Ein paar der größeren Objekte, die die Ausstellung “Lang nicht mehr gesehen” bereichern, standen im Vorfeld eine Weile im Eingangsbereich des Schlosses. Dort sorgten sie intern schon für Aufmerksamkeit: Zum Beispiel der hellgelbe Kühlschrank von AEG, der um die hundert Jahre alt ist. “Der ist ja toll”, hörte ich im Vorbeigehen. Das Kompliment bezog sich sicher auf das adrette Äußere, mit dem dieser kleine Schrank daherkommt. In punkto Energieverbrauch und Kühlleistung kann er sich nicht mit seinen moderneren Weiterentwicklungen messen.
In den Zeiten, in denen ein Kühlschrank noch nicht in alle deutschen Haushalte eingezogen war, kam der Vorratshaltung noch eine viel größere Bedeutung zu und mehr Lebensmittel wurden eingekocht oder eingeweckt. Zusätzlich sollten die gut haltbaren Nahrungsmittel, wie Reis, Mehl, Haferflocken und Co. von der umsichtigen “Hausfrau” möglichst immer vorgehalten werden, da es für diese “nichts Unangenehmeres (gibt), als wenn sie beim Kochen plötzlich feststellen muss, daß der Zucker nicht mehr reicht (…)”, so der Ratgeber für Haus und Familie vom März 1956. Empfehlenswert seien, so in der Zeitschrift nachzulesen, Gläser der Firma Poncet, mit denen sich die Vorräte griffbereit und übersichtlich in der Küche unterbringen lassen. Dabei handelt es sich um Schütten aus Pressglas, hergestellt von den Poncet Glashüttenwerken Berlin Friedrichshain. Diese Behältnisse erfreuten sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit, da sie die in Regalen neben- und übereinander aufgestellt werden können. Heutzutage sind diese Glaseinsätze schon wieder modern und werden als verspieltes Element in der Einbauküche von heute integriert (eine Variante bot sogar das bekannte schwedische Möbelhaus an).
Zeitlos kommt folgende Beobachtung des oben genannten Ratgebers daher: “Es lässt sich billiger und sparsamer disponieren, wenn durch einen ausreichenden Vorrat ein Kochzettel für einige Tage geplant werden kann – ganz zu schweigen von der Zeitersparnis der Hausfrau, wenn sie nicht täglich einkaufen muss.” Das werde ich meiner Familie mit auf den Weg geben, wenn sie sich mal wieder über meinen Essensplan für die nächsten drei Tage lustig macht!
Von Maren Siems, die im Studentenwohnheim zuerst keinen Kühlschrank besaß und die Milchtüte im Wintersemester in einem Beutel aus dem Fenster hängen ließ.