Neues und Altes im neuen und alten Jahr
Dieses merkwürdige Jahr 2020 begann für uns mit einer Großaktion, die schon fast prophetisch das Oberste zuunterst setzte: Im Februar haben wir unsere Wetterfahne vom Schlossturm geholt – ein spektakulärer Akt mit zwei Kränen! Das war dann auch der letzte große Auftritt des Schlosses vor dem ersten Lockdown. Die Eröffnung unserer Ausstellung „Ende und Anfang“ zu den entbehrungsreichen Zeiten von 1945 bis 1950 im Oldenburger Land haben wir im März bereits mit einen gestreamten online-Auftritt begangen.
Sorge und Unsicherheit haben im Frühjahr viele umgetrieben. Doch haben wir auch gemerkt, dass das Schloss mit seinem Park den Menschen in dieser Zeit so etwas wie Stabilität und Schönheit vermitteln kann. Wir haben für unsere Homepage viele Videos, Digitalstories, Geschichten im Blogformat produziert und sind nun auch auf ↑ Instagram ↑ und ↑ Facebook ↑ aktiv. Wir freuen uns sehr, dass diese online-Angebote gut angenommen worden sind.
Doch auch analog wollten wir natürlich präsent bleiben. So haben wir gleich im Juni, als wir wieder mit Hygienekonzept öffnen durften, nicht nur Einblicke in unser Schloss und die museale Sammlung ermöglicht, sondern die Angebote für geführte Rundgänge durch den Schlosspark erweitert und draußen „Kaspar Hauser“ zu Gast gehabt. Leider konnten wir in diesem Jahr in unseren denkmalgeschützten Räumen keine Konzerte und Veranstaltungen durchführen, doch haben „Albert aus dem Schloss“ online seine Fundstücke und wir aktuelle Forschungen und Einblicke in unsere Arbeit präsentiert. In der Adventszeit konnten wir mit unserer Illumination des Schlosses mit 24 Bildern, die Geschichten von Ankunft und Nähe erzählten, noch einmal einen stimmungsvollen Akzent setzen.
Die Schließzeiten haben wir auch nutzen können, um wichtige Restaurierungsmaßnahmen zusammen mit dem Staatlichen Baumanagement umzusetzen. Die Front und die Südfassade des Schlosses wurden gestrichen, der Nordflügel erhielt nun im Erdgeschoss eine Heizung und die Ledertapeten werden im kommenden Monat neu präsentiert. Immer wieder erhalten wir bei diesen Arbeiten spannende Einblicke in die Schlossgeschichte. Die mittelalterlichen Bodenfliesen, die wir im Erdgeschoss entdeckt haben, können wir nun durch eine Glasabdeckung für alle sichtbar machen.
2021 ist vieles anders. Einige unserer Angebote können aufgrund der Corona-Pandemie nicht in gewohnter Weise stattfinden. Dafür treten andere Veranstaltungsformen in den Vordergrund. Präsentationen, wie zum Beispiel ein unterhaltsames Glossar zum Jubiläum des Landes Niedersachsen oder zum 200sten Gedenkjahr der Triangulation und Landesvermessung durch Carl Gauß, können digital und analog entdeckt werden.
Im kommenden Jahr planen wir zudem Ausstellungen, die zu Gesprächen zwischen den Generationen einladen und Brücken bauen sollen. Hierzu gehört eine Ausstellung, die unter dem Titel „Lang nicht mehr gesehen“ vom 28. März bis 31. Oktober 2021 Alltagsgegenstände präsentiert, die wir aus den Augen verloren haben. Ob Teppichklopfer, Zuckerbrechzange, Wäschestampfer oder Tonbandgerät: All diesen Dingen ist gemein, dass sie sich nahezu unbemerkt aus unserem Alltag geschlichen haben. Die Ausstellung widmet sich dem Zusammenhang von gesellschaftlichen Veränderungen und materiellem Kulturgut. Die Freude am (Wieder-)Entdecken und Betrachten steht dabei im Vordergrund.
Vom 28. November 2021 bis 28. Februar 2022 zeigen wir unter dem Titel „Alle Welt spielt“ eine Ausstellung in Kooperation mit dem Kinderhilfswerk Plan International Deutschland e.V. Spielen ist seit jeher ein Grundbedürfnis des Menschen. Diese Gemeinsamkeit ist Grundlage der Ausstellung, die selbstgefertigte Spielsachen aus 30 unterschiedlichen Ländern zeigt und durch historische Stücke aus der Museumssammlung ergänzt wird. Beide Ausstellungen werden gleich so geplant, dass wir sie auch online attraktiv präsentieren können.
Zu den größeren Restaurierungsmaßnahmen, die 2021 umgesetzt werden sollen, gehören auch die Arbeiten im Edo Wiemken Grabmal, wo wir 2019 und 2020 bereits das dringend notwendige Klimatisierungskonzept erarbeiten konnten. Der Schlosspark wird ebenfalls, dank der großzügigen Bundesmittel, weiter erforscht und saniert werden können.
Und ein großer Wunsch für 2021 ist natürlich, dass mit der Eindämmung der Corona-Pandemie auch die restaurierte Wetterfahne wieder auf den Schlossturm kommt. Das wäre doch ein schönes Zeichen! In einer Zeitkapsel werden wir, wie viele Generationen vor uns, dann bestimmt von den dramatischen Ereignissen im Jahre 2020 berichten.
Ich wünsche allen Schlossfreunden und -freundinnen ein gesundes und glückliches neues Jahr, in dem wir sicherlich auch oft persönlich miteinander viele Entdeckungen im Schloss und im Park machen können.
Viele Grüße von Antje Sander, die als Museumsleiterin immer wieder staunt, welche Entdeckungen das Schloss zu jeder Zeit zu bieten hat.