Noch ist es nicht wieder möglich, Kindergeburtstage im Schlossmuseum durchzuführen. Das ist sehr schade und ändert sich hoffentlich bald wieder. Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin, Maren Siems, erinnert sich gerne an den letzten Geburtstag, den ihr Sohn unbedingt im Schloss feiern wollte.
Erst Seeschlangen und Drachen, dann Kuchenkrümeln und T-Shirt-Druck: Kinder, wir feiern Geburtstag im Schloss!
Leichter Nieselregen am Donnerstagnachmittag: Typisches Septemberwetter. Ich beglückwünsche mich, dass mein Sohn in diesem Jahr keine Rallye durch die Stadt und auch keine Spiele im Garten mehr veranstalten möchte. Heute ist sein Geburtstag und wir haben das „Monster, Mythen, Fabelwesen“-Programm im Schlossmuseum Jever gebucht. Die Vorfreude und die Aufregung steigen merklich an, als wir seine ersten Gäste auf dem Vorplatz begrüßen. Als uns die Museumspädagogin Anja Marrack in Empfang nimmt, haben die Kinder zwar schon ein paar Runden gedreht, sind aber immer noch mächtig aufgekratzt. Gar nicht so leicht, die Aufmerksamkeit der wilden Truppe zu gewinnen! Es dauert daher eine Weile, bis sich die Gruppe in einer für das Schloss angemessenen Lautstärke durch die geschichtsträchtigen Räume bewegt. Doch Anjas kleine Episoden aus der griechischen Mythologie, mit der sie geschickt Bilder und Gegenstände mit der Ausstellung im Museum verknüpft, begeistern die fünf Jungen und drei Mädchen. Der Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte, die Monster, gegen die Odysseus kämpfte, der tanzende Satyr? Kann man alles hier im Schloss entdecken, oder? Und wie nennt man eigentlich ein Wesen, das halb Pferd und halb Schlange ist? Auf Tapeten, Ofenplatten und in Vitrinen kommen eine ganze Menge Fabelwesen zusammen. Das Zuhören, Suchen und Schauen macht hungrig – schon so spät, waren wir wirklich so lange in den Räumen unterwegs?
Im sogenannten Geburtstagszimmer im Dachgeschoss hatte ich gleich am Anfang schon den Tisch gedeckt. Von bunten Steinguttellern essen wir den mitgebrachten Kuchen und die Schälchen mit Gummitieren und Co sind schnell leergeräumt. Nach der ersten Stärkung geht es ans Geschenkeauspacken, das darf ja schließlich nicht fehlen!
Die kleine Verschnaufpause hat gutgetan, doch die Kinder werden schon wieder lebendig. Anja lotst uns in das schöne, helle Atelier nebenan, wo es für uns nun kreativ weitergeht. Zur Einstimmung gehen Zettel reihum, auf denen die Kinder erst einen Kopf, dann einen Bauch und dann ein Unterteil malen. Nach jedem Schritt wird das Papier weitergetauscht – so entstehen wie von selbst lustige Mischwesen, die ausgiebig kommentiert werden. Weiter geht es mit Textildruck. Die T-Shirts hatte ich nach Absprache besorgt. Jeder Geburtstagsgast hat die Möglichkeit, sein eigenes Motiv mit Textilfarbe umzusetzen. Anja erklärt die Technik und dann wird gedruckt. Mit den Moosgummiplatten lassen sich leicht Stempel herstellen und schon nach kurzer Zeit gibt es großartige Ergebnisse zu bestaunen. Alle sind mit Eifer bei der Sache und Anja und ich sind mittendrin: Beim Pinselauswaschen, Farbdeckelaufspüren und Tücher verteilen war ich schon immer gut. Gemeinsam schaffen wir es, das kreative Chaos in Grenzen zu halten und zum Schluss sind auch die selbstkritischsten kleinen Künstler*innen sehr mit ihren Werken zufrieden.
Als wir durch die Tür des Schlosses treten, hat sich der Regen verzogen: ein Glück, denn die Farbe muss doch noch trocknen. Zu Hause gibt es noch Pommes und Bratwürstchen, aber schon jetzt ist klar: es war ein wunderbarer, erlebnisreicher Nachmittag!