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Obwohl die Musik vom Plattenteller seit den ausgehenden sechziger Jahren die Liveacts in den Tanzlokalen vielfach ersetzte, wurden Konzerte als zusätzliche Angebote und Einnahmequellen auch in den neu entstandenen Diskotheken durchgeführt.
Zu denjenigen, die mit großem Engagement auch die Livemusik förderten, gehörte Wolfgang Schönenberg (1948 – 2003). Schon in der 1972 von ihm übernommenen Diskothek Scala in Lastrup, die bis 1977 bestand, führte er Veranstaltungen mit Bands wie Scorpions, Neu oder Schicke Führs Fröhling durch. Nachdem diese Diskothek geschlossen wurde, widmete er sich einem neuen Projekt in Harkebrügge, ebenfalls im Oldenburger Münsterland. Das 1978 in einem Saalbetrieb eröffnete Charts sollte neben dem Diskobetrieb wiederum zu einer Stätte vieler Auftritte von Bands aus dem In- und Ausland werden.
Das Charts um 1978. Foto: W. Schönenberg
Zwischen 1978 und 1982 sowie von 1989 bis 1997 (von 1983 bis 1988 hatte er das Charts verpachtet) organisierte Wolfgang Schönenberg 102 Konzerte. Die meisten Auftritte fanden in der Diskothek statt, einige in Zeltanbauten und wenige in externen Veranstaltungsräumen, wie z. B. die Münsterlandhalle in Cloppenburg.
Auch wenn sich – so Schönenberg – die wenigsten Konzerte finanziell lohnten, dienten sie doch immer auch der Imagepflege. Neben zahlreichen Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre bereits etablierten Bands, wie z. B. Hoelderlin, Epitaph, Octopus (alle dem Progressive Rock verbunden) oder Ian Carr’s Nucleus, Barbara Thompson’s Paraphernalia, die Jan Akkerman Band (alle Jazz Rock-Fusion) engagierte er auch aktuelle Top-Acts wie die ostdeutsche Band City mit ihrem Hit „Am Fenster”. Außerdem bot er jungen deutschen Bands, die die damals aktuellen rockmusikalischen Strömungen repräsentierten, ein Podium: Heinz Rudolf Kunze (1982), Fee, Neon Judgement, Cats TV, (Punk, New Wave, NDW). Auch in den 1990er Jahren blieb Schönenberg am Puls der Zeit; er engagierte Bands vom Independent (M Walking on the Water, Phillip Boa, Das Auge Gottes) bis hin zum Electropop z. B. mit Welle:Erdball.
Wolfgang Schönenberg (re.), Mick Franke und Heinz Rudolf Kunze (links), 1982
Die Plakate spiegeln das Konzertgeschehen in der hiesigen Region wider, wie es ähnlich auch in anderen Diskotheken dieses Zeitraumes zu finden war, z. B. im Newtimer (Zetel), im Old Inn (Aurich) oder im Ede Wolf und im Renaissance (beide Oldenburg). Darüber hinaus vermitteln sie als druckgrafisches Medium Einblicke in die vielseitige und oft auch qualitätvolle Gestalt der populären visuellen Künste.
Alle Zitate von Wolfgang Schönenberg zu den Konzerten wurden seiner von Hildegard Schönenberg († 13.02.2021) posthum herausgegebenen Autobiografie „Nur nicht bürgerlich” entnommen. Als Quellen wurden Internetseiten der Bands sowie private und werbliche Plattformen und Foren* verwendet. Da die dort gefundenen Angaben zu den Besetzungen zu den jeweiligen Zeitpunkten oder auch zu den Erscheinungsdaten von Tonträgern nicht immer verifizierbar und nicht unbedingt fehlerfrei sind, würden wir uns über Hinweise zu Unstimmigkeiten freuen.
Die umfangreiche Sammlung von Plakaten, die etwa die Hälfte der Konzerte im Charts dokumentiert, wurde durch den Freundeskreis des Schlossmuseums Jever erworben.
Zu den Informationen über die Bands hat Herr Maxim Wegner (Hamburg) im Rahmen seiner Fortbildung durch “Musealog” im Schlossmuseum Jever beigetragen.