Als kostbare Gaben zu besonderen Feierlichkeiten haben Mörser aus Bronze seit dem späten Mittelalter auch in Friesland Tradition. In unserer Sammlung und in privaten Haushalten befinden sich seltene Stücke aus dem 16. bis frühen 19. Jahrhundert, die mit ihren Inschriften und Verzierungen auf ihre Besitzer und deren Leben verweisen. Stilistisch und aufgrund ihrer Herstellungstechnik wird auch hier die enge Verbindung des norddeutschen Raumes mit den Niederlanden sichtbar.
Als repräsentativer Gegenstand dienten diese Stücke dazu, feine Pulver und Pasten herzustellen. Der Gebrauch von Gewürzen und Arzneien war hier Statussymbol und der Besitz der kostbaren Mörser auch eine Kapitalanlage. Zudem konnte man mit Inschriften, Ornamenten, Gravuren dauerhafte Erinnerungsstücke schaffen.
Mörser als Nebenprodukt von Glocken- und Geschützgießern
Der Bronzeguss war im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit ein spezialisiertes Handwerk. Die Kupfer-Zinn-Legierung weist beim Mörserguss zumeist einen Zinnanteil von 20 % auf. Zum einem gab es Wandergießer, die größere Glocken gleich in der Nähe des späteren Standortes gegossen haben und dann als Nebenprodukt auch den Guss von Mörsern im Wachsausschmelzverfahren angeboten haben.
In größeren Städten hatten sich zudem Gießerwerkstätten etabliert, die nicht nur Glocken oder Geschütze, sondern auch Mörser und anderes Kleingerät gegossen haben. Diese konnten hochwertige dickwandige Mörser mit Inschriften und aufwendigen Verzierungen herstellen. Grapengießer oder später die Rotschmiede produzierten im 19. Jahrhundert dünnwandigeres Gerät aus Messing (eine Kupfer-Zink-Legierung) im Sandgussverfahren.
Da der Materialwert hoch und die Herstellung auswendig war, wurden Bronzemörser zumeist als Auftragsarbeit gefertigt. Insbesondere die gegossenen Inschriften sollen dauerhaft an ihre Besitzer erinnern und von ihrer Geschichte erzählen.
Sie wurden oft über Generationen hinweg vererbt und an gut sichtbaren Stellen in den repräsentativen Wohn- oder Geschäftsräumen präsentiert. Mit Namen, Hausmarken oder einer Jahreszahl sowie dekorativen Elementen versehen repräsentieren sie im Haushalt Beständigkeit und Tradition.
Der Mörser wurde im Jahr der Deportation mit der Gedenkschrift ausgestattet und von einer Nachbarin verwahrt.
Der Gebrauch von Gewürzen in der Küche spielte für die Speisenbereitung auch in Friesland eine wichtige Rolle. Neben einheimischen Küchenkräutern, wie Bohnenkraut, Fenchel oder Liebstöckel, kamen auch exotische Gewürze zum Einsatz. Pfeffer, Kümmel oder Anis wurden auf den überregionalen Märkten in Bremen und Emden in getrockneter Form eingekauft und dann von speziellen Gewürzhändlern in der Region vermarktet.
Erst in der heimischen Küche wurden die harten Kerne, Kapseln oder Schoten im eigenen Mörser zerrieben, zerstoßen und zu feinen Pulvern und Pasten verarbeitet. Sie machten auch fade Breie oder Eintöpfe schmackhaft und bekömmlich.
Diese Küche wurde vor rund 100 Jahren im Schloss als musealer Schauraum eingerichtet. Sie zeigt einen offenen Kamin und zahlreiches Küchengerät. Mit den Mörsern konnte man die feinen Gewürzmischungen für die winterlichen Köstlichkeiten herstellen.
(Rezept nach: Bernhardine Westing, Die Wangerooger Küchen 1857)
(Rezept nach: Bären-Apotheke, Jever)
Der Gebrauch der Mörser und ihre Weiterentwicklung für pharmazeutische Zwecke hängt enge mit der Privilegierung von Apotheken seit dem Spätmittelalter zusammen. In unserer Region wurden die ersten Apotheken im 17. Jahrhundert durch den Landesherrn eingesetzt – und auch die ältesten Apothekermörser datieren in diese Zeit. Die verschiedenen Arbeitsgänge zu Medizinherstellung erforderten Mörser in unterschiedlichen Größen und Materialien. In eigenen, oft im Keller untergebrachten Stoßstuben wurden die Ingredienzien zerstampft, zermahlen und zerrieben.
Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich der wissenschaftliche Nachweis der Giftigkeit von Grünspan mehr und mehr durch. Die Möglichkeit harte Porzellanmörser herzustellen, wies den alten Bronzemörsern in den Apotheken dann eine rein repräsentative und dekorative Funktion in den Geschäftsräumen zu.
1768 ließ Elisabeth, die Tochter des Apothekers Melchior Hemcken, diesen Mörser gießen. Im zeitgenössischen Postament konnten Rohstoffe für die Arzneiherstellung aufbewahrt werden.
- Getrockneter Salbei wirkt entzündungshemmend und ist ein guter „Halströster“
- Getrockneter Thymian wirkt schleimlösend und erleichtert das Abhusten
- Die Kräuter im Porzellanmörser fein zerstoßen und reiben bis ein feines Kräutermehl hergestellt ist.
- Eine Handvoll Zucker in der Pfanne karamellisieren lassen und anschließend ohne weitere Hitze 3 Esslöffel Honig dazu geben und vermengen.
- Dann nach Geschmack die gemörserten Kräuter zusammen oder einzeln unterrühren.
- Die zähflüssige Masse mit einem Löffel auf Backpapier tropfen lassen. Wenn die Tröpfchen etwas abgekühlt sind, kann man sie mit Wasser befeuchteten Fingern zu kleinen Pastillen drehen.
- ist sekretlösend und unterstützt das Abschwellen der Schleimhäute,
- ist ein milder Erkältungsbalsam, der entkrampfend und antibakteriell wirkt.
- Den Backofen auf ca. 70 Grad heizen.
- Ca. 5 g Anissamen im Mörser gründlich zerstoßen, so dass die ätherischen Öle freigesetzt werden.
- Ca. 50 g geklärte Butter im Wasserbad erhitzen und schmelzen lassen.
- Den gemörserten Anis dazugeben und alles in ein sauberes Glas mit Schraubverschluss füllen, gut verschließen und für 2-4 Stunden in den erwärmten Backofen stellen, ab und zu schütteln, damit sich alles gut vermischt.
- Anschließend die Anisbutter filtern und in kleine verschließbare Gläschen füllen, kühl lagern.