Die Zeilen stammen vermutlich von dem evangelischen Pastor Georg Börner, der als Oberschulinspektor für den ordnungsgemäßen Ablauf des Schulunterrichts verantwortlich war. Ihm unterstellt war zu dieser Zeit Hauptlehrer Buß, der mit der Lehrerin Fräulein Stellwagen insgesamt 183 Kinder in drei Klassen beschulte. Die Postkarte gehört zum sogenannten Altbestand und kam durch Georg Börner, den Sohn des Pastors, in das Museum. 2018 wurden dann im Keller der Gemeinde Sande Schulakten der Gemeinde Gödens gefunden (die Gemeinde Gödens (Ostfriesland), zu der auch Neustadtgödens gehörte, ist 1972 in die Gemeinde Sande (Oldenburger Land) übergegangenen). Zufällig fand ich darin einen Revisionsbericht aus dem Jahre 1916, in dem die Leistungen eben dieser abgebildeten Schulkinder und der beiden Lehrer bewertet wurden. So waren zur Revision am 06. April 1916 neben dem Kreisschulinspektor Dr. Grindler auch der Vater von Georg Börner beim Unterricht von Hauptlehrer Buß und Lehrerin Stellwagen anwesend.
Die beiden Revisionisten attestieren beiden Lehrern zwar eine fleißige Grundhaltung, aber über Lehrer Buß heißt es: „sein methodisches Geschick ist nicht sehr groß“ und Frl. Stellwagen „ist gewiß recht fleißig und treu, aber es fehlt ihr die nötige Festigkeit in der Handhabung der Zucht“. Die Schüler wurden auch im Rechnen (Abteilung II und III) geprüft. Das Ergebnis: „Abteilung III versagte ganz, Abteilung II zeigte etwas bessere Leistungen, doch war das Ziel der Klasse auch hier nicht erreicht.“ Allerdings, und da wäre ich wieder bei dem Postkartenmotiv, notierten die Revisoren positiv für die Lehrer: „Daß die Schreibstunde öfters in den Dienst der Kriegshülfe gestellt worden ist – die Schüler haben in der Stunde die Adressen für die in das Feld gehenden Sendungen geschrieben – ist durchaus zu billigen.“ Und einige Zeilen weiter „Recht anerkennenswert ist es, daß er (Lehrer Buß) und seine Frau sich in der Kriegsfürsorge recht eifrig betätigen.“
Am 27. November 1918 hob das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung die geistliche Ortsschulaufsicht in Preußen endgültig auf.
Stephan Horschitz
Museum im Landrichterhaus