Liebesbrief der Grete Kloppenburg aus der Wesermarsch, 1698, Sammlung Tiesler

Trotz aller strengen Regeln, Ehehemmnisse und Verbote bis weit in das 20. Jahrhundert spielten dennoch Liebe, Sehnsucht und Verlangen für die Partnerwahl immer eine Rolle. Mit eigner Hand schreibt Grete ihrem Geliebten, den sie kosend „liebstes Kind“ nennt, einen Brief, damit er, der sich mit seiner Familie zerstritten hat, zu ihr zurückkomme:

… denn ich begehre nicht länger zu leben, ich wollte viel lieber sterben, als dass ich länger von Dir konnte sein, denn ich weiß vor Liebe mich nicht zu lasse. Wenn ich des nachts auf dem Bette liege und schlafe, so kommt es mir vor, als wenn Du so freundlich mit mir redest und bist immer bei mir. Aber wenn ich aufwache, so finde ich Dich nicht, so bin ich dann von Herzen betrübt. Und liegst mir immer im Sinn, so bitte ich Dich, mein liebes Kind, du wollest doch einmal wieder zu mir kommen, wo du mich liebtest, so weiß ich, Du wirst es nicht lassen, denn ich liebe Dich von Herzen. Von allen in der ganzen Welt bist Du meine Freude und Leid.

… Die Liebe, die ich gegen Dir trage, in Dir trage, die kann kein Mensch zu der ganzen Welt beschreiben. Deine freundliche Liebe, die Du mir ganz beschreibst, die ist mir in mein Herz vertiefet, dass ich nicht von Dir konnte sein. Die Zeit wird mir so lang, ehe Du einmal wieder zu mir kommst …

Ich bin Dir… zu der ganzen Welt, die Dich am meisten liebet und ehret;

so lange sich dieser Wind mit seinen gleichen paaren,

so lange ein Schiff wird über den Wolken fahren,

so lange Sonn und Mond noch haben ihren Schein

so lange sollst Du mein Herz aller Liebster sein

Komm doch einmal wieder zu mir, denn mich verlanget von Herzen einmal bei Dir zu sein …

Diesen Bericht wird Dir zu geschrieben von der, die Dich Herz inniglich liebet auf dieser Welt, die Dich treu verbleibet bis in den Tod. Anno 1698, den 17. Oktober Grete Kloppenburg mein Handt

(Transkription und leichte Anpassung an heutiges Hochdeutsch)