Alte Münzen, wie die Denare aus dem Römischen Münzschatz von Jever, geben Auskunft über vergangene Zeiten. Herrscher stellten sich und ihre Politik auf den Münzen dar. Die Münzbilder wurden für solche Selbstdarstellungen sehr kunstvoll gestaltet. Anhand von zwei ausgewählten Münzen aus dem Römischen Münzschatz, der 1850 in Jever gefunden wurde, können Sie einen Einblick gewinnen in die Herrschaftspraxis und Selbstdarstellung der Römischen Kaiser.
Münze Kaiser Trajan (Zedelius Nr. 292, Inv.-nr. 11469)
Die Münze trägt das Bildnis des Kaisers Trajan. Dieser Kaiser eroberte in seiner Herrschaftszeit (98-117 n. Chr.) riesige Gebiete und fügte sie dem Römischen Reich hinzu. Voller Stolz präsentiert Trajan einen seiner militärischen Erfolge auf der Rückseite der Münze. Das Münzbild zeigt den Kaiser auf dem Thron. Vor ihm kniet eine Person, die im Vergleich zur Statur des Kaisers unverhältnismäßig klein wiedergegeben ist. Dargestellt ist hier eine Unterwerfungsszene mit dem Kaiser und einem Besiegten.
Münze Kaiser Hadrian (Zedelius Nr. 496, Inv.-Nr. 11512)
Diese Münze aus dem Denarschatz von Jever ist besonders gut erhalten. Die Münze trägt auf der Vorderseite das Kopfbildnis des Kaisers Hadrian (117-138 n. Chr.). Der Kopf des Herrschers ist sehr kunstvoll gestaltet. Die Haare sind lockig, der Vollbart gekräuselt, die Nase bildet eine Linie mit der Stirn. Es handelt sich um äußere Merkmale, die man in der Antike üblicherweise bei Statuen von griechischen Philosophen findet. Hadrian erscheint durch Anklänge an diesen Stil der Philosophenstatue als weiser Herrscher.
Die Münzdarstellung versinnbildlicht, dass sich Hadrian von der Eroberungspolitik seines Vorgängers Trajan distanzierte. Nicht als Eroberer präsentiert sich Hadrian, sondern als Mäzen, der sich der Förderung griechischer Kultur widmet.
Auf der Rückseite der Münze ist der Gott Salus Augusti abgebildet. In der römischen Religion personifizierte dieser Gott das Heil des Kaisers. Salus hält einen Kranz über ein Gefäß, aus dem Rauch aufsteigt. Offenbar bringt er dem Wohlergehen des Kaisers ein Opfer dar.
Wie mit der Darstellung auf der Vorderseite kehrte sich Hadrian mit diesem Münzbild auf der Rückseite von der Selbstdarstellung seines Vorgängers Trajan ab. Nicht persönliche Taten des Kaisers werden gerühmt, sondern eine selbstverständliche Grundlage für die Stabilität im Römischen Reich hervorgehoben: Die Bedeutung des kaiserlichen Wohlergehens.
Die beiden Münzen wurden mit mehr als 3000 weiteren Denaren Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. auf dem Geestrücken vergraben, auf dem sich heute das Stadtgebiet von Jever befindet. Es ist ein Rätsel, zu welchem Zweck der Besitzer die Münzen hortete und warum er sie vergrub. Ganz gewiss hatte der Eigentümer nicht nur den Wert der Münzen im Blick. Die Münzen sind kaum benutzt worden. Gezielt hat der Besitzer Exemplare mit einem gut erhaltenen Münzbild aus dem Geldumlauf entnommen und zurückgelegt. Wer auch immer die Münzen in Römischer Zeit ansammelte, er tat das offenbar unter anderem, weil ihm ihre kunstvolle Gestaltung gefiel. Das schöne Äußere dieser Münzen können wir daher noch heute im Schlossmuseum Jever bewundern.
Frank Reiche
Literatur:
Berger, Frank: Der römische Schatzfund von Jever (1850), in: Oldenburger Jahrbuch 100, 2000, 227-235.
Berger, Frank: Untersuchungen zu Römerzeitlichen Münzfunden in Nordwestdeutschland, Berlin 1992 (Studien zu Fundmünzen der Antike Bd. 9).
Zedelius, Volker: Der große römische Denarschatz von Jever (1850), Niedersachsen, in: Sudien zur Sachsenforschung, hrsg. v. H. J. Häßler, Bd. 3, 1983, 315-355.
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