Zwei der Tonmurmeln sind kleiner, haben einen dunklen Ton und eine glasierte Oberfläche. Bei den anderen sechs fallen sowohl die unterschiedlichen Größen als auch die Musterung auf, die von weiß bis hellbraun reicht.
Wo liegt der Ursprung der Murmeln?
Die ersten Funde von Murmeln gehen bis in die Urzeit zurück, in vielen Kulturen existierten sie in verschiedenen Ausführungen und Varianten. Die Vorgänger der Stein-oder Tonmurmeln waren runde Gegenstände wie Nüsse oder Perlen. Auch die Funktion der Murmeln hat sich im Laufe der Zeit verändert. In der Antike dienten sie zum Beispiel als ein Instrument der Wahrsagerei, im alten Ägypten und Rom als ein Spielzeug für Erwachsene und Kinder. Murmelfunde aus Grabkammern von Pharaonen oder linguistische Überlieferungen wie der lateinische Ausdruck „nucibus relictis“ (zurückgelassene Nüsse), der im Zusammenhang mit dem Murmelspiel steht, sind Belege hierfür. Murmeln bestanden in der Antike überwiegend aus Stein, in Ägypten wiederum eher aus Ton. In Europa wurden die Murmeln erst im Mittelalter als Kinderspielzeug richtig populär. Die Beliebtheit dieser meist 0,5cm bis 2,5 cm großen Kugeln ist einfach zu erklären. Zunächst waren sie simpel in der Herstellung, man benötigte beispielsweise Tonreste um Kugeln zu formen. Ebenfalls ermöglichten sie vielfältige Spielmöglichkeiten: zum Beispiel Weitrollen, Parcours oder Rückprall. Es ist gut vorstellbar, dass sie als Sammelobjekte unter den Kindern getauscht und gehandelt wurden.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts eroberte die Glasmurmel den Markt. Diese Entwicklung ging von einer Glasmanufaktur in Thüringen aus. Maschinell jedoch erfolgte die Glasmurmelproduktion erst zum Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika. Die Popularität dieser Kugeln führte zu einer Massenproduktion. Mittlerweile werden Murmeln vorwiegend in Fernost hergestellt. Besonders bekannt ist die größte Murmelfabrik der Welt in Mexiko, welche ebenfalls einen Großenteil des Marktwertes bestimmt.
Doch zurück zu den Kugeln aus der jeverschen Museumssammlung, die bei einer achtwöchigen archäologischen Ausgrabung 2008 zur Sanierung des Kirchenplatzes in Jever gefunden wurden. Man fand im Abraum bei insgesamt drei Befunden (Befund 27, 41 und 74) Tonmurmeln, deren Datierung sehr schwer bleibt. Der alte Friedhof auf dem Kirchplatz wurde vom Frühmittelalter bis hin ins 18. Jahrhundert benutzt, aber da die Murmeln nicht direkt mit einer Bestattung in Verbindung gebracht werden können, ist ihre Herkunft unklar. Warum Tonmurmeln auf einem Kirchengelände bzw. alten Friedhof gefunden wurden, könnte somit mehrere Gründe haben. Eine mögliche Theorie ist, dass die Murmeln als Grabbeigabe dort platziert wurden. Ebenso vorstellbar ist, dass auf dem Grund des Kirchenplatzes Kinder mit diesen Murmeln spielten und sie dort verloren gegangen sind. Als ein zentraler Platz war der Bereich um die Kirche ein Treffpunkt für alle Altersklassen. Dies veranschaulicht das Bild „Kinderspiele“ des flämischen Malers Pieter Bruegel aus dem 16. Jahrhundert: Dort sind viele spielenden Kinder auf einem Kirchplatz abgebildet, unter anderem auch zwei Jungen, die im unten links im Bild Murmeln schießen.
Oftmals kann man von Kindern gemachte Tonmurmeln an ihrer nicht sehr glatten und runden Form erkennen, woraufhin Murmeln aus Manufakturen deutlich runder sind.
In der Sammlung des Schlossmuseums gibt es weitere Murmeln, ein gutes Beispiel sind die Tonmurmeln aus einem Nachlass vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu den Tonmurmeln von der Ausgrabung am Kirchplatz sind diese etwas kleiner und haben alle eine, wenn auch blasse, Farbe. Zudem ist die Form ist einheitlich rund, auch wenn Größenunterschiede bestehen.
Bis heute sind Murmeln immer noch ein Beliebtes Spielzeug und das werden sie wahrscheinlich auch in der Zukunft bleiben. Momentan ist die Glasmurmel mit Cat´s eye Muster die populärste Variante der Murmel, man kann gespannt sein, wie diese sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln wird.
Celina Marteusek