Fayencen – Barocke Träume

Barocke TräumeZerbster FayencenJeversche Fayencen

Barocke Träume – Die Fayence-Manufakturen von Zerbst und Jever

Fayence Deckelterrine Das Schlossmuseum Jever beherbergt als kostbare barocke Objektgruppe eine seltene Sammlung von Zerbster und Jeverschen Fayencen, die wie auch die Gobelins in besonderem Maße das Lebensgefühl ihrer Zeit widerspiegeln.

Die Leidenschaft für das neuartige Material Porzellan, das mit Aufnahme der Handelsbeziehungen zu China seit dem 16. Jahrhundert auf den europäischen Markt gelangte, und das anfängliche Unvermögen, es im eigenen Land herzustellen, rief in Europa eine Blütezeit der Fayence hervor.

War zunächst das Porzellan Chinas das begehrte Sammelgut, welches als seltenes Exoticum in den Kunst-und Wunderkammern der Fürstenhöfe zusammengetragen wurde, so führte man an den fürstlichen Hofhaltungen bald auch Fayencen als repräsentative Zierobjekte und beliebtes Tafelgerät. Die Fayenceproduktion entwickelte sich schnell zu einem lukrativen Geschäft. Vor allem die Delfter Fayence-Manufakturen hatten sich auf die Imitation von chinesischem Porzellan spezialisiert.

Der Erfolg der niederländischen Fayencehersteller führte insbesondere im 18. Jahrhundert auch in anderen europäischen Ländern zu zahlreichen Neugründungen von Fayence-Manufakturen. Zu ihnen zählen die Manufakturen in Zerbst und Jever, aus deren Produktion nur mehr wenige Stücke erhalten sind.

Ausstellungskatalog Barocker Traum - Fayencen aus Zerbst und Jever Anlässlich der Ausstellung “Barocker Traum – Fayencen aus Zerbst und Jever” ist ein gleichnamiger Katalog erschienen, der mit kurzen Einführungen in Zeit und Geschichte der Manufakturen einen Einblick in den überlieferten Bestand der erhaltenen Fayencen beider Manufakturen bietet. Der Katalog kann für EUR 13,90 im Museumsshop erworben werden.

Die Fayence-Manufaktur Zerbst

Wie viele andere Fürsten ließ auch Johann August von Anhalt-Zerbst (Regierungszeit 1718 – 1742) eine Fayence-Manufaktur anlegen, um die begehrte Ware im eigenen Land produzieren und das Abfließen von Geld einschränken zu können. Der Betrieb der Manufaktur in Zerbst wurde 1721 aufgenommen.

Zum Käuferkreis gehörten zunächst vor allem die Fürstenhäuser, so daß ein großer Anteil der Produktion aus repräsentativer Schmuckkeramik bestand (Vasengruppen, figürliche Tafelaufsätze wie der Zerbster Bär u.a.).

Der kaufmännische Erfolg der Manufaktur in Zerbst wurde erheblich von ihrer ungünstigen Lage zwischen den wirtschaftspolitischen Rivalen Sachsen, Preußen und Braunschweig beeinflußt. Nach anfänglichen Absatzproblemen gehörten die 1760er Jahre zu den erfolgreichsten der Zerbster Fabrik.

Die zunehmende Steingut- und Porzellanerzeugung sowie neue ästhetische Orientierungen der Käufer, die mit der Fayence nicht mehr erfüllt werden konnten, führten gegen Ende des 18. Jahrhunderts zum Niedergang dieser Produktkultur und 1799 auch zur Einstellung des Betriebs in Zerbst.

Tafelaufsatz
Zerbster Fayencen - Tafelaufsatz Zerbster Fayencen - Tafelaufsatz Zerbster Fayencen - Tafelaufsatz

Zerbster Fayencen/Tafelaufsatz: Sitzender Bär als Schildträger.
Fayence-Manufaktur Zerbst; zwischen 1722 und 1734; auf Bodeninnenseite Marke “CLZ” (Johann Christian Langendorf, 1722-1734 in Zerbst tätig).
Fayence; ausgeformt; Standfuß gedreht. Höhe 28 cm, Durchmesser 14,5 cm. Scherben: heller rötlicher Cremeton, porös.

Stiftung des Freundeskreises Schlossmuseum Jever.

Zerbster Fayencen - Tafelaufsatz - Zeichen Auf leicht gewölbter Sockelplatte sitzt ein Bär mit Halsband und Krone. Vor sich hält er einen Schild in Form einer Fischblase, ober- u. unterseitig eingefaßt von Akanthusblättern. Der Sockel, auf dem der Bär aufsitzt, ist flach ansteigend, profiliert, mit doppelkonischem Nodus; in der Mitte ein Wulstring.

Die Figur des Bären wurde gegenständig in blauer Inglasur-Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur gefaßt. Der Schild zeigt ein minutiös ausgeführtes zeittypisches Landschaftsmotiv (“Chinoiserie”). Kronenknauf, Schildabschluß u. Sockelplatte sind grünlich abgesetzt. Der Sockelfuß ist mit aufwendigen Bandornamenten versehen: Umlaufender Dekorstreifen aus runden Reserven mit Blumenmotiv im Wechsel mit geometrischem Flächenornament; darunter ein schmales Mäanderband.

Die Initialen “CL” stammen von dem Maler Johann Christian Langendorf, der von 1722 bis 1734 in der Fayence-Manufaktur Zerbst tätig war. Sein großes Können im Bereich der Landschaftsmalerei, mit dem er den Schild des Bären zu einem kleinen Schmuckstück verwandelte, bewies er auch auf einer Schüssel, die sich heute im Museum der Stadt Zerbst befindet sowie auf einer Deckelvase des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, welche gleichermaßen seine Initialen tragen.

Literatur:

Peter Schmerenbeck (Hg.), Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996) Kat. Nr. 88: Abb. S. 116, Text S. 152.

Jens Rütters: Der Fayence-Bestand des Küsten-Museums Wilhelmshaven und Fayence-Erzeugnisse der Manufaktur Zerbst (Diss. Ruhr-Universität Bochum 1997).

Platte
Zerbster Fayencen - Platte

Fayence-Manufaktur Zerbst; 18. Jh.; ohne Marke.
Fayence; eingeformt. Höhe 4,3 cm, Breite 41 cm, Länge 49,5 cm. Scherben der Platte: cremefarben, porös. Scherben der Füße: rötlich.

Dauerleihgabe der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

Ovale Grundform; zwölffach ausgebogt mit umlaufendem Abschlußring; auf fünf Kugelfüßen. Der Spiegel ist leicht hochgewölbt.
Dekor in manganvioletter Inglasur-Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur: im Zentrum des Plattenspiegels ein Bukett mit Deutschen Blumen, daneben Streublumen-Dekor.

Literatur:

Peter Schmerenbeck (Hg.) Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever. (Oldenburg 1996) Kat. Nr. 73: Abb. auf S. 101, Text auf S. 149.

Jens Rütters: Der Fayence-Bestand des Küsten-Museums Wilhelmshaven und Fayence-Erzeugnisse der Manufaktur Zerbst (Diss. Ruhr-Universität Bochum 1997).

Deckelterrine
Zerbster Fayencen - Deckelterrine Zerbster Fayencen - Deckelterrine

Fayence-Manufaktur Zerbst; zwischen 1760 und 1776; Fabrikzeichen “No 3” auf Gefäßbodenmitte.
Fayence; eingeformt; Applikationen frei modelliert; Griffe gemodelt. Höhe22,8 cm, Breite 23,6 cm, Länge 32 cm. Scherben: heller rötlicher Cremeton, porös.

Dauerleihgabe der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

Zerbster Fayencen - Deckelterrine - ZeichenOvale Form, gedrungener Gefäßkörper mit halbhohem Fußrand und ausladender Lippe. Tournai-Form.

Die senkrecht verlaufende Buckelung geht vom Gefäßkörper in den Deckel über. An den Muschelgriffen zeigt sich keine Schattenfuge zwischen Griff und Körper. Als Deckelknauf dient ein plastischer Zweig mit geöffneter, unterseitig dunkelmanganvioletter Rosenblüte.

Dekor in manganvioletter Inglasur- Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur: Sämtliche plastischen Applikationen auf dem Deckel und die seitlichen Griffe sind manganviolett gefaßt; auf den Längsseiten von Deckel und Terrine ist je ein Bukett mit Deutschen Blumen aufgemalt, daneben Streublumen-Dekor.

Die Glasur tendiert sehr stark zum Abblättern, v.a. die zweite nachträglich aufgebrachte transparente Schicht hebt sich als Haut ab. Generell zeigt die erste Glasur die Tendenz, im Glattbrand zu laufen.

Bei dem zweiten Überzug handelt es sich möglicherweise um eine sogenannte Überglasur; auf holländisch “Kwaart”, im Italienischen “coperta”. Dies ist eine niedrig schmelzende transparente Frittenglasur, die sehr dünn auf die erste, bereits dekorierte und gebrannte Glasur aufgetragen wurde, um den Glanz von Glasur und Farben zu erhöhen. Auf diese Weise sollte die Erscheinung der Fayence im höchstmöglichen Maße an ihr Vorbild, das Porzellan, angenähert werden.

Literatur:

Peter Schmerenbeck (Hg.): Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996) Kat. Nr. 61: Abb. auf S. 90, Text auf S. 147

Jens Rütters: Der Fayence-Bestand des Küsten-Museums Wilhelmshaven und Fayence-Erzeugnisse der Manufaktur Zerbst (Diss. Ruhr-Universität Bochum 1997).

Deckelterrine
Zerbster Fayencen - Deckelterrine Zerbster Fayencen - Deckelterrine Zerbster Fayencen - Deckelterrine

Fayence-Manufaktur Zerbst; zwischen 1760 und 1776; signiert mit “3/La” (Johann Christoph Andreas Langendorf; 1761-1782 in Zerbst tätig) auf Gefäßbodenmitte.
Fayence; eingeformt; Applikationen frei modelliert; Griffe gemodelt. Höhe 20,8 cm, Breite 19,5 cm, Länge 25,6 cm. Scherben: heller rötlicher Cremeton, porös.

Dauerleihgabe der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

Zerbster Fayencen - Deckelterrine - Zeichen Ovaler gedrungener Gefäßkörper mit halbhohem Fußrand und ausladender Lippe. Tournai-Form. Senkrecht verlaufende Buckelung vom Gefäßkörper in den Deckel übergehend. Die Muschelgriffe zeigen Schattenfugen zwischen Griff und Körper. Als Deckelknauf dient ein plastischer Zweig mit geöffneter, unterseitig dunkelmanganvioletter Rosenblüte.

Dekor in manganvioletter Inglasur-Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur: Sämtliche plastischen Applikationen auf dem Deckel sowie die Griffe sind manganviolett gefaßt. Auf den Längsseiten von Deckel und Terrine ist je ein Bukett mit Deutschen Blumen aufgemalt, daneben Streublumen-Dekor.

Die Glasur tendiert sehr stark zum Abblättern, v.a. die zweite nachträglich aufgebrachte transparente Schicht hebt sich als Haut ab.

Literatur:

Peter Schmerenbeck (Hg.): Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996), Kat. Nr. 62: Abb. auf S. 89, Text auf S. 147

Jens Rütters: Der Fayence-Bestand des Küsten-Museums Wilhelmshaven und Fayence-Erzeugnisse der Manufaktur Zerbst (Diss. Ruhr-Universität Bochum 1997).

Deckelterrine
Zerbster Fayencen - Deckelterrine Zerbster Fayencen - Deckelterrine Zerbster Fayencen - Deckelterrine

Fayence-Manufaktur Zerbst; zwischen 1760 und 1776; signiert mit “1/La” (Johann Christoph Andreas Langendorf; 1761-1782 in Zerbst tätig) auf Gefäßbodenmitte des Korpus und inwendig im Deckel.
Fayence; eingeformt; Applikationen frei modelliert; Griffe gemodelt. Höhe 23 cm, Breite 32,7 cm, Länge 32,5 cm. Scherben: heller rötlicher Cremeton, porös.

Dauerleihgabe der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

Zerbster Fayencen - Deckelterrine - Zeichen Ovale Form mit durchgehend gerippter Wandung; versehen mit aufwendigen Ranken- und Blütenapplikationen auf Deckel und seitlich auf Wandung. Als Deckelknauf dient eine geöffnete, unterseitig dunkelmanganviolette Rosenblüte. Als Terrinenhandhabe sind Muschelgriffe angarniert.

Dekor in manganvioletter Inglasur-Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur: Sämtliche plastischen Blüten- u. Rankenelemente sowie die Griffe sind manganviolett gefaßt, wobei sehr differenziert die Dekorfarbe teils lasierend als Fläche, teils kräftig als Konturen aufgetragen wurde. Auf den Längsseiten von Deckel und Terrine je ein Bukett mit Deutschen Blumen, daneben Streublumen-Dekor.

Literatur:

Peter Schmerenbeck (Hg.): Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996), Kat. Nr. 66: Abb. auf S. 94, Text auf S. 148

Jens Rütters: Der Fayence-Bestand des Küsten-Museums Wilhelmshaven und Fayence-Erzeugnisse der Manufaktur Zerbst (Diss. Ruhr-Universität Bochum 1997).

Deckelterrine
Zerbster Fayencen - Deckelterrine Zerbster Fayencen - Deckelterrine

Fayence-Manufaktur Zerbst; zwischen 1760 und 1776; ohne Marke.
Fayence; eingeformt; seitliche Griffe gemodelt; Deckelgriff frei modelliert u. Füße hohl angarniert. Höhe 23 cm, Durchmesser 28,5 cm. Scherben: heller rötlicher Cremeton, porös.

Runde Tournai-Form auf vier Füßen. Gedrungener Gefäßkörper mit eingeschnürtem, halbhohem Fußrand und ebensolcher weit ausladender Lippe; senkrecht verlaufende, buckelige Wandung, die sich im Deckel fortführt. Als Deckelknauf dient eine runde Frucht an einem Zweig; die seitlichen Griffe sind hochstehende Muschelhauben.

Das Dekor in Inglasur-Pinselmalerei in Manganviolett auf weißer Zinnglasur zeigt zentral angelegte Blumenbuketts mit Streublumen; auf dem Deckel ein Bukett mit einer großen Blüte. Der plastische Zweig mit der Frucht ist blaugrün gefaßt.

Die Muschelreliefs der Griffe u. Füße sind manganviolett abgesetzt. Die leichtflüssige Glasur ließ im Brand das Dekor verlaufen.

Literatur:

Peter Schmerenbeck (Hg.): Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996), Kat. Nr. 69: Abb. auf S. 97, Text S. 148

Jens Rütters: Der Fayence-Bestand des Küsten-Museums Wilhelmshaven und Fayence-Erzeugnisse der Manufaktur Zerbst (Diss. Ruhr-Universität Bochum 1997).

Die Fayence-Manufaktur Jever

Örtliche Tonvorkommen bildeten 1760 eine wichtige Voraussetzung für das Gesuch des Fayencemalers Johann Taennich, in dem seit 1667 von Anhalt-Zerbst verwalteten Jever eine Fayence-Manufaktur einrichten zu dürfen.

In Folge schwieriger Absatzbedingungen sowie betrieblicher Probleme konnte der Betrieb der Manufaktur trotz fürstlicher Subventionen von Seiten Friedrich Augusts von Anhalt-Zerbst (Regierungszeit 1752-1793) nicht rentabel geführt werden, so daß die Manufaktur schon 1776 wieder aufgegeben werden mußte.

Dennoch sind aus dem Jeverschen Betrieb Produkte hervorgegangen, die wie die ausgestellten Deckelterrinen von hoher Qualität sind. Es hat sich jedoch nur wenig erhalten, so daß ein Urteil über die Produktpalette kaum möglich ist.

Anders als für die Zerbster Manufaktur sind für den Jeverschen Betrieb nur einige Produzenten namentlich nachweisbar. Relativ sicher zuzuordnen ist die Initiale K, die auch in Kombination mit der Ortsbezeichnung auftritt. Sie dürfte auf Sebastian Heinrich Kirch verweisen, der zeitgleich mit Taennich in Jever arbeitete und später nach Kellinghusen ging.

Obstkorb
Jeversche Fayencen - Obstkorb Jeversche Fayencen - Obstkorb

Fayence-Manufaktur Jever, zwischen 1760 und 1776; Malerzeichen Bodenmitte “Jev:/ K” (Sebastian Heinrich Kirch; c.a. 1760-1765 in Jever tätig).
Fayence; eingeformt und ausgeschnitten, Griffe frei modelliert angarniert. Höhe 9,7 cm, Durchmesser 20,5 cm. Scherben: cremefarben, porös.

Jeversche Fayencen - Obstkorb - Zeichen Achteckiger Korb mit netzartig durchbrochener Wandung und zwei gegenständig angebrachten tordierten Henkeln; runder Standring.

Das Dekor wurde als blaue Inglasur-Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur (“Blaudekor”) aufgebracht; das Gitterwerk ist außen staffiert; der profilierte Fuß und der verstärkte profilierte Rand sind durch Bänder von der Wandung abgesetzt. Im Spiegel befindet sich ein Blumenmotiv auf “gewachsenem Boden”.

Sebastian Heinrich Kirch war vorrangig als Modelleur und Bossierer tätig und somit Spezialist in Fragen der technischen Umsetzbarkeit von Modellen in der Serienproduktion. Als solcher ist Kirch von1760 bis 1765 in Jever tätig gewesen und seit 1765 als Mitinhaber und Gründer der ältesten Fayence-Manufaktur in Kellinghusen nachgewiesen. Ein Beispiel für seine Arbeit als Modelleur und Bossierer bietet ein Tafelaufsatz in Form eines Puttos des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg.

Literatur:

Eingangsbuch am 15.07.1887 Nr. 46 Seite 30.

D. Hohnholz (Hg.): “Wegweiser durch das Heimatmuseum im Schloß zu Jever”. Jever, den 10. Sept. 1921. XIV 58 F.

Peter Schmerenbeck (Hg.): Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996) Kat. Nr. 96 : Abb. S. 126, Text Seite 153.

Zu S.H. Kirch:
Juliane Jürgens, “Dafel-Servis und ander fein Guth”, in: Peter Schmerenbeck (Hg.): Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996) S. 27.

Schreibgarnitur
Jeversche Fayencen - Schreibgarnitur

Fayence-Manufaktur Jever; ohne Marke.
Fayence; aus Platten modelliert. Höhe 7 cm, Breite 12,5 cm, Länge 18,4 cm. Scherben: heller Ockerton, porös.

Kastenförmiges Gestell mit zwei kreisförmigen Einlässen für Tintenfaß und Streusanddose sowie einer vorgesetzten Federschale. Tintenfaß und Streusanddose fehlen. Die Schreibgarnitur war wohl ehemals mit einem Metalltragegestell versehen, welches heute ab- bzw. herausgebrochen ist.

Dekor in blauer Inglasur-Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur (“Blaudekor”); Volutenspangen rahmen an den Gefäßseiten zentrale Blütendekore; mit Punkten akzentuiertes Rautendekor überzieht gitterartig den äußeren Korpus.

Literatur:

Peter Schmerenbeck (Hg.): Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996) Kat. Nr. 101: Abb. S. 131, Text S. 153.

Deckelterrine
Jeversche Fayencen - Deckelterrine Jeversche Fayencen - Deckelterrine

Fayence-Manufaktur Jever. Fabrikzeichen “c” auf Gefäßbodenmitte des Korpus und inwendig im Deckel.
Fayence; eingeformt; mit aufwendigen, frei modellierten Applikationen. Höhe 23 cm, Breite 22 cm, Länge 33 cm. Scherben: cremefarben, porös.

Jeversche Fayencen - Deckelterrine - Zeichen 03886-5

Ovale Form, mit ausladendem, oben eingezogenem Körper, mit sechspassig eingezogenem Standring, auf vier Volutenfüßen. Seitlich geschwungene, gekordelte Asthenkel; an den Ansätzen mit plastischen Blüten und Blättern. Entsprechend fassionierter Deckel mit gedrehtem Ast-Blütengriff.

Dekor in blauer Inglasur-Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur (Blaudekor); sämtliche plastischen Blüten- und Zweigkonturen sowie Volutenfüße sind blau gefaßt. An den Fronten sind zentrale Rosenmotive aufgemalt. Den Deckel umläuft am Rand eine Blumenranke.

Die wenigen erhaltenen Stücke der Jeverschen Fayence-Manufaktur zeigen als Fabrikzeichen neben dem Ortsnamen “Jever” auch die Signaturen “c”, “K O” oder auch nur “K”.

Literatur:

Eingangsbuch vom 15.07.1887 Nr. 46 Seite 30.

D. Hohnholz (Hg.): “Wegweiser durch das Heimatmuseum im Schloß zu Jever”. Jever, den 10. Sept. 1921. XIV 58 F.

Peter Schmerenbeck (Hg.): Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996) Kat. Nr. 92: Abb. S. 122, Text S. 152.

Jens Rütters: Der Fayence-Bestand des Küsten-Museums Wilhelmshaven und Fayence-Erzeugnisse der Manufaktur Zerbst (Diss. Ruhr-Universität Bochum 1997).

Deckelterrine
Jeversche Fayencen - Deckelterrine Jeversche Fayencen - Deckelterrine

Jeversche Fayencen - Deckelterrine

Fayence-Manufaktur Jever; zwischen 1760 und 1776; ohne Marke.
Fayence; eingeformt; Applikationen frei modelliert. Höhe 28,5 cm, Breite 28,5 cm, Länge 43 cm. Scherben: cremefarben.

Dauerleihgabe der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

Ovale Deckelterrine auf Volutenfüßen mit plastischen gegenseitigen Griffen und an den Schmalseiten gegenständige Henkel in Form ineinandergedrehter Zweige, die in plastischen Trauben und Weinlaub enden. Geschwungene geschweifte Wandung, flach aufliegender gewölbt geschweifter Deckel mit Handhabe aus gegenständig gewundenen Zweigen mit Blüten am Abschluß.

Dekor in polychromer Inglasur-Pinselmalerei in Blau, Grün, Gelb, Manganviolett. Die leuchtend blauen Trauben und grün staffierten Äste und Blätter kontrastieren zum Gelb und Manganviolett des Blütendekors. Dekor aus Blumenbuketts (“Deutsche Blumen”) und Einzelblüten.

Literatur:

Eingangsbuch vom 15.07.1887 Nr. 46 Seite 30.

Peter Schmerenbeck (Hg.): Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever. (Oldenburg 1996) Kat. Nr. 90: Seite 122 – Abb. 92.

Ders., Kaleidoskop, Nr. 2, Schlossmuseum Jever, Mai 1988.

Seifenschale
Jeversche Fayencen - Seifenschale Jeversche Fayencen - Seifenschale

Fayence-Manufaktur Jever; Fabrikzeichen auf Bodenmitte “J” oder “C”.
Fayence; eingeformt, Deckelknauf modelliert und angarniert. Höhe 10 cm, Breite 9,5 cm, Länge 13,5 cm. Scherben: heller rötlicher Cremeton, porös.

Jeversche Fayencen - Seifenschale - Zeichen Längliche achteckige Dose mit zweifach gewölbtem Körper auf niedrigem Fuß. Der Deckel mit Zarge hat als Handhabe eine aufgelegte Blütenkapsel an einem zweiblättrigen Zweig.

Dekor in blauer Inglasur-Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur (“Blaudekor”), Konturen in Schwarz: Frontseiten mit kleinem zentralen Blumenmotiv, Deckel mit großem Blumenmotiv auf der Schauseite sowie weiteren kleinen Blumenmotiven. Blütenkapsel sowie Blätter des Deckels sind strukturiert konturiert. Der Dosenfuß ist blau gerändert.

Literatur:

Peter Schmerenbeck (Hg.) Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996), Kat. Nr. 100: Abb. auf S. 130, Text auf S. 153.

Deckel
Jeversche Fayencen - Deckel Jeversche Fayencen - Deckel

Fayence-Manufaktur Jever; zwischen 1760 und 1776; inwendig gezeichnet : “Jever/R ./.” (Meisterzeichen des Malers R.).
Fayence; gedreht. Höhe 2 cm, Durchmesser 7 cm. Scherben: heller rötlicher Cremeton.

Runde gewölbte Deckelform auf leicht eingeschnürtem schmalen Rand mit rundem Knauf.

Dekor in blauer Inglasur-Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur (“Blaudekor”): umlaufendes Rankenmotiv alternativ zu floraler Ornamentik; Knauf blau gefaßt.

Das dazugehörige Gefäß ist nicht erhalten.

Literatur:

Peter Schmerenbeck (Hg.), Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996), Kat. Nr. 102: Abb. S. 132, Text S. 153.

Jens Rütters: Der Fayence-Bestand des Küsten-Museums Wilhelmshaven und Fayence-Erzeugnisse der Manufaktur Zerbst (Diss. Ruhr-Universität Bochum 1997) S. 13-15.

Deckel
Jeversche Fayencen - Kannendeckel mit Nase Jeversche Fayencen - Kannendeckel mit Nase

Fayence-Manufaktur Jever; zwischen 1760 und 1776; signiert im Innenspiegel Mitte “Jever ./. /R./.” Meisterzeichen des Malers R.).
Fayence; gedreht mit angarnierter Nase. Höhe 4,4 cm, Durchmesser 8 cm. Scherben: cremefarben, porös.

Runder Hohldeckel mit Nase und Zarge; im Zentrum sitzt die runde Bruchstelle des Knaufansatzes. Der Knauf fehlt.

Dekor in blauer Inglasur-Pinselmalerei auf weißer Zinnglasur (“Blaudekor”): um den fehlenden abgebrochenen Knauf zieht sich ein stilisierter, floraler Dekor.

Das dazugehörige Gefäß ist nicht erhalten.

An den beiden Deckeln fallen die aufwendigen Meisterzeichen des Malers R. auf, die durch die Nennung der Manufaktur scheinbar Markenbewußtsein signalisieren.

Zeitübergreifende einheitliche Markenzeichen waren in jener Zeit jedoch eher unüblich. Vielmehr orientierte sich die Marke an der jeweiligen Firmenleitung oder an den Malern, wobei – wie in diesen Fällen – der Ortsname hinzugefügt sein konnte.

Literatur:

Peter Schmerenbeck (Hg.), Barocker Traum. Fayencen aus Zerbst und Jever (Oldenburg 1996), Kat. Nr. 102: Abb. S. 132, Text S. 153.

Jens Rütters: Der Fayence-Bestand des Küsten-Museums Wilhelmshaven und Fayence-Erzeugnisse der Manufaktur Zerbst (Diss. Ruhr-Universität Bochum 1997) S. 13-15.