca. 1900.
Unterhose, ca. 1910
Unterhose, ca. 1910.

Auch wenn also die sogenannten „Unaussprechlichen“ über lange Jahre keinen Platz in der Öffentlichkeit hatten, spätestens bei der Weißnäherin musste sich auch die sittsamste Frau offenbaren. Das Abnehmen der Maße und das Gespräch über gewünschte Verzierungen, Stoffe und Schnitte, erschienen vielen Frauen als sehr intim. Im Arbeitsraum der Weißnäherin wurde damit nicht nur Ware ausgetauscht, sondern auch über Geheimnisse und Vorlieben gesprochen.


„Eia popeia, dit lüttje Poor Schuh,

Schick ick to de Hochtied vandag de junge Fru

Dem ersten lütt Stammhalter treckst du se an

Schuh mit rosa Band kamt uf´n anner Jahr ran.“

(anonym)


Tab 7 G 0 0
Broschüre “Kneipgesetze”, ca. 1910.

Die Freizeit als abgesteckter Zeitraum, den der Mensch zur freien Verfügung hat, ist ein Phänomen der Moderne. Gemeinsam Feiertage verbringen, sich unterhalten und auch das gemeinsame Spielen sind selbstverständlich viel älter. Besonders in der Zeit, in der das Haus in Ellenserdammersiel eine Gastwirtschaft war, gab es auch bei den Addicks viele Gelegenheiten, in denen man zusammenfand. Das Leben der Dorfgemeinschaft wurde dabei durch Reisende und Seeleute bereichert, die mit ihren Geschichten, Sitten und Bräuchen das Gemeindeleben prägten.

Feste und Feiertage
Tab 7 G A 0
Gemeindebrief, 1959.

In Friesland hat besonders die evangelisch-lutherische Kirche einen großen Einfluss auf das Leben der Menschen genommen. Kirchliche Feiertage strukturierten nicht nur das Jahr, bis hin zu den Arbeitszeiten und Schulferien, auch in einem Menschenleben stellten und stellen kirchliche Traditionen wichtige Zäsuren dar. Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Beerdigungen finden und fanden in den Kirchen und im Kreise der Gemeindeglieder statt.

Konfirmationsurkunden, 1875- 1909
Konfirmationsurkunden, 1875- 1909.
Tab 7 G A 2
Tanzkarte, 1937.

Nach der Taufe ist die Konfirmation für junge Menschen, die evangelisch aufwachsen, ein wichtiges Ereignis. Der vorher genommene Unterricht wird später durch eine Urkunde bestätigt und die Jugendlichen gelten ab der Konfirmation als vollwertige Gemeindeglieder. Gratulationskarten selbst von den entferntesten Verwandten zeigen die Aufmerksamkeit, die dieses Ereignis erregt. Fast zeitgleich zur Konfirmation findet für viele junge Leute ein weiterer Kurs statt: der Tanzkurs. Hier wurden nicht nur Standarttänze zur sicheren Bewegung auf dem gesellschaftlichen Parkett erlernt. Vor allem konnten Jungen und Mädchen hier beim Paartanz viel Zeit miteinander verbringen.

Glückwunschkarten, 1880- 1950
Glückwunschkarten, 1880- 1950.
Tab 7 G A 4
Hochzeitsgeschenk, ca. 1920.

Nächstes Großereignis in den Gemeinden und Familien war meist die Hochzeit. Dutzende Glückwunschkarten im Minimuseum zeigen das Interesse der Gemeinde an der ehelichen Verbindung zweier Familien. Nicht selten gehörte zu den guten Wünschen, die dem jungen Paar mit auf den Weg gegeben wurden, auch ein reicher Kindersegen und vor allem ein männlicher Nachfahre, der später das Erbe verwalten könne. Wie wenig dezent dies ausgesprochen wurde, zeigt der oben stehende Reim, den Elisabeth Meyers Eltern zur Hochzeit erhalten hatten.

Brautstrauß, ca. 1949
Brautstrauß, ca. 1949.
Tab 7 G A 6
Blätterkranz, ca. 1949.

Seit dem 16. Jahrhundert gehörte auch in deutschsprachigen Regionen die Myrte zum Hochzeitsritual. Als Teil der griechischen Mythologie wurden schon in der Antike junge Bräute mit Myrte geschmückt. Die Pflanze symbolisiert neben Jungfräulichkeit und Reinheit auch Beständigkeit und Fruchtbarkeit.

Tab 7 G A 9
Christbaumschmuck, ca. 1930.
Tab 7 G A 10
Broschüre, ca. 1930.

Als das beliebteste christliche Fest kann wohl das Weihnachtsfest gelten. Selbst während der Aufklärung wurde nicht versucht, dieses Fest abzuschaffen, sondern vielmehr es durch die Einführung des Weihnachtsmannes zuungunsten des Christkindes zu transformieren. Die Tradition des Weihnachtsbaumes besteht in diesem Umfang erst seit dem 18. Jahrhundert. Seitdem verbreitet sie sich aber um die ganze Welt. Zunächst gab es die Weihnachtsbäume hauptsächlich im öffentlichen Raum. Die Tradition des privaten Baumes, der früher bescheidener mit Äpfeln, Nüssen und Strohsternen geschmückt wurde, ist jünger.

Tab 7 G A 8
Osterschmuck, 1940- 1980.

Das Osterfest hingegen ist – obwohl die Wiederauferstehung für das Christentum ein entscheidender Grundstein ist – nicht so beliebt wie das Lichterfest. Da es im Frühjahr stattfindet, bietet es aber die Gelegenheit, gleichzeitig den Frühling und die Fruchtbarkeit zu feiern. Eier, Küken und frische Ostersträucher symbolisieren auch die Freude über das Ende des Winters und den Beginn des neuen Jahreszyklus.

Spielen
Tab 7 G B 2
Boßelkugel, ca. 1910.

Nicht nur Kinder spielen gern. Freundschaftliche Wettbewerbe stärken und festigen auch die Gemeinschaft unter Erwachsenen. In Teilen Norddeutschlands ist im Winter das Boßeln besonders beliebt. Bei einem gemeinsamen Spaziergang werden Kugeln oder Scheiben um die Wette geworfen. Bei diesem Exemplar handelt es sich um eine Boßelkugel, in die durch vier Löcher Blei gegossen wurde, um die Kugel zu beschweren. Andere Exemplare haben einen einzelnen Bleikern.

Tab 7 G B 0
Würfelbecher, ca. 1880.
Tab 7 G B 1
Wahrsagespiele, ca. 1950.

In Kneipen oder Wohnstuben sind und waren Würfelspiele besonders beliebt. Hunderte Varianten ermöglichen verschiedenste Spiele. Auch Frage- und Antwortspiele können leicht durchgeführt werden. Wer sich die Fragen nicht jedes Mal neu ausdenken wollte, konnte diese Spiele entweder selbst vorbereiten oder auch kaufen. Diese Spiele unterhalten nicht nur, sie befriedigen auch die Neugier und stärken die Gemeinschaft dadurch, dass man private Informationen bis hin zu Geheimnissen teilt.

Tab 7 G B 3
Kartenspiele, 1910- 1950.

Besonders Kartenspiele sind beliebte Werbeträger. Skatblätter werden verdeckt gehalten, sodass ein großer Teil des Tisches die Werbebotschaften häufiger sieht, als die Spielkarten. Einige Firmen, wie der kreative Margarinehersteller Fri-Ho-Di gaben auch andere Rätselspiele als Zugaben zu ihren Produkten und kamen dadurch nicht nur zu den Mahlzeiten auf den Tisch.

Tee trinken
Tab 7 G C 1
Teekiste, ca. 1960.
Tab 7 G C 2
Teedose, ca. 1900.
Tab 7 G C 0
Tablett, Teesiebe, Teelöffel, ca.1920.

Ein norddeutscher Sonderfall ist sicherlich das Teetrinken. Eigene Schwarzteemischungen, meist aus Ceylon- und Assamtee werden in den Gegenden Ostfriesland, Friesland und Nordfriesland fast täglich konsumiert. Um diese Tradition entwickelte sich schon früh nicht nur ein ganzer Ritus, sondern auch eigene Produktdesigns und Dekore. Besonders typisch ist neben dem Zwiebelmuster die rot bis lilafarbene Friesenrose. Eigene Einschenkregeln (erst Kluntje, dann Tee, dann Wulkje) sind beim norddeutschen Teetrinken ebenso wichtig, wie die dazugehörigen Verhaltensregeln. So wird der Tee beispielsweise in Runden ausgeschenkt und wer an einer Runde nicht mehr teilnehmen möchte, legt den Löffel in die Tasse. Ebenso unausgesprochen aber allgemein bekannt bleibt die Territorialfrage. Außerhalb der Region wird nämlich lieber kein Tee getrunken, da echter Friesentee nur mit friesischem Wasser schmeckt.

Genussmittel
Tab 7 G D 1
Flasche, ca. 1900.
Tab 7 G D 2
Korkenzieher, ca. 1910.

Für die Gesundheit sind Alkohol und Tabak wenig förderlich. In der Gemeinschaft spielen sie aber schon lange eine große Rolle. Der abendliche gemeinsame Alkoholkonsum beschränkt sich dabei nicht nur auf die Gastwirtschaft. Auch in Privathaushalten wird und wurde gerne mal eine Flasche des neuesten „Aufgesetzten“ verköstigt.

Zigarre, Zigarette und Kautabak, 1920- 1930
Zigarre, Zigarette und Kautabak, 1920- 1930.
Tab 7 G D 5
Mundstücke, ca. 1930.

Der Konsum von Zigarren und Zigaretten, Pfeifen und Kautabak ist gegenwärtig rückläufig. Im Minimuseum finden sich aber vom Drehbrett für Zigarren bis hin zu Tonpfeifen, noch viele Hinweise darauf, dass Tabak ein beliebtes alltägliches Genussmittel war. Hierzu gehörten auch bestimmte Accessoires wie Lederetuis, in denen die Zigarren sicher transportiert werden konnten.

Tab 7 G D 0
Tonpfeifen, ca. 1900.
Kiste, Etui und Pfeife, ca. 1930
Kiste, Etui und Pfeife, ca. 1930.
Zigarrenbrett, ca. 1880
Zigarrenbrett, ca. 1880.

 Der Sturm spielt auf zum Tanze,

Er pfeift und braust und brüllt;

Heisa, wie springt das Schifflein!

Die Nacht ist lustig und wild.

Ein lebendes Wassergebirge

Bildet die tosende See;

Hier gähnt ein schwarzer Abgrund,

Dort türmt es sich weiß in die Höh’.

Ein Fluchen, Erbrechen und Beten

Schallt aus der Kajüte heraus:

Ich halte mich fest am Mastbaum,

Und wünsche: Wär’ ich zu Haus!

(Heinrich Heine)


Karte (Repro), 1985
Karte (Repro), 1985.

Elisabeth Meyers Arbeit prägte eine besondere Heimatliebe. Die Region war ihr wichtig. Ihr Verständnis von dem, was Zuhause ist, ging über das eigentliche Haus und die Menschen ihrer Familie und Nachbarschaft hinaus. Romantische Vorstellungen davon, was friesische Kultur ist, sorgten im Oldenburger Land bereits um 1900 dafür, dass eine bildungsbürgerliche Heimatromantik entstand, die das Neue ablehnte und das Alte für die sich scheinbar bis zur Unkenntlichkeit verändernde Nachwelt erhalten wollte.

Archäologie

Besonders interessant ist Elisabeth Meyers Interesse für archäologische Objekte der Region, auch wenn dieser Teil der Sammlung nicht besonders groß ist. Ihre Beschriftungen sind hier ausführlicher, ihre Versuche die Objekte zu konservieren und zu beschützen sind engagierter. Was im heimatlichen Boden gefunden wurde, so die Annahme, musste von besonderer Bedeutung sein. Die Funde ermöglichten anscheinend, sich eine schon länger vergangene Zeit vorzustellen.

Tab 9 I A 2
Behauener Stein/Faustkeil (beidseitig), undatiert.
Tab 9 I A 1
Holz und Stein, undatiert.

Wenn archäologische Grabungen nicht zielgerichtet durchgeführt werden, dann stehen diese Zufallsfunde meist in Verbindung mit eben jenen Neuerungen, gegen die sich die Heimatliebenden versperrten. So wurden auch viele Bodenfunde aus dem Minimuseum beim Bau der nahe gelegenen Autobahn ausgegraben. Ob es sich dabei nun um einen angeblichen Faustkeil aus der Steinzeit handelte, oder einfach um ein Stück versteinertes Holz, bei Elisabeth Meyer fanden diese Gegenstände einen Platz.

Tab 9 I A 4
Torfsoden und Mooreiche, verm. 13./14. Jahrhundert.

Wertvoll erschienen ihr auch die Funde, die angeblich während Sturmfluten untergegangen waren. Die Marcellusfluten aus den Jahren 1219 und 1362 haben sich in den friesischen Gründungsmythen fest verankert. Beide wurden zu verschiedenen Zeiten alleinig für die Entstehung von Dollart und Jadebusen und für den Untergang vieler kleiner Ortschaften verantwortlich gemacht. Gegenwärtig wird die Ausformung der Buchten eher als ein langwierigerer Prozess verstanden, an dem verschiedene große Sturmfluten ebenso Anteil hatten, wie das Abtragen der Moore durch die Menschen.

Scherben, verm. 12./ 14. Jahrhundert
Scherben, verm. 12./ 14. Jahrhundert.
Backstein, verm. 14. Jahrhundert
Backstein, verm. 14. Jahrhundert.

Identifikationspotential boten vor allem die Tonscherben und Backsteine aus den untergegangenen Orten, da solche menschlich gefertigten Gegenstände, wenn auch in veränderter Form, auch heute noch existieren. Durch sie lässt sich dem „Groten Mandrenken“ (großes Ertrinken) gedenken und der Tatsache, dass Sturm und Flut manchmal keine Rücksicht auf Zivilisation nehmen.

Holznagel und Holzpflock, undatiert
Holznagel und Holzpflock, undatiert.

Erst 1993 wurde die kleine archäologische Sammlung des Minimuseums um zwei weitere Objekte bereichert, die bei Ausgrabungen in der Wurt Wüppels gefunden wurden. Ein „Holznagel vom Dachgebälk“ und ein „Holzpflock aus einer Abbruchkante des Deichkörpers“ wurden zur Konservierung sechs Wochen in 70 % Zuckerlösung eingelegt und dann luftdicht verschlossen. Elisabeth Meyer datierte beide Objekte auf ca. 800 nach Christus. Weitere Forschungen in und an Wüppels konkretisieren, dass um ca. 900 nach Christus wohl die ersten Deiche in dieser Region gebaut wurden, und dass ein verstärkter Hausbau zur Siedlungsgründung etwa ab dem 11. Jahrhundert stattfand.

Heimat
Tab 9 I B 4

Karte (Repro), 1985.
Ölgemälde, undatiert
Ölgemälde, undatiert.
Karte (Repro), 1985
Karte (Repro), 1985.

Was Heimat genau bedeutet, darüber streitet nicht nur die Forschung. Meist wird es beschrieben mit einem guten Gefühl der Region gegenüber, aus der man stammt. Heimatforscher und Forscherinnen sind darum besonders an der Geschichte ihrer Region interessiert. Darum befinden sich auch in Elisabeth Meyers Sammlung diverse Karten aus verschiedenen Zeiten, anhand derer sich die verschiedenen Herrschaftsbereiche, Grenzen und Zugehörigkeiten nachvollziehen lassen. Ölgemälde oder Fotografien bereichern diese meist sehr trocken erscheinende Kartenkunde. Romantische und stimmungsvolle Darstellungen der Landschaft, der man sich so unerklärlich verbunden fühlt, stärkten und sicherten die Heimatliebe.

Pegelstandsmesser (Bruchstück), undatiert
Pegelstandsmesser (Bruchstück), undatiert.
Tab 9 I B 1
Orgelpfeifen, zw. 1720 und 1914.

Im Minimuseum wurden auch kleine Relikte der Region aufbewahrt, die sonst der Modernisierung anheimgefallen wären. So beispielsweise ca. 40 cm des ehemaligen Pegelstandsmessers des Sielhafens Ellenserdamm. Auch zwei kleine Orgelpfeifen aus der St.-Cosmas-und Damian-Kirche Bockhorn wurden Teil der Sammlung. Die ursprüngliche Bockhorner Orgel wurde von Christian Vater 1722 gebaut. Die Kirche wurde bereits um 1200 errichtet. Bis ins 20. Jahrhundert wurde die Orgel zwar mehrmals repariert, aber nie komplett umgebaut, wodurch sie langsam ihren Klang verlor. Nach einer umfassenden Restaurierung in den 1970er Jahren sind dann diese Orgelpfeifen in den Besitz von Elisabeth Meyer gelangt.

Seefahrt

Die Seefahrt prägte viele Familien Norddeutschlands. Mit der Einrichtung eines Reichskriegshafens in Wilhelmshaven im Kaiserreich erhielt Wilhelmshaven auch die Stadtrechte. Spätestens seitdem gehörte nicht nur die Fischerei- und Handelsschifffahrt, sondern auch die Kriegsschifffahrt zum Alltag der Region. Vor allem die deutsche und die britische Marine rüsteten ihre Kriegsflotten vor dem Ersten Weltkrieg massiv auf. Dies führte auch in den Wilhelmshaven umgebenden Gemeinden zu einem starken Bevölkerungszuwachs, da nicht nur Mariner, sondern auch die dazugehörige Infrastruktur gebraucht wurde. Nicht zuletzt in den Werften fanden viele Menschen Arbeit. Die hier abgebildeten Flaggen sind – mit Ausnahme der Flagge des Roten Kreuzes – Teile des Flaggenalphabets. Diese Flaggen wurden zum einen für die Handelsmarine verwendet, um über größere Entfernungen auf See zu kommunizieren. Die Kriegsmarine hatte eigene Flaggenalphabete, die zunächst geheim waren. So sollten verfeindete Kriegsschiffe daran gehindert werden, die Kommunikation unter den Schiffen einer Flotte zu entschlüsseln.

Weitere Objekte aus der Seefahrt finden Sie in dieser Galerie:


Kleid, ca. 1920
Kleid, ca. 1920.

Historische Kleidung und Mode: Das war Elisabeth Meyers Steckenpferd. Die Idee des Minimuseums entstand erst, als sie mit ihren Freundinnen eine historische Modenschau organisierte. Auf dieser wurden 1984 die erhaltenen, aber auch nachgeschneiderten Kostüme in lockerer Runde angezogen und präsentiert. Für den Ablauf tippte Frau Meyer sogar ein Script auf der Schreibmaschine. Der Nachmittag ist auf den ersten Seiten des Gästebuchs mit Fotos dokumentiert. Im Gegensatz zur umfangreichen Textilsammlung des Schlossmuseums bietet das Minimuseum eher eine Art Parforceritt vor allem durch die letzten zwei Jahrhunderte der Modegeschichte.

Textilgeschichte

Elisabeth Meyers Textilgeschichte beginnt mit einer „Tracht“ einer „germanischen Bürgersfrau“, die sie nach eigenen Recherchen und Vorstellungen nachgeschneidert hat. Diese Arbeit ist zwar historisch wenig konsistent, da die friesischen Stämme der Antike und des Mittelalters zwar zu den Nordgermanen gehörten, es ein Bürgertum unter ihnen aber nicht gab. Das Kleid ist jedoch dahingehend interessant, dass es zeigt, welchen Schwerpunkt Elisabeth Meyer in ihrer modischen Sammlung setzte: Es ging ihr hauptsächlich um Frauen eines gehobenen Standes und deren sich verändernde Kleidung.

Tab 8 H A 13
Kleid (Repro), ca. 1980.
Tab 8 H A 15
Mantel und Weste, ca. 1920.

Dass Herrenmode im Minimuseum kaum vorkommt, entspricht hingegen vielen historischen Museen. Obwohl sich der Zeitgeist auch in der männlichen Kleidung niederschlägt und Schnitte Stoffe und Farben hier auch stark variierten, sind Kleidungsstücke von Männern weniger gut erhalten. Die Kleidung des bürgerlichen Mannes beispielsweise sollte seinen angeblichen Merkmalen und Idealen entsprechen und musste schlicht, vernünftig und sachlich sein. Dass es weniger Herrenkleidung in die Sammlungen geschafft hat, liegt nicht zuletzt daran, dass Männer ihre Arbeitskleidung Kleidung üblicherweise auftrugen und auch die Festtagsmode mehrmals getragen wurde. Frei nach dem Motto: Ein guter Anzug hält ein Leben lang – aber seltener darüber hinaus.

Tab 8 H A 0
Tournürenkleid, ca. 1860.
Tab 8 H A 3
Kleid, ca. 1890.

Zur Hochzeit des Bürgertums im 18. und 19. Jahrhundert war der weibliche Körper von Kopf bis Fuß in eine Masse von Stoff eingehüllt. Frau zeigte wenig Haut. Dies entsprach den strengen Regeln des bürgerlichen Tugendkatalogs mit seinen Idealen von Scham und Anstand und war unverzichtbarer Bestandteil von bürgerlicher Identität und vom Lebensstil. Trotzdem oder gerade deswegen zeigen auch diese Kleider die sich verändernden Schönheitsideale. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entfiel beispielsweise der große Reifrock. Der Rock wurde insgesamt schmaler und über dem Gesäß mit hochgebauschten, ausladenden Stoffmassen drapiert. Eine Tournüre, ein Halbkäfig, der die Gesäßbetonung noch verstärkte, kam zum Einsatz und änderte die Silhouette der Frauen.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kleidung ansatzweise bequemer. Im Zuge der Hygienebewegung flammte die Kritik an der strengen Körperdisziplinierung und –Verformung wieder auf. Zu enge Kleidung und vor allem das Korsett wurden kritisiert. Aber das eigens entworfene „Reformkleid“ konnte sich nicht durchsetzen. Auch wenn die Schnitte praktischer wurden, konnten sich viele Frauen viele Frauen nicht von der aufwendigen und unbequemen Mode, die sie mit Luxus und Schönheit assoziierten, verabschieden und blieben gebunden an das von Männern so attraktiv gefundene alte Körperbild.

Tab 8 H A 4
Badeanzug, ca. 1900.
Tab 8 H A 8
Tenniskleid, ca. 1910.

Auch im Sport hielten sich lange Zeit die bürgerlichen Kleidungsnormen, wie dieses Tenniskleid für ein junges Mädchen zeigt. Körperliche Ertüchtigung wurde zwar auf höheren Töchterschulen als wichtig erachtet und Tennis war als „Weißer Sport“ beliebt beim Bürgertum. Die Bewegungsfreiheit ging allerdings zulasten der Verhüllung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts badeten Menschen noch allein und nackt oder in einem leichten Badehemd, indem sie von einem Badekarren aus ins Wasser stiegen. Am Strand trug man allerdings aufwendige und unbequeme Kleidung, in der befreites und sicheres Schwimmen unmöglich war. Um 1900 fiel dann der Rock und die Ärmel verschwanden, es blieben aber zunächst die zugebundenen Pumphosen. Dies ermöglichte bei Weitem mehr Bewegungsfreiheit im Wasser. Zudem war dieses Badekostüm bereits schlichter und preiswerter. Solche Badeanzüge stellten die Vorstufe zum revolutionierenden Badetrikot der 20er Jahre dar.

Nachkriegskleid aus Bettwäsche, ca. 1946
Nachkriegskleid aus Bettwäsche, ca. 1946.
Tab 8 H A 6
Nachkriegskleid mit Holzknöüfen und Strümpfen aus Zellwolle, ca. 1946.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit sahen sich deutsche Männer und Frauen schweren Herausforderungen in allen Lebensbereichen gegenüber, die sich auch in der Mode dieser Zeit niederschlugen. Die Frauen hatten die Belastungen des Krieges alleine bewältigen müssen und dadurch eine neue Unabhängigkeit erlangt. Als die Männer aus Krieg und Gefangenschaft zurückkamen, beanspruchten die wieder ihre alte Rolle. Dies führte zu Konflikten im Privatleben, aber auch auf dem Arbeitsmarkt. Am Ende kehrten viele Frauen an den Herd zurück. In der Mode wurde der New Look mit seinen ausgestellten Röcken und der Betonung weiblicher Kurven zum Ausdruck dieser Zeit. Eine ganz praktische Herausforderung bei der Umsetzung dieser Mode war aber für viele Frauen der Stoff. Es mangelte bereits an Nahrung, so dass für neue Kleidung kaum finanzielle Ressourcen bestanden. Bettlaken, geschnitzte Holzknöpfe und günstige Zellwolle wurden zu neuen trag- und vorzeigbaren Kleidern verarbeitet.

Tab 8 H A 10
Minikleid, ca. 1960.

In der Masse strebte erst die darauffolgende Generation nach neuen Freiheiten. Der Minirock ist gleichzeitig Symbol, aber für viele auch Auslöser einer Moderevolution. Neue Bewegungsfreiheit im Alltag und ein neues Bewusstsein für den eigenen Körper prägten die jungen Frauen der 60er und 70er Jahre. Diese Modeentwicklung blieb übrigens nicht auf die Oberbekleidung beschränkt. Engere und kürzere Schnitte forderten auch ein endgültiges Umdenken bezüglich der Unterwäsche. Die Feinstrumpfhose triumphierte über halterlose Strümpfe und Bikini und Tennisrock veränderten das Lebensgefühl am Strand und im Sport.

Weitere Kleidungsstücke finden Sie in dieser Galerie:

Kinderkleidung
Steckkissen, ca. 1890
Steckkissen, ca. 1890.

Kinderkleidung ist ein besonderes Thema der Modegeschichte. Hauptsächlich darum, weil eine eigene, kindgerechte Mode ein Phänomen des 20. Jahrhunderts ist. Bis ins 20. Jahrhundert wurden Säuglinge bevorzugt in Leinentücher gewickelt. Das Steckkissen ist eine besondere Form des Wickelns, die auch heute noch praktiziert wird. Das Kind wurde in das gepolsterte und verzierte Kissen „gesteckt“ und dann verschnürt. So konnte das Kind sicher und warm liegen, die Bewegungsfreiheit war allerdings stark eingeschränkt.

Tab 8 H B 3
Säuglingsleibchen, ca. 1890.
Tab 8 H B 4
Säuglingsleibchen, ca. 1890.

Unten mit einer Baumwoll- oder Leinenwindel bekleidet, trugen die Kleinkinder oben meist einfache weiße Leibchen. Diese waren leicht zu nähen und meist weiß um die kindliche Unschuld zu betonen. Zudem waren weiße Baumwollstoffe günstig und leicht auszuwaschen.

Tab 8 H B 5
Säuglingsjäckchen, ca. 1890.
Tab 8 H B 2
Lätzchen, ca. 1890.

Auch wärmere Strickkleidung für den Winter war in Weiß gehalten und höchstens mit rosafarbenen oder blauen Bändern versehen, die das Geschlecht des Kindes ansichtig machten. Etwas aufwendiger konnten da schon die Lätzchen sein. Die hier Abgebildeten sind aus besonders festem und dickem Stoff und mit Spitze umhäkelt. Zwei von ihnen sind nicht nur am Hals zu schließen, zusätzlich konnten sie um den Bauch des Kindes gebunden werden.

Kinderschuhe, um 1900
Kinderschuhe, um 1900.

Bis ins Schulalter trugen vor allem Landkinder selten Schuhe. Wenn, dann bewegten sie sich in robusten Holzpantinen, dicken Socken oder leichten selbstgenähten Hausschuhen. Wegen der sich rasch verändernden Schuhgröße wurde vor allem von ärmeren Familien oft darauf verzichtet, den Kindern teure Lederschuhe vom Schuster anfertigen zu lassen. Wenn dies doch geschah, dann meist zu besonderen Anlässen.

Kinderkleider, ca. 1900
Kinderkleider, ca. 1900.

Bis ca. 1900 war es üblich, Kinder ab dem Schulalter als kleine Erwachsene zu kleiden. Die Stoffe waren schwer, die Schnitte kompliziert und da meist noch Hüte oder Ähnliches zum guten Ton gehörten, war die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Doch auch auf die Kindermode übte die Reformbewegung größeren Einfluss aus. Kinderkleidung wurde durch das 20. Jahrhundert immer praktischer und leichter. Erhalten sind oft nur noch Festkleider, wie die Taufkleider oder Kleidung, die man als Kind zu anderen feierlichen Anlässen angezogen bekommen hat. Der hängende Schnitt für Mädchenkleider konnte sich dabei schnell durchsetzen. Lieblingsfarbe für Kinderkleidung blieb allerdings noch lange weiß. Bunte, fröhliche Kinderkleidung kann eher als Phänomen der 1950er und 60er Jahre gesehen werden.

Kinderkleid, ca. 1950
Kinderkleid, ca. 1950.
Kinderkleid, ca. 1950
Kinderkleid, ca. 1950.
Unterwäsche
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Korsett, ca. 1880.

Das Korsett ist inzwischen das Referenzstück, wenn Menschen auf die Veränderungen in der Unterwäschemode hinweisen wollen. Mitte des 19. Jahrhunderts kam die heute wohl bekannteste Korsettform in Mode, die zwar weibliche Hüften und Brust betonte, aber die Taille stark quetschte. Zur gleichen Zeit trugen auch einige Männer Herrenkorsetts um dem Ideal des schlanken Dandys zu entsprechen. Von der Reformbewegung schon zum Ende des 19. Jahrhunderts als gesundheitsschädigend verurteilt, gerieten Korsetts im frühen 20. Jahrhundert vollständig aus der Mode. Dies resultierte nicht zuletzt daraus, dass die Frauen in Kriegszeiten arbeiten und dementsprechend beweglicher sein mussten. Das Formen des (weiblichen) Körpers mit einschränkender Unterwäsche endete allerdings nicht mit dem Korsett. Mieder und die sogenannte „Shapewear“ zeigen, dass diese Versuche den Körper zu Formen weiter anhalten.

Nachthemd, ca. 1910
Nachthemd, ca. 1910.
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Unterhemd, ca. 1880.

Leichte Blusen oder Unterkleider gehörten ebenfalls zur Standardunterwäsche. Dies hatte auch hygienische Gründe. Die weiße Leibwäsche war widerstandsfähiger und konnte leichter gewaschen oder gekocht werden als die großen aufwendig vernähten Kleider. Auch die Nachthemden um 1900 waren vornehmlich weiß und wurden zuhause oder von der Weißnäherin angefertigt. Einzige Farbgebung war meist das Monogramm, dass vornehmlich mit roten oder rosafarbenem Faden aufgestickt wurde.

Erst um 1800 wurde es üblich, dass Frauen unter ihren Röcken Unterhosen trugen. Diese sogenannten “Unaussprechlichen” waren weit geschnitten und reichten meist bis unter das Knie. Darüber wurden weiterhin Unterröcke und Kleider getragen. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte es dann für Frauen, die als respektabel gelten wollten, zur Pflicht Unterhosen zu tragen. Diese waren im Schritt offen oder hatten an dieser Stelle eine große Klappe.

Unterhosen, ca. 1890
Unterhosen, ca. 1890.
Unterhosen, ca. 1890
Unterhosen, ca. 1890.
Strümpfe aus Zellwolle, ca. 1914
Strümpfe aus Zellwolle, ca. 1914.

Die langen Wollstrümpfe wurden von Kindern, wie auch von Erwachsenen nur im Winter getragen. Solange es das Wetter zuließ ging man – besonders auf dem Land strumpflos. Erst die Entwicklung der dünneren Nylonstrümpfe änderte dies. Viele Erwachsene erinnern sich auch heute noch an die langen Wollstrümpfe (In Krisenzeiten aus Zellwolle gestrickt), die bis über die Unterhose reichten und am Unterhemd befestigt wurden.

Weitere Unterwäsche finden Sie in dieser Galerie:

Kopfbedeckungen
Kapotte, Frauenhaube und Kinderhäubchen, ca. 1870
Kapotte, Frauenhaube und Kinderhäubchen, ca. 1870.
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Haube und Winterhüte, ca. 1900.

Ohne Kopfbedeckung und womöglich noch mit offenen Haaren außerhalb der Schlafkammer gesehen zu werden, war auch für eine sittsame Frau im 19. Jahrhundert noch sehr ungewöhnlich. Aber obwohl nur Frauen sprichwörtlich „unter die Haube“ kamen, fehlte eine Kofbedeckung auch bei Kindern und Männern – mindestens bei besonderen Anlässen – selten. Als Farbe des sittsamen und bescheidenen Bürgertums, war schwarz auch für die seriösen Kopfbedeckungen üblich. Nur Kindhauben waren farbig. Die Variationen der Hauben gingen mit der Mode. Kapotthut, einfache Samthaube, Winterhüte mit oder ohne Pelz, oder Hauben mit Kragen und Stickereien – jede Kopfbedeckung hatte ihre Zeit.

Schute und Häubchen, ca. 1910
Schute und Häubchen, ca. 1910.

Die weißen Hauben sind keineswegs ausschließlich Sommerhauben. Obwohl die große Schute hinten links auch vor der verpönten Sonnenbräune geschützt hat. Die kleineren Häubchen wurden aber im Alltag von einfachen Frauen getragen. Die Sauberkeit der Haube, die Stickereien und Spitzenränder und eine gut gestärkte Krempe wiesen die Frauen als ordentliche Hausfrauen oder Dienstmädchen eines ordentlichen Haushalts aus.

Hutschachtel, Chapeau-Claque, Herrenhüte, ca. 1930
Hutschachtel, Chapeau-Claque, Herrenhüte, ca. 1930.

Herrenhüte richteten sich ebenfalls noch den jeweiligen Anlässen. Ein brauner Hut für den Alltag, ein Strohhut für die Arbeit oder die Freizeit im Sommer und der Chapeau Claque war besonderen Anlässen, wie beispielsweise der eigenen Hochzeit. Die Hüte wurden von Hutmachern gefertigt, die Ihre Waren in passenden Hutschachteln auslieferten. Jeder Kopf wurde individuell vermessen, so dass ein Hut genau einem Träger passte.

Schürzen
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Haushaltsschürzen, ca. 1950.

Bei der alltäglichen Hausarbeit sind Schürzen hauptsächlich praktisch. Sie verhindern, dass die Kleidung beim Kochen und Putzen verschmutzt wird, man kann sich die Hände daran abwischen und nicht selten haben Haushaltsschürzen große Taschen, in denen sich allerlei nützliches – bis hin zum Schälmesser – verstauen lässt. Historisch gehörten Schürzen zu vielen Zeiten zur weiblichen Kleidung. Die einfachen Küchenschürzen waren dabei aus grobem Stoff gefertigt und besonders robust und schmutzresistent.

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Weiße Schürzen, ca. 1950.

Weiße Schürzen hingegen zeichneten – ähnlich wie die weißen Hauben – eine ordentliche Hausfrau oder Haushaltshilfe aus. Nicht selten waren diese Schürzen aufwendig bestickt oder umhäkelt, dazu mussten sie stets glatt gebügelt, gestärkt und vor allem sauber sein. Im Gegensatz zur Arbeitsschürze wurde die weiße Schürze – in Teilen Deutschlands bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts – dann angelegt, wenn beispielsweise Besuch erwartet wurde.

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Schürze, ca. 1900.

Auch konnten Schürzen – besonders im 19. Jahrhundert – eine reine Zierfunktion haben. Schwarze Schürzen gehörten auch dann zum Kleidungsensemble einer Mittelständischen Bürgerin oder gehobenen Bäuerin, wenn sie gerade nicht im Haushalt tätig war. Viele weibliche Trachten beinhalten darum ebenfalls eine Schürze.

Kragen

Bürgerliche Mode des 19. Jahrhunderts zeichnet sich dadurch aus, dass die Menschen stets vollständig bekleidet und repräsentabel aussehen sollten. Als sittlich wurde nur verstanden, wer sich vollständig verhüllte. Darum spielen auch die Kragen eine große Rolle in der Geschichte der bürgerlichen Mode. Separat anzubringende Herrenkragen weisen allerdings zusätzlich darauf hin, dass das Sauberhalten der Kleidung höchst aufwendig war.

Kragenkiste und Herrenkragen, ca. 1880/ 1910
Kragenkiste und Herrenkragen, ca. 1880/ 1910.
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Kragenkiste und Fliegen, ca. 1910.

Was man vom Herrenhemd sah, war hauptsächlich der Kragen. Er durfte darum weder knittrig noch verschmutzt sein, weswegen sich im 19. Jahrhundert die papierverstärkten Einzelkragen durchsetzten. Diese wurden vom Herrenschneider angefertigt, der vorher die Kragenweite vermaß. Ebenso wurde bei den fertig gebundenen Fliegen verfahren. Zur Aufbewahrung und zum Schutz der Kragen gab es in den Haushalten kleine mit Stoff bezogene Kistchen, auf denen nicht selten die Bezeichnung des Inhalts aufgestickt war.

Damenkragen aus Pelz, Samt und Seide, ca. 1880
Damenkragen aus Pelz, Samt und Seide, ca. 1880.
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Bestickter Damenkragen, ca. 1880.

Und auch bei der Frauenkleidung war hochgeschlossenes Auftreten gefragt, weswegen gern aufwendig bestickte Kragen über der Kleidung angelegt wurden, die fast bis zum Kinn reichten. Mantelkrägen aus Pelz hingegen waren vornehmlich darum vom Kleidungsstück separiert, da Pelz sehr hochpreisig war. Auf diese Weise konnte man einen Kragen zu verschiedenen Mänteln tragen.

Spitzenkragen, undatiert
Spitzenkragen, undatiert.
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Spitzenkragen, undatiert.

Mit den weißen Spitzenkragen verfuhr man ähnlich. Aufwendig gearbeitete Spitze war teuer und wurde häufig von einem Kleidungsstück auf das nächste versetzt. Da sich währenddessen die Moden änderten, wurden Spitzenkragen mitunter umgenäht – in der Hoffnung, dass die neueste Kragenmode weniger Spitze erforderte.

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Schultertuch, um 1900.
Paisleytuch und Tuchnadel, ca. 1960
Paisleytuch und Tuchnadel, ca. 1960.

Während die Kragen im Zuge der immer leichter erhältlichen und zu waschenden Konfektionsware wieder mit der Kleidung verbunden wurden, ist das Schulter- oder Halstuch ein separates Accessoire geblieben, das aber an Farbvarianz dazugewonnen hat. Die Tücher wurden nach der jeweiligen Mode drapiert und mit Nadeln oder Spangen festgesteckt.

Taschen
Damentaschen, 1870- 1950
Damentaschen, 1870- 1950.
Damentaschen, 1870- 1920
Damentaschen, 1870- 1920.

Damenhandtaschen sind ein Phänomen, das im 19. Jahrhundert seinen Anfang nahm. Davor verbargen Frauen die Dinge, die sie bei sich tragen wollten, in eingenähten Taschen unter ihren Röcken. Das erste Handtaschenmodell ist der Pompadour. Ein Beutel, der mit Bändern zugezogen wurde. Wie prachtvoll der Beutel bestickt war, hing vom Vermögen der Familie ab. Neben Taschentüchern oder Schminkutensilien wurde im 19. Jahrhundert auch Riechsalz in den Handtaschen aufbewahrt. Frauen gehobenen Standes pflegten in peinlichen oder aufregenden Momenten in Ohnmacht zu fallen und wurden dann mit Riechsalz wieder zu Bewusstsein gebracht.

Geldbörsen, ca. 1930
Geldbörsen, ca. 1930.
Brieftasche, ca. 1910
Brieftasche, ca. 1910.

Dass Damen auch Geld bei sich führten, war erst später üblich. Die Damenportemonnaies mussten so klein sein, dass sie in der Handtasche Platz fanden. Größere Geldgeschäfte wurden allerdings von den Ehemännern getätigt. Mit Einführung des Papiergeldes bewahrten diese ihr Geld in den ledernen Brieftaschen auf, in denen vorher hauptsächlich wichtige Dokumente befördert wurden.

Ledergeldbörse, ca. 1910
Ledergeldbörse, ca. 1910.

Die Geldmünzen bewahrten die Männer in separaten Börsen oder Beuteln auf, die meist schlicht gestaltet waren. Es gab allerdings auch modische Ausnahmen, wie dieses interessante Modell belegt, dass Elisabeth Meyers Vater gerne bei sich trug.

Accessoires

Im Winter ergänzte weiteres Zubehör die Kleidung. Handwärmer, wie beispielsweise Muffs aus Pelz, sind zur Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland völlig aus der Mode gekommen. Im 19. Und frühen 20. Jahrhundert waren sie im Winter für Frauen des gehobenen Bürgertums ein Kleidungsstück, dass man haben musste. Oft waren die Pelzröhren innen zusätzlich gefüttert und konnten auch kleine versteckte Taschen enthalten.

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Muff und Muffschachtel, ca. 1900.
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Schlittschuhe, ca. 1890.

Weitaus praktischer waren im Winter die Schlittschuhe. Sie wurden unter die normalen Schuhe geschnallt. In Friesland brauchte es nicht einmal einen zugefrorenen See, da auch die feuchten Moorwiesen über den Winter einfroren und zum Schlittschuhlaufen einluden. Da sich auch im 19. Jahrhundert Menschen im Alltag noch vornehmlich zu Fuß fortbewegten, steigerten die Schlittschuhe auch bei ganz alltäglichen Besuchen und Besorgungen das Tempo.

Manschetten und Manschettenschachtel, ca. 1890
Manschetten und Manschettenschachtel, ca. 1890.
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Haarspangen, 1900- 1950.

Zu den Hauben und Kragen, auf die oben bereits eingegangen wurde, gehörten noch weitere Accessoires. Bei den Herren wurden die separaten Kragen durch Manschetten ergänzt, die an den Handgelenken unter den Sakkos hervorschauten und den sauberen und ordentlichen Eindruck verstärkten. Zusammengehalten wurden sie üblicherweise mit Manschettenknöpfen, die in einigen Ausführungen durchaus teurer sein konnten, als so mancher Damenschmuck. Die gestärkten weißen Häubchen hingegen wurden mit schlichten Klemmen im Haar befestigt. Aufwendiger waren da schon die großen geschnitzten Haarkämme aus Bein, mit denen die Haare zu kunstvollen Frisuren gesteckt werden konnten.

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Herren und Damenhandschuhe, Handschuhkasten, ca. 1900.
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Handschuhspreizer, ca. 1900.

Zu besonderen Anlässen waren Handschuhe ein Teil der Festkleidung. Je nach Ärmellänge des Kleides und jeweiliger Mode variierte bei den Damen auch die Länge der Handschuhe. Für Herren gehörten weiße Handschuhe ebenfalls zur gehobenen Abendgarderobe. Jemandem mit Handschuhen die Hand zu geben galt allerdings als gesellschaftlicher Fehler. Meist waren sie auf leichten Stoffen genäht, gehäkelt oder geklöppelt. Wenn man sie nicht brauchte, wurden die Handschuhe in Handschuhkästen aufbewahrt. In diesen Kästen befand sich auch oft ein Handschuhspreizer, der benötigt wurde, um Lederhandschuhe tragbar zu machen.

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Fächer, 1900- 1960.

Bis ins frühe 20. Jahrhundert waren Fächer nicht nur ein praktischer Gegenstand, mit dem man sich Luft zu fächeln konnte, sondern gleichzeitig ein Statussymbol. In der Fächersprache wurden bei gesellschaftlichen Anlässen Botschaften ausgetauscht, die innerhalb der bürgerlichen Moralvorstellungen schwer auszusprechen waren. Im 20. Jahrhundert wurde der Fächer dann zunehmend zu einem beliebten Urlaubssouvenir oder auch zum Werbeträger. Besonders Fächer mit asiatischen Motiven erinnern auch in Europa daran, dass die asiatische Fächerkultur sehr vielfältig ist.

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