Von Anja Marrack, die bei uns als Museumspädagogin allen Interessierten das Schloss mit seinen Geschichten und Objekten nahe bringt.
Ein ruhiger, einsamer Sommer 2020 im Schloss? NEIN! Vorsicht ist ja nicht gleichbedeutend mit Stillstand. Wir von der Museumspädagogik haben uns also zusammengesetzt, mit dabei Sylke Barkmann und Katharina Nawratil, die die Kindergeburtstage im Schloss durchführen, und uns überlegt, wo die Möglichkeiten in den Einschränkungen liegen. Was geht? Was muss neu gedacht werden?
Die Gruselnacht mit meiner Kollegin Elisabeth Wilken, seit Jahren fester Bestandteil des Ferienangebotes im Schloss, konnte mit kleineren Anpassungen und weniger Kindern zum Glück problemlos stattfinden.
Aber was noch? Es sind ‚Die Schlossforscher‘ geworden. Ein neues Format für einen ganzen Tag im Schloss. Kleine Gruppen und viel Zeit zum Entdecken an sechs zum Glück meist sonnigen Tagen für ein überschaubares Team von Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren. Dazu ein historisches Rätsel, das es gemeinsam zu lösen gibt: Erstmalig in diesem Jahr “Das Rätsel um den verschwundenen Pfau”.
Auf der Suche nach der Auflösung und damit der Rettung des Pfaus ging es am Nachmittag durch Schlosspark und Schloss – bis “9 Detektive”, “6 Schlossentdecker”, “Die schlauen 5”, “Die Coolen” und das “Team 06082020” durch Geschick, Glück und Kombinationsgabe dem Geheimnis auf die Spur gekommen sind.
Das Basislager für die jungen Spurensucher, Geschichtskenner und Zeitdetektive haben wir im Innenhof aufgeschlagen. Zur Teambildung geht es am Vormittag mit extra dafür entwickelten ABC- und 1,2,3-Schlossheften selbstständig durch das Schloss. Gesucht sind Museumsstücke und Architektur, die mit dem richtigen Buchstaben anfangen oder die richtige Anzahl an Ecken wahlweise an Stufen haben. Für Nachfragen stehen wir als Joker bereit – aber aufgepasst, jede Nachfrage ist mit einem Punkt zu bezahlen. Da gilt es genau hinzuschauen, um gemeinsam mit Spaß und Können auch die kniffeligen Aufgaben zu meistern. Wörter sind zu vergleichen, Zahlen und Punkte zu zählen, bis sich alle zur Mittagspause im Hof als Team feiern. Eindeutig, der Teamgeist ist da und die Truppe fiebert ungeduldig neuen Aufgaben entgegen. Trotz schwüler Temperaturen sind am Nachmittag alle für die Suche nach dem verschwundenen Pfau bereit.
Aber zunächst bekommt jedes Kind eine Rollenkarte mit besonderen Fähigkeiten, die gebraucht werden, um das Schlossrätsel auch wirklich zu lösen. Aus Tom wird “Tom der Mutige”, der für Recht und Gerechtigkeit kämpft. Ida wird “Ida die Magische” und Micha-Tamme entscheidet sich kurzerhand, dass er für diese wahrlich historische Aufgabe lieber seinen friesischen Namen verwenden will. Als Schlossforscher hört er am heutigen Tag nicht mehr auf seinen Rufnamen Micha, sondern ausschließlich auf den Namen “Tamme der Tapfere”. Jetzt gilt es für das Team nach acht Stationen in Schloss und Schlosspark zu suchen, dort Hinweise zu finden und mit Hilfe ihrer Fähigkeiten, die Aufgaben zusammen zu lösen.
Das Highlight von Felix ist ganz klar sein Gespräch mit der alten, schon etwas zickig gewordenen Kassettendecke. “Die hat erst gesagt, was Sache ist, nachdem wir genau die Zahl 28 gewürfelt haben. Aus genau so vielen Holzquadraten hat Maria die nämlich machen lassen. Das rechnet man 7×4 Reihen, dann geht es eigentlich ganz schnell. Aber wir mussten ganz schön hin und her würfeln und wenn wir über 28 Punkten lagen, dann mussten wir alles wieder durch Zurückwürfeln abziehen. Aber am Schluss haben wir es doch geschafft!”
Zufrieden stürmen die Hellhörigen, Klugen, Weitsichtigen und ihre Kameraden nach bestandenen Abenteuern um 16 Uhr über den Schlossplatz auf ihre Eltern zu. Sie haben viel zu erzählen. Ruth erklärt ihrer Mutter: “Nächstes Jahr muss ich wieder dabei sein, denn dann bin ich unsichtbar!”, durfte sich doch jeder noch eine Eigenschaft hinzu wünschen, die allerdings erst beim nächsten Rätsel, im Sommer 2021, eingelöst werden kann.
Damit uns der Ideenreichtum der diesjährigen Schlossforscher nicht verloren geht, haben wir von jeder Gruppe einen Vorschlag für ein neues historisches Rätsel bekommen. Eines davon wird das Sommerrätsel für den Sommer 2021. Schon gespannt, was es dann für ein Geheimnis zu lüften gilt?