In den letzten Monaten haben wir während der „Lockdown“-Schließung des Museums auch die Präsentation im Erdgeschoss neugestaltet. Hier wird in den sogenannten „Bauernstuben“ noch vieles von der ersten Ausstellung, die seit 1921 hier aufgebaut wurde, spürbar. Behutsam haben wir modernisiert, stellt doch die inszenierte bäuerliche Kultur auch einen wichtigen Teil der Geschichte des Museums dar.
100 Jahre lang befindet sich das Museum nun im Schloss Jever, doch seine Geschichte ist älter. 1886 wurde der Aufbau einer eigenen musealen Sammlung durch die Gründung des Jeverländischen Altertumsverein forciert. Bereits 1887 konnte in der ehemaligen Festungsstrafanstalt an der Terrasse ein kleines Museum eröffnet werden, das dann 1902 in das Drostenhaus wechselte. 1918 musste das Museum wiederum seinen Standort verlegen und kam in die Bleekerschule. Dies war allerdings nur eine Übergangslösung, denn schon bald eröffneten sich ganz neue Perspektiven, von denen die Gründungsväter der musealen Sammlung vor 135 Jahren nur träumen konnten.
Nach der Abdankung des Großherzogs von Oldenburg im November 1918 fiel das Schloss zu Jever mit dem umliegenden Garten an den neu gegründeten Staat Oldenburg. Dieser nutzte es für die Unterbringung verschiedener Behörden. Doch schon 1921 konnte der Jeverländische Altertums- und Heimatverein Bereiche des Erdgeschosses und der Beletage museal nutzen und richtete rund 21 Schauräume ein. Dies wurde am 10. und 11. September 1921 mit einem großen Heimatfest eröffnet. Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die letzten Amtsstuben geräumt. Seit dieser Zeit können Besucher nun das gesamte Schloss erkunden.
Unsere Aufgabe ist es, das Museum den aktuellen Herausforderungen entsprechend anzupassen und zu verändern. Immer wieder hinterfragen wir daher die Präsentation und gestalten auch die ständige Ausstellung neu: die Forschung bringt neue Ergebnisse, wertvolle neue Objekte können erworben werden, Restaurierungen und archäologische Untersuchungen fördern spannende Details zur Geschichte hervor und die zeitgebundene Sicht auf die Dinge lässt neue Erkenntnisse zu: Geschichte ist in Bewegung und unsere Aufgabe ist es, dies auch in der Art der Präsentation der historischen Zeugnisse deutlich zu machen.
Als vor 100 Jahren das Museum in Schloss einziehen konnte, war dies nur aufgrund der revolutionären Veränderung der Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg möglich. Nun ist das Schloss mit seinen Schätzen, die zuvor lediglich der Repräsentation des Adels dienten, im demokratischen Sinne allen zugänglich und beherbergt darüber hinaus das kulturelle Erbe des Jeverlandes.
Wer noch mehr zur Geschichte des Museums und seiner Sammlung wissen möchte, wird bei den Online-Vorträgen fündig: 135 Jahre Museum des Jeverlandes – 100 Jahre Museum im Schloss.
Welche Spuren unsere Zeit wohl in dem Schloss und der musealen Sammlung hinterlassen wird?
Von Antje Sander, die nun schon auch ¼ der langen Zeit des „Museums im Schloss“ darauf aufpassen darf.