Wissensdurst und Forscherdrang!
Zum 250. Geburtstag des Orientforschers
Ulrich Jasper Seetzen (1767 – 1811)

29. September – 30. Dezember 2017

Moccah, die letzte Station Seetzens. In: C. Strahlheim: Die Wundermappe. Asien. 1837
Moccah, die letzte Station Seetzens. In: C. Strahlheim: Die Wundermappe. Asien. 1837

Wie spannend das Sammeln, Forschen und Entdecken sein kann, lässt sich an Leben und Werk des aus den friesischen Marschen stammenden Ulrich Jasper Seetzen aufzeigen. Er gehörte zu den bedeutendsten Forscherpersönlichkeiten um 1800 und hatte Kontakte zu den großen Gelehrten seiner Zeit, wie z.B. Alexander von Humboldt.

Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal die Schätze in Friesland, die Seetzen von seiner Orientreise nach Gotha geschickt hatte: Tiermumien und altägyptische Kostbarkeiten. Präsentiert werden spannende Objekte aus den Themenfeldern Universelles Sammeln, Faszination Fremde, Angewandte Wissenschaft und Abenteuer Reisen. Viele Mitmach-Aktionen sollen zu eigenen Entdeckungen anregen.

“Fremde Länder und Nationen zu sehen, mich mit ihren Sitten, Gebräuchen und Meinungen bekannt zu machen und ihre mannigfachen Natur- und Kunstproducte durch eigene Ansicht kennen zu lernen, war seit meinen reifem Jahren beständig einer meiner feurigsten Wünsche.”
Seetzen an den Direktor der Seeberger Sternwarte Franz Xaver von Zach in Gotha, 1802

“Ein grosser Teil des cultivierten Europa wird sich für mich und meine Unternehmungen interessieren und je nachdem ich seiner Erwartung entspreche oder nicht, wird mein Ruhm oder meine Schande gross seyn. Durch Ehrbegierde und Sucht nach Kenntnissen angespornt, will ich das mir vorge­ steckte Ziel erreichen oder im Laufe der Zeit zugrunde gehen.”
Seetzen, Reiseplan, 1802

Informationsmaterial & Veröffentlichungen

Begleitprogramm
Wissensdurst und Forscherdrang! Zum 250. Geburtstag des Orientforschers Ulrich Jasper Seetzen (1767 – 1811)

19. bis 21. September 2017:
Wissenschaftliche Tagung als Kooperation der Landesbibliothek Oldenburg, der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, der Oldenburgischen Landschaft und des Schlossmuseums Jever

29. September 2017 – 20:00 Uhr
“Tausendundeine Nacht – Luther, Seetzen und ein Kultbuch der Weltliteratur”Erzählkonzert und Lesung mit der Orientalistin und Übersetzerin Dr. Claudia Ott im Schlossmuseum Jever

15. 0ktober 2017 – 11:00 bis 12:00 Uhr
Sonntagsmatinee.
Naturkundliche Beobachtungen Ulrich Jasper Seetzens in seiner nordwestdeutschen Heimat. Lesung mit Werner Menke aus Notizen und Aufsätzen des jeverländischen Forschers mit kommentierenden Anmerkungen (Eintritt 3,- €)

Im November jeden Samstag 14:00 bis 16:00 Uhr Forscherworkshops für Kinder und Jugendliche mit Anja Marrack im Forscherlaboratorium “Seetzen”.
Ob Gesteine, Tiere, Pflanzen oder Astronomie; Ulrich Jasper Seetzen war an allem interessiert, was seinem wachen Blick begegnete. Dazu gehörte auch das Leben direkt vor seiner Haustür, wie seine Forschungsreisen nach Wangerooge zeigen. Im Laboratorium wird jede Woche aufs Neue geforscht und ausprobiert (Eintritt frei)

25. November 2017 – 18:00 bis 21:00 Uhr
“Sternengucker” – Soiree im Schlosspark mit Arthur Weber (1. Vorsitzender des Astronomieclubs Ostfriesland e.V.) (Eintritt 3,- €)

14. Dezember 2017 – 19:30 Uhr
Offene Führung durch die Ausstellung mit Prof. Dr. Antje Sander (Eintritt frei)

17. Dezember 2017 – 15:00 bis 17:00 Uhr
Tag der offenen Tür
Ägyptens Götter entdecken mit Anja Marrack (Eintritt frei)

Anmeldungen für Führungen und die museumspädagogischen Aktionen:
Tel. 04461-96935-0
Mail service@schlossmuseum.de

Schlossmuseum Jever
Schlossplatz 1
26441 Jever

Porträt U.J. Seetzen (1767 – 1811), Schabkunstblatt, Verlag Bierweiler, 1. Hälfte 19. Jh. (Ausschnitt)
Wissensdurst und Forscherdrang ...
Vor 250 Jahren wurde Ulrich Jasper Seetzen in Friesland geboren. Als Sohn eines begüterten Landwirts besuchte er die Lateinschule in Jever und studierte in Göttingen Medizin und Naturwissenschaften. Hier lernte er bedeutende Gelehrte kennen.

Die Reisen seiner Kommilitonen Alexander von Humboldt und Friedrich Hornemann nach Südamerika und Afrika regten ihn zu eigenen Plänen an. Er wollte das unbekannte äquatoriale Afrika von Ost nach West durchqueren. Die Fürstin Friederike Auguste Sophie von Anhalt-Zerbst und Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg finanzierten ihn.

Am 13. Juni 1802 verließ Seetzen Jever und reiste über Gotha, Wien, Budapest, Bukarest, Konstantinopel, Aleppo, Damaskus und Jerusalem nach Kairo. 1811 wurde er im Jemen, noch vor der geplanten Durchquerung Afrikas, wahrscheinlich ermordet.

Seetzen lernte Arabisch, studierte den Koran, erwarb orientalische Manuskripte und Altertümer, sammelte Pflanzen und Mineralien und schickte sie an den Herzog nach Gotha. Sorgfältig hielt er überall seine Beobachtungen über Natur, Kultur, Geschichte, Sprachen und Alltagsleben fest. Seine Objekte, Tagebücher und Briefe sind wichtige Grundlagen der Orientforschung.

Seetzens Toleranz, sein allumfassender Wissensdurst und Forscherdrang sind unmittelbarer Ausdruck der Aufklärung. Wie sein Zeitgenosse Goethe erkannte er: Orient und Okzident sind nicht ohne einander zu denken.

Ulrich Jasper Seetzen: Handzeichnung im Reisetagebuch, 1808